Bayern-Manager Uli Hoeneß im Interview "Zwei Euro im Monat"

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Was ist der wesentliche Unterschied zwischen einer Wurstfabrik und einem Fußballverein?

Investitionen in die Fabrik sind planbarer – wenn eine Maschine nicht läuft, wird sie repariert oder ausgetauscht. Wenn Luca Toni Probleme mit der Achillessehne hat, muss er die kurieren. Aber wie lange das dauert, das kann ich nicht beeinflussen.

Sie haben sich als Bayern-Manager selten auf finanzielle Abenteuer eingelassen – ärgert es Sie, dass nun Steuergelder fließen für die Schäden, die zockende Banker angerichtet haben?

Wir sind alle reingelegt worden von größenwahnsinnigen Bankern, zuerst in Amerika, dann auch in Europa. Damit meine ich nicht die seriösen Bankiers, die wirklich im Interesse ihrer Kunden arbeiten. Ich meine diese Wahnsinnigen, die von 25, 30, 40 und mehr Prozent Rendite sprachen, und über diejenigen lächelten, die gerade zehn Prozent erzielten; die Irren, die Deals gemacht haben, die mit dem Bankgeschäft, wie ich es schätze, nichts zu tun haben – ein put, ein call, ein knock-out, weiß der Teufel was – alles nicht kreiert, um die Volkswirtschaft zu verbessern, sondern bloß, um den Profit zu steigern. Trotzdem gibt es zum Eingreifen des Staates keine Alternative: Denn was passiert, wenn das Finanzsystem auseinanderbricht? Es nutzt ja gar nichts, wenn man hinterher sagen kann, wir sind konsequent geblieben.

Sollen auch Schäffler und Opel Geld vom Staat bekommen?

Für Staatsgeld in Sachen Schaeffler hätte ich Verständnis. Ich glaube, dass Frau Schaeffler überhaupt nichts für die Situation kann, in der ihr Unternehmen gerade steckt. Sie ist von den Banken in die Übernahme von Continental hineingetrieben worden. Und dieselben Banker, die sie damals angefeuert haben, geben ihr jetzt keine Kredite mehr.

Wäre Steuergeld für Opel gerechtfertigt?

In normalen Zeiten wäre ich dagegen. Aber in diesen unsicheren Zeiten muss man über seinen Schatten springen und so etwas genau prüfen. Natürlich wird das nicht einfacher dadurch, dass wir in sieben Monaten Bundestagswahlen haben. Aber das darf diese Entscheidung nicht beeinflussen. Es muss um die Frage gehen, was dem kleinen Mann nutzt und was ihm schadet. Schließlich zahlt der Bürger am Ende die Zeche.

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