HSH Nordbank Viel Verlust und wenig Transparenz

Stefan Ermisch, CEO der HSH Nordbank Quelle: REUTERS

Die HSH Nordbank meldet für 2017 einen Verlust von über 450 Millionen Euro. Schuld daran ist auch ein Milliardenabschlag, über den die WirtschaftsWoche bereits vergangene Woche berichtet hat.

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Wohl selten wurde ein schlechtes Jahresergebnis so euphorisch vorgetragen wie von HSH-Nordbank-Chef Stefan Ermisch am Donnerstag in Hamburg. Die Landesbank fährt zwar 2017 einen Verlust von 453 Millionen Euro vor Steuern ein. Trotzdem gibt sich Ermisch selbstsicher. "Wir sind mächtig in Bewegung", sagt er, und "was wir anbieten, ist grundsolide". Der HSH-Chef macht keinen Hehl daraus, dass er froh ist, den anstrengenden Verkauf der Bank endlich hinter sich zu haben und sein Institut nun in privaten Händen zu wissen.

Ende Februar wurde die HSH an eine Bietergruppe rund um die US-Investoren Cerberus und J.C. Flowers verkauft, für einen Preis von rund einer Milliarde Euro. Wegen unerlaubter Beihilfe hatte die EU-Kommission von den Eigentümern Hamburg und Schleswig-Holstein verlangt, die Bank zu verkaufen. Wäre das gescheitert, hätte die HSH abgewickelt werden müssen.

Aber auch ohne den Verkauf hätte die Bank ein Jahresergebnis von 238 Millionen Euro erzielt. Diese Zahlen dürften nicht in der Größenordnung liegen, in der die Käufer zu rechnen gewohnt sind. Ermisch betont zwar die gute Lage der nun übrig bleibenden Kernbank, aber auch die muss ihre angebliche Stärke erst unter Beweis stellen. Für das aktuelle Jahr rechnet die Bank ebenfalls mit einem Verlust vor Steuern von rund 100 Millionen Euro. Ermisch deutete zwar einen weiteren Stellenabbau an, wollte sich aber nicht genauer dazu äußern. Schon jetzt soll die Zahl der Beschäftigten bis 2019 auf unter 1600 sinken.

Bis es soweit ist, muss Ermisch die hohen Verluste des Verkaufs erklären. Grund für das Minus in den Büchern der HSH ist eine umfangreiche Portfoliotransaktion, für die die Bank zusätzliche Risikovorsorge bilden musste. Aber die Transaktion sei eben eine "Grundbedingung für die Privatisierung", sagt Ermisch. Denn eine Investorengruppe rund um Cerberus nimmt der Bank faule Kredite in Höhe von 6,3 Milliarden Euro ab. Ohne diesen Kehraus ließe sich die Bank nicht verkaufen, die Transaktion ist Teil des "Gesamtkonstrukts", sagt Ermisch.

Schon in der vergangenen Woche hatte die WirtschaftsWoche aufgedeckt, dass das Portfolio mit dem internen Namen "X-Portfolio" vor allem für die Käufer ein sehr lukratives Geschäft war. Denn während die HSH die Kredite Ende Dezember in ihren Büchern noch mit 3,5 Milliarden Euro bewertete, zahlten Cerberus und Co. für das Portfolio nur 2,45 Milliarden Euro. Sie bekamen also einen gravierenden Abschlag von rund einer Milliarde Euro, der genau dem Kaufpreis entspricht, den sie, zusätzlich zum Portfolio-Kaufpreis, für die Bank zahlen.

von Saskia Littmann, Cornelius Welp

"Das ist ein Portfolio mit großen Klumpenrisiken", erklärt Ermisch. Da seien derartige Abschläge angesichts der aktuellen Marktsituation völlig normal. "Wir sind mit dem Prozess extrem glücklich", sagt Ermisch. Der Abschlag werde durch zusätzliche Risikovorsorge gestemmt, die die Bank gebildet habe. Diese erkläre auch das große Minus in ihren Büchern. Der Preis von 2,45 Milliarden Euro für die Kredite, so Ermisch, wurde von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer ermittelt. Den habe man so akzeptiert. Allerdings, räumt er ein, gab es keine Alternative zum Kreditverkauf. Insgesamt sind allerdings viele Kredite des X-Portfolios durch die 10-Milliarden-Garantie der Länder gedeckt, welche Hamburg und Schleswig-Holstein der Bank gewährt haben, um sie vor der Pleite zu retten.

Ausschuss diskutiert WiWo-Bericht

Viele Politiker im Norden sind mit dem Prozess trotzdem nicht zufrieden, denn das entsprechende Gutachten hält die Bank unter Verschluss. Diese mangelnde Transparenz war Teil einer ausführlichen Diskussion, die am Dienstagabend in einem Ausschuss der Hamburger Bürgerschaft stattfand. Der WiWo-Bericht war dort Anlass für eine lange Debatte um das X-Portfolio. Denn auch wenn die zusätzliche Milliarde durch Risikovorsorge der Bank gedeckt wird, wird ein Großteil der zu übertragenden Kredite eben durch die Garantie gedeckt, die die Länder voll ausschöpfen wollen. Es stellt sich also die Frage, ob die nun gefundene Lösung für die Länder tatsächlich die günstigste ist.

Laut Insidern gab es andere Interessenten, die zwar einen niedrigeren Kaufpreis geboten, aber auch weniger Garantien in Anspruch genommen hätten. Der US-Investor Apollo etwa habe die faulen HSH-Kredite ohne zusätzliche Ländergarantien abwickeln wollen, sagen Insider.

Ob die den Abgeordneten in Hamburg und Schleswig-Holstein nun vorliegenden Unterlagen diese Fragen beantworten werden, ist unklar. Offenbar haben die Hamburger Vertreter zwar mittlerweile Unterlagen zur Einsicht bekommen, viele Verträge seien aber da gar nicht enthalten. Zudem enthielten auch die vorhandenen Papiere viele geschwärzte Stellen.

Die Abgeordneten in Schleswig-Holstein haben dem Verkauf am Donnerstag trotzdem einstimmig zugestimmt. Die Hamburger Bürgerschaft muss nun nachziehen, auch die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie die Brüsseler EU-Kommission müssen den Verkauf noch durchwinken. Gleiches gilt für den Bankenverband BdB. Dieser muss entscheiden, ob die neue HSH nach einer Übergangsfrist Mitglied im Sicherungssystem der privaten Banken wird. Auch dies ist Verkaufsbedingung.

Optimist Ermisch hat daran keine Zweifel. "Dafür gibt es aus meiner Sicht keine Alternative", sagt der HSH-Chef. Die Bank sei "bärenstark kapitalisiert". Er erwarte den Abschluss des Prozesses, das sogenannte Closing, frühestens im Juni, voraussichtlich aber spätestens im dritten Quartal.

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