Chefin der Volksbank Frankfurt "Noch mehr Daten zu liefern, ist kaum zu bewältigen"

Eva Wunsch Weber, die Chefin der Frankfurter Volksbank, über die Nachteile der neuen EU-Bankenregulierung, ihre Sparpläne und Frauen in der Finanzbranche.

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Eva Wunsch-Weber Quelle: Bert Bostelmann für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Wie reagiert Ihre Bank auf das Riesenproblem aller Kreditinstitute, die niedrigen Zinsen? Gehen Sie höhere Risiken ein?

Wunsch-Weber: Auf keinen Fall, die Volksbank Frankfurt bleibt im besten Sinne konservativ. Aber das Problem wird uns sicher noch eine ganze Zeit begleiten. Um das auszugleichen, wollen wir das Kreditgeschäft weiter beleben, aber auch sparen.

Woran?

Mir ist wichtig, dass es nicht die Mitarbeiter trifft. Wir werden unsere Prozesse etwa bei der Datenverarbeitung oder im Einkauf noch weiter verbessern. Zudem gehen wir davon aus, dass die Vorsorge für Kreditrisiken unser Ergebnis nicht wesentlich belasten wird.

Wie vermeiden Sie zu hohe Risiken?

Wir verfolgen ein risikoarmes Geschäftsmodell, verzichten auf individuelle Zielvorgaben und zahlen den Mitarbeitern keine leistungsabhängige Vergütung. So können sie ihre Kunden mit Blick auf deren Wünsche und Bedarf beraten. Zahlungen über das Fixgehalt hinaus bemessen wir allein am Gesamterfolg des Unternehmens, was zudem den Zusammenhalt stärkt.

Angesichts mangelnder Anlagemöglichkeiten stürzen sich derzeit viele Banken auf die vermeintlich lukrativen Firmenkunden. Müssen Sie sich jetzt einen Preiskampf mit Großinstituten liefern?

Einen Preiskampf und Verdrängungswettbewerb im Firmenkreditgeschäft fürchte ich nicht, denn mittelständische Unternehmer schauen genau hin, was ihnen geboten wird und erwarten dauerhafte Verlässlichkeit. Für sie zählt das Gesamtpaket, bei dem wir – wo es sinnvoll ist – auch Kredite mit öffentlicher Förderung einbinden.

Was bieten Sie Ihren Firmenkunden?

Sie können sich darauf verlassen, dass wir bei unserer seit 150 Jahren bewährten Strategie bleiben und sie auch in Zukunft mit uns Geschäfte machen können. Und wir verkaufen keine Kredite an Investoren, sodass unsere Schuldner nicht mit einem plötzlichen Gläubigerwechsel rechnen müssen.

Wird der Kostendruck kleinere Genossenschaftsbanken zwingen, unter das Dach der Frankfurter Volksbank zu schlüpfen?

Die Frankfurter Volksbank hat in der Vergangenheit zahlreiche Fusionen in der Rhein-Main-Region gestaltet. Bei den Genossenschaftsbanken wird ein solcher Schritt nur durchgeführt, wenn die Kunden und Mitglieder davon überzeugt sind und die Vertreterversammlung zustimmt. Die Mitarbeiter haben ihre Jobs behalten, und den neuen Kollegen aus kleineren Häusern haben sich größere Karrierechancen eröffnet. Im Moment ist aber nichts dergleichen in Anbahnung.

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