Trennung von Geschäften, Kapitalerhöhung, Stellenabbau – mit einem tiefgreifenden Umbau will die Credit Suisse eine der schwersten Krisen ihrer Geschichte überwinden. Dazu wird vor allem das Investmentbanking eingedampft und ein bedeutender Teil des Bereichs verbriefte Produkte an den US-Finanzinvestor Apollo und die Allianz-Tochter Pimco verkauft, wie die Schweizer Großbank am Donnerstag verkündete. Zusätzlich plant sie eine Kapitalerhöhung über vier Milliarden Franken, die teils von Profi-Anlegern wie der Saudi National Bank gezeichnet werden soll. Als Teil der Sanierung streicht der Zürcher Traditionskonzern kurzfristig 2700 Stellen. Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Konzernumbau brockten der Credit Suisse im dritten Quartal einen Verlust von vier Milliarden Franken ein.
„Das ist ein historischer Moment“, sagte Konzernchef Ulrich Körner, der das Steuer erst Ende Juli übernommen hatte. Nach einer Reihe von Fehlschlägen wie dem Kollaps des Großkunden Archegos hatte die 166 Jahre alte Bank die Konzernspitze praktisch vollständig ausgewechselt. Die nun angekündigte Neuausrichtung durch den früheren McKinsey-Berater und Sanierungsexperten ist die dritte Kurskorrektur seit 2015. Damit nähert sich die Credit Suisse weiter dem Modell der Rivalin UBS an, die das Investmentbanking bereits vor rund zehn Jahren stutzte und sich auf die Vermögensverwaltung ausrichtete.
Die Credit Suisse will sich auch von weiteren Geschäften trennen und ihre Sparbemühungen verschärfen. Bis 2025 soll der Personalbestand auf rund 43.000 Personen von zuletzt rund 52.000 sinken. Bis 2025 will die Bank die Kosten auf 14,5 Milliarden Franken drücken. Das bisherige mittelfristige Sparziel hatte sich auf 15,5 Milliarden Franken belaufen.
Kunden ziehen Vermögen in Milliarden-Höhe ab
Die anhaltenden Turbulenzen haben auch Auswirkungen auf das Geschäft: Kunden zogen im dritten Quartal 12,9 Milliarden Franken ab. Im Vorquartal hatten sich die Abflüsse auf 1,4 Milliarden Franken belaufen. Zum vierten Mal in Folge meldete das Institut einen Quartalsverlust – diesmal noch belastet von 3,7 Milliarden Franken an Abschreibungen im Zusammenhang mit der neuen Strategie. Analysten hatten einer von dem Institut selbst erhobenen Umfrage zufolge durchschnittlich mit einem Fehlbetrag von 413 Millionen Franken gerechnet. „Das dritte Quartal und der bisherige Jahresverlauf 2022 wurden durch die anhaltend schwierigen Markt- und makroökonomischen Bedingungen erheblich beeinträchtigt“, erklärte Körner. „Dies führte zu schwächeren Ergebnissen, insbesondere bei unserer Investment Bank“. Dort verbuchte die Bank einen Vorsteuerverlust von 640 Millionen Franken.
Die Kernkapitalquote (CET1 Ratio) verschlechterte sich per Ende September auf 12,6 Prozent von 13,5 Prozent Ende Juni. Bis 2025 soll diese nun auf mehr als 13,5 Prozent steigen, ab dem nächsten Jahr bei mindestens 13,0 Prozent liegen.
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