Hypo Alpe Adria Gläubiger fordern Kärntens letztes Hemd

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Weniger Investoren, weniger Arbeitsplätze

Weil die Landesregierung auch im Bildungsbereich den Rotstift ansetzt, soll die Volksschule Wachsenberg zusammen mit rund 20 weiteren Volks- und Kleinschulen bis 2018 geschlossen werden. Für Leeb würde das die Versetzung in eine andere Schule bedeuten: "Man hat mir schon vor Jahren einen Posten angeboten, der näher an meinem Heimatdorf liegt, aber ich stehe für diesen Standort", sagt Leeb. Wieder klopft es an seiner Tür. Diesmal ist es eine Schülerin mit einem Teddybären unter dem Arm. "Herr Lehrer, Herr Lehrer, haben Sie Uhu, der Bär hat ein Auge verloren." Leeb weiß wohl, dass er in Wachsenberg gebraucht wird.

"Wenn die Haftungen schlagend werden, ist hier Griechenland", sagt der Schulleiter. So könnte die Schule nur der erste grobe Einschnitt in das soziale Gefüge des Dorfs gewesen sein: "Der Kindergarten ist ebenfalls von der Schließung bedroht", sagt Bürgermeister Petritz. Spardruck, wohin man schaut.

Perspektiven, die auch den Präsidenten der Wirtschaftskammer Kärnten, Jürgen Mandl, sorgen. "Natürlich werden uns die Haftungen in irgendeiner Form treffen, aber trotzdem werden die Unternehmer weiter Geschäfte machen müssen", sagt Mandl. Unter dem Sparprogramm des Landes leidet die Kärntner Wirtschaft bereits jetzt. "Besonders betroffen ist das Baugewerbe", sagt Mandl, "im Hochbau kommen 30 Prozent und im Tiefbau 70 Prozent von der öffentlichen Hand. Diese Projekte sind nun gefährdet." Ihn beunruhigt die Kärntner Arbeitslosenquote von 9,7 Prozent im Mai. "Durch den Bau geht die Arbeitslosenzahl im Sommer traditionell zurück. Davon merken wir im Moment allerdings nichts."

Klaus Eisank vom Alpenverein in Kärntens Bergen repariert derzeit nur noch das nötigste.

Den Standort Kärnten trifft das aktuelle Sparprogramm des Landes hart. "Das ist natürlich auch eine Imagefrage", sagt Mandl. Für die zahlreichen Sport- und Kulturvereine wird der rigorose Zahlungsstopp der Landesförderung sogar zur Überlebensfrage. "Die aktuelle Lage der Kulturfinanzierung zwingt das Klagenfurter Ensemble, die Sommerpause bereits jetzt zu beginnen", heißt es auf der Homepage des zweitgrößten Theaters in Klagenfurt. Zwar hat das Land der Kleinbühne die Förderung von 40.000 Euro mittlerweile überwiesen, der Schaden für die Bühne ist dennoch beträchtlich: "So hat man keine Planungssicherheit, wir mussten Leute entlassen", sagt Intendant Gerhard Lehner.

Die Sportvereine sind ebenfalls von den Sparanstrengungen des Landes betroffen: Der Kärntner Landesruderverband musste die alljährliche Ruderregatta absagen, nachdem das Land die zugesagten Subventionen nicht überwiesen hatte. Auch der Alpenverein Kärnten wartet bis heute auf die Überweisung der Landesförderung. "Wir brauchen das Geld, um die alpinen Wege und Hütten zu erhalten", sagt Klaus Eisank vom Alpenverein.

Die Gläubiger der Heta werden auf die Befindlichkeiten der Kärntner voraussichtlich wenig Rücksicht nehmen. "Wenn wir einen Titel haben, werden wir auch exekutieren", lässt der Anwalt einer großen deutschen Versicherung wissen. Dass der Fall der Fälle tatsächlich eintritt, glaubt der theoretische Hardliner Bernhard Müller nicht: "Die Pfändung ist theoretisch denkbar, aber politisch wohl nicht durchführbar. Da würde der Bund wohl vorher eingreifen und Kredite gewähren."

Die Quote von 45 Prozent, auf die sich Österreich und Bayern nun geeinigt haben, ist laut Müller auch ein Signal an die übrigen Heta-Gläubiger. „Im Endeffekt", sagt Müller "versuchen sich sämtliche Kläger eine gute Verhandlungsposition zu verschaffen, wenn es zu diesem Schuldenschnitt kommt." Anwalt Ingo Kapsch würde sich mit dieser Quote allerdings nicht zufriedengeben: „Der Schuldenschnitt von 45 Prozent ist weit umfangreicher als erwartet. Es ist niemand gut beraten, darauf einzugehen.“

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