Staatsanwaltschaft ermittelt Neuer DWS-Chef will trotz Greenwashing-Vorwürfen Vertrauen schaffen

Durch die Greenwashing-Vorwürfe hat die DWS viel Vertrauen verspielt. Dieses soll nun zurückgewonnen werden – kann das funktionieren? Quelle: REUTERS

Seit Januar ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS wegen des Verdachts des Kapitalanlagebetrugs. Der designierte DWS-Chef Hoops will nun positive Signale senden.

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Nach der Greenwashing-Razzia bei der DWS will der designierte Chef der Fondsgesellschaft der Deutschen Bank nach vorne schauen. Priorität habe nun, „das Vertrauen in die DWS-Plattform wieder herzustellen“, sagte Stefan Hoops am Donnerstag auf der Hauptversammlung, an deren Ende er den Chefposten bei Deutschlands größtem Vermögensverwalter übernimmt.

Der 42-Jährige wird Nachfolger von Asoka Wöhrmann, der nach Vorwürfen, die DWS habe Anlageprodukte als „grüner“ oder nachhaltiger vermarktet als sie tatsächlich waren, seinen Hut nimmt. Bei seinem letzten Auftritt als DWS-Chef wies er die Anschuldigungen als unbegründet, unhaltbar und frustrierend zurück und verwies auf die erzielten Rekordzahlen: „Das abgelaufene Geschäftsjahr 2021 war das erfolgreichste Jahr für die DWS überhaupt.“

Der Investor Union Investment will dem DWS-Management auf der Hauptversammlung allerdings die Entlastung verweigern, wie der Aktionär in einer Email an Reuters ankündigte. Grund für die Entscheidung sei der Umgang mit den Vorwürfen des Greenwashings, erläuterte ein Insider. Union Investment hält 1,16 Prozent an der DWS, die zu knapp 80 Prozent im Besitz der Deutschen Bank steht. Insofern ist der Schritt ein symbolischer.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt seit Januar gegen die Deutsche-Bank-Fondstochter wegen des Verdachts des Kapitalanlagebetrugs. Ende Mai durchsuchte das Bundeskriminalamt zusammen mit der Staatsanwaltschaft und der Bafin den Firmensitz der DWS Group und der Deutschen Bank.

Für die Staatsanwälte ergaben sich „zureichende tatsächliche Anhaltspunkte, dass entgegen den Angaben in Verkaufsprospekten von DWS-Fonds ESG-Faktoren nur in einer Minderheit der Investments tatsächlich berücksichtigt worden sind.“ ESG-Anlagen (ESG: Environment, Social, Governance) sind einer der Mega-Trends der Finanzbranche, den sich vor allem auch die DWS auf die Fahnen geschrieben hat.

Die DWS weist die Vorwürfe zurück. Aufsichtsratschef Karl von Rohr sieht nach einer externen Untersuchung „keinen Anlass für eine weitere Prüfung durch den Aufsichtsrat“, wie er auf der Hauptversammlung sagte. Er kündigte klare Konsequenzen an, falls die Ermittlungen der Behörden Fehlverhalten ergeben würde.

Die Greenwashing-Anschuldigungen waren erstmals im vergangenen Jahr aufgekommen. Die frühere Leiterin des Unternehmensbereichs Nachhaltigkeit, Desiree Fixler, hatte dem Unternehmen vorgeworfen, es sei zu lax mit den Kriterien für ESG-Investments umgegangen.

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Die Managerin, die die DWS nach nur wenigen Monaten im Job verließ, hatte sich 2021 als „Whistleblower“ zunächst der US-Börsenaufsicht SEC und dem FBI offenbart.

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