




Im Bereich Finanzdienstleistungen haben in diesem Jahr zahlreiche Gründer neue Firmen gestartet und den Banken den Kampf angesagt. Die so genannten Fintech-Start-ups sind derzeit eines der heißesten Themen in der Branche. Auch viele Banken reagieren mit Digitalisierungsoffensiven, so hat die Commerzbank einen eigenen Inkubator gegründet. Die Sparkassen kooperieren mit Start-ups wie Sensorberg.
Nun legt die Sparkassen-Finanzgruppe nach und übernimmt die Mehrheit am Zahlungsspezialisten Payone. „Wir vervollständigen sowohl die Payment-Wertschöpfungskette für die Sparkassen als auch deren Leistungsportfolio für ihre Kunden, indem wir Lösungen über alle Bezahlkanäle anbieten“, sagt Michael Ilg, Geschäftsführer der DSV-Gruppe, die bei den Sparkassen für den Bereich Payment verantwortlich ist.
Das 2003 gegründete Unternehmen agiert als Dienstleister für Online-Händler und organisiert den Zahlungsverkehr im Hintergrund. Egal ob Kunden mit Kreditkarte, per Lastschrift oder über PayPal zahlen – Payone kümmert sich um die Abwicklung und stellt die notwendige Technologie bereit. Zu den Kunden zählen Zalando, Home24, Globetrotter oder Sony Music.
Im Vorjahr hat Payone so Transaktionen im Gesamtwert von drei Milliarden Euro abgewickelt. Das Unternehmen erhält dabei Gebühren und hat so sieben Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet - doppelt so viel wie 2011.

Payone wurde von Jan Kanieß und Carl Frederic Zitscher gegründet, die beide als Geschäftsführer und Gesellschafter mit jeweils zehn Prozent im Unternehmen bleiben. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt, Branchenkenner gehen von einer zweistelligen Millionensumme aus.
„Wir wurden schon von vielen Interessenten angesprochen und haben bislang abgelehnt“, sagt Zitscher. Doch er hofft nun, mit Hilfe der Vertriebsreichweite der Sparkassen das Geschäft deutlich auszubauen. Zudem werde Größe in dem Markt zunehmend wichtig. „Es wird im Payment-Bereich eine Konsolidierung geben“, so Zitscher.
Bezahldienste sollen Schwung ins Digitalgeschäft bringen
Die Sparkasse wiederum erhofft sich weiteren Schwung für ihr Digitalgeschäft. „Wir können dabei helfen, dass die Sparkassen für ihre Geschäftskunden auch in Zeiten des digitalen Wandels Lösungen im Gepäck haben“, sagt Zitscher.
Die zehn wichtigsten jungen Finanzdienste aus dem Internet
Die zehn wichtigsten jungen Internet-Finanzdienste
Quelle: Unternehmen, eigene Recherche
Geschäftsmodell: Girokonto auf dem Smartphone
Sitz: Berlin
gegründet: 2013 von Jonas Piela, Oliver Lukesch und Wilken Bruns
größte Geldgeber: Business Angels
Nutzer: nicht veröffentlicht
Mitarbeiter: 9
Geschäftsmodell: Social Trading: ambitionierte Anleger folgen erfahrenen Spekulanten
Sitz: Frankfurt, London
gegründet: 2009 von Robert Lempka und Thomas Winkler
größte Geldgeber: Luminor Capital
Nutzer: 80.000
Mitarbeiter: 47
Geschäftsmodell: Internet-Zahldienst und Festgeld
Sitz: Stockholm, Köln
gegründet: 2005 von Sebastian Siemiatkowski
größte Geldgeber: Sequoia Capital, Atomico
Nutzer: 25 Millionen
Mitarbeiter: 1.100
Geschäftsmodell: Scoring-Algorithmus zum Aufbau einer digitalen Bank
Sitz: Hamburg
gegründet: 2012 von Sebastian Diemer
Investoren: Värde Partners, Blumberg Capital, Pont Nine Capital
Kunden: 2 Millionen Nutzer gescored, bei 9 Niederlassungen
Mitarbeiter: mehr als 200
Stand:Oktober 2014
Geschäftsmodell: Private Finanzplanung über soziales Netzwerk
Sitz: Köln
gegründet: 2012 von Dieter Fromm und Johannes Cremer
größte Geldgeber: Dieter von Holtzbrinck Ventures, Family Offices
Nutzer: etwa 5000
Mitarbeiter: 12
Geschäftsmodell: Vermittlung von Bank- und Privatkrediten
Sitz: Berlin
gegründet: 2007 von Alexander Artopé und Eckart Vierkant
größte Geldgeber: Earlybird
Nutzer: nicht veröffentlicht
Mitarbeiter: über 100
Geschäftsmodell: Kursprognosen durch Auswertung sozialer Netzwerke
Sitz: Köln
gegründet: 2011 von Jonas Krauß und Stefan Nann
größte Geldgeber: Ayondo, eigenes Management
Nutzer: 2.700
Mitarbeiter: 7
Geschäftsmodell: Automatisierte Geldanlage
Sitz: Frankfurt
gegründet: 2013 von Thomas Bloch, Yassin Hankir und Oliver Vins
größte Geldgeber: Business Angels
Nutzer: 200 Testkunden, Ziel bis 2018: 100.000
Mitarbeiter: 14
Geschäftsmodell: Festgeldanlagen bei internationalen Banken
Sitz: Berlin
gegründet: 2013 von Tamaz Georgadze, Frank Freund, Michael Stephan
größte Geldgeber: Index Ventures
Nutzer: Etwa 5.000
Mitarbeiter: 30
Geschäftsmodell: Social Trading: Anleger folgen erfahrenen Händlern und Profis
Sitz: Wien
gegründet: 2011 von Andreas Kern
größte Geldgeber: Speedinvest, Verlagsgruppe Handelsblatt
Nutzer: 28.000
Mitarbeiter: 24
Durch die Einführung von Apple Pay wird im kommenden Jahr das Bezahlen per Smartphone eine größere Bedeutung erlangen. Auch hier seien neue Entwicklungen geplant. Die Sparkassentochter B+S Card Service bietet schon jetzt Händlern Lösungen für Terminals, über die kontaktlos mit der auch von Apple genutzten NFC-Funktechnik gezahlt werden kann. Payone wiederum bietet Bezahlsysteme für Smartphone-Apps an. „Wir können im Mobile Payment gemeinsam schlüssige Lösungen aus einer Hand anbieten“, kündigt Zitscher an.
Inwieweit dabei auch ein eigenes Bezahlsystem als Alternative zu Apple Pay oder Paypal geplant sei, wollte der Payone-Geschäftsführer nicht kommentieren. Eine Gruppe deutscher Privat- und Volksbanken plant seit langem, einen Paypal-Konkurrenten zu entwickeln. Im Sommer hatte die WirtschaftsWoche berichtet, dass die Sparkassen aus der Gruppe ausgeschert waren, möglicherweise um eine eigene Lösung zu entwickeln.