Worin liegen die Nachteile der neuen europaweiten Bankenregulierung für die deutschen Volksbanken?
Eine vernünftige Regulierung ist natürlich geboten. Für mich erschließt sich aber der Nutzen einer EU-weiten Einlagensicherung nicht. Die Volks- und Raiffeisenbanken bieten ihren Kunden einen besseren Schutz als alles, was in der EU zu diesem Thema diskutiert wird. Die Regulierungswelle könnte dazu führen, dass unserem Geschäftsmodell unverhältnismäßige Regeln und damit den Kunden Kosten auferlegt werden.
Gibt es weitere Beispiele?
Uns würde zum Beispiel mit Wucht treffen, wenn die an die Bankenaufsicht zu liefernden Finanzdaten ausgeweitet würden. Für die Frankfurter Volksbank wäre das kaum zu bewältigen, für viele kleinere Volks- und Raiffeisenbanken erst recht nicht. Und ich sehe hier auch keinen zusätzlichen Erkenntniswert für die Bankenaufseher.
Sie sind seit April 2012 erste Chefin einer großen Volksbank. Auch die Bankenaufsicht wird von zwei Frauen geführt. Sind Finanzaufseherinnen besser als ihre männlichen Kollegen?
Entscheidend sind Fachwissen und soziale Kompetenz. Aus meiner Sicht funktioniert die Banken- und Finanzaufsicht in Deutschland unter BaFin-Chefin Elke König und Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger sehr gut. Dank solcher Beispiele werden Frauen in Führungspositionen immer selbstverständlicher.
Haben es Frauen im traditionell an der Spitze männlich dominierten Bankwesen immer noch schwerer, ins Top-Management aufzusteigen?
Für mich und die Frankfurter Volksbank entscheidet das Fachliche und Menschliche, nicht das Geschlecht. Aber in einer Zeit, in der mehr als 50 Prozent der Hochschulabgänger weiblich sind und der Frauenanteil unter den sehr guten Absolventen sogar noch höher ist, muss jeder ein Interesse daran haben, diesen weiblichen Talenten alle Chancen zu eröffnen.
Was halten Sie von gesetzlichen Frauenquoten für Führungsgremien?
Ich hoffe, dass eine Quote nicht nötig ist.