Bayern-Manager Uli Hoeneß im Interview "Zwei Euro im Monat"

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Staatsgeld für Fußball-Millionäre? Meinen Sie das ernst? Die ARD, die sich durch Zwangsabgaben finanziert, bezahlt doch schon 100 Millionen Euro pro Jahr für die Sportschau-Rechte?

Schauen Sie sich das Fernsehprogramm doch mal in seiner Gänze an und rechnen aus, wie gering der Anteil des Fußballs daran ist und für welche Einschaltquoten er gleichzeitig sorgt. Welche Sendung außer vielleicht „Wetten dass“ erreicht denn vergleichbare Zuschauerzahlen wie Fußball?

Damit würden Sie Fußball-Desinteressierte ein zweites Mal gegen deren Willen abkassieren...

Moment, ich werde doch auch monatlich abkassiert, obwohl ich nur Nachrichten, Sport und politische Diskussionen anschaue. Meine große Hoffnung ist, dass die Leute irgendwann bereit sind, zwei Euro im Monat für Fußball zu bezahlen. Das ist nicht mal eine halbe Schachtel Zigaretten oder ein kleines Bier in der Kneipe.

Von jedem der 37 Millionen TV-Haushalte?

Ja, das wären im Monat rund 75 Millionen Euro, im Jahr gut 900 Millionen. Damit kämen wir den 1,2 Milliarden Euro in England und den 1,1 Milliarden in Italien sehr nahe. Das wäre mal was, das wäre dreimal so viel wie die erste und die zweite Liga derzeit pro Saison bekommen. Dann könnte jeder praktisch kostenlos Fußball gucken.

Sagen wir, gefühlt kostenlos...

...jedenfalls wäre das mein Traum.

Ende des Jahres wollen Sie als Manager des FC Bayerm aufhören und Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern AG werden. Dann wollen Sie unter anderem auch Lobbyarbeit betreiben – auch zu diesem Thema?

Ja, auch das. Ich bin der Meinung, dass wir als Vereine von den Politikern noch nicht ernst genug genommen werden. Die Bundeskanzlerin kommt zwar immer gern zu Länderspielen oder zur Europameisterschaft, aber wenn es darum geht, dem Fußball einmal wirklich zu helfen...

...wie Ende vergangenen Jahres, als das Bundeskartellamt der Liga praktisch vorgab, an wen sie die TV-Rechte verkaufen darf und damit höhere Einnahmen vereitelte?

Ja, auch da habe ich von Frau Merkel nichts gehört. Deshalb ist das ein Feld, auf dem wir in Zukunft stärker arbeiten müssen. Dann werden wir sehen, wie weit wir kommen. Steter Tropfen höhlt den Stein.

Für Ihre Würstchen-Firma Howe in Nürnberg, die Ihr Sohn leitet, wollen Sie aber keine Lobbyarbeit machen, oder?

(lacht) Da sind wir in einer ganz anderen Situation. Wir profitieren von der Krise. Denn wenn die Leute stärker aufs Geld achten, kaufen sie verstärkt bei Discountern ein, wo es erstklassige Qualität zu vernünftigen Preisen gibt. Und die sind alle unsere Kunden – Aldi, Lidl, Plus, Netto, Tengelmann, Rewe. Wir konnten 2008 beim Umsatz 15 Prozent wachsen und rechnen 2009 bei einem Umsatz von gut 38 Millionen Euro mit zweistelligen Zuwachsraten. Geschäftlich gesehen ist das allerdings eine andere Liga als der FC Bayern München.

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