Der Onlinehändler Amazon und die Post-Tochter DHL liefern sich einen Wettlauf um den Ausbau ihrer Paket-Abholstationen. So hat Amazon die Zahl seiner Schließfächer namens Amazon Locker in den vergangenen zwei Jahren mehr als verfünffacht. In dieser Woche hat das US-Unternehmen den deutschlandweit eintausendsten Locker an einer Tankstelle am Münchner Flughafen in Betrieb genommen. Im September 2017 waren es erst 180 Paketstationen.
Auch die Post-Tochter DHL plant Großes und will das Netz ihrer Packstationen bis zum Jahr 2021 fast verdoppeln: 3000 neue Geräte sollen zu den 4000 bereits bestehenden aufgestellt werden, kündigte das Unternehmen kürzlich an. Vor allem Ballungsräume, aber auch der ländliche Raum sollen davon profitieren. Bis zu zehn Prozent aller Pakete sollen mittelfristig so zugestellt werden – momentan sind es nur drei Prozent.
Das Prinzip ist bei beiden Systemen ähnlich: Wer online ordert, soll sich seine Pakete von Büchern bis zum Bügeleisen statt nach Hause zur Box liefern lassen. Per E-Mail erfährt der Kunde, dass ein Paket für ihn abholbereit ist.
Die Post hat die Packstation 2003 als erstes Unternehmen im deutschen Markt eingeführt. Über zwölf Millionen Kunden sollen bereits registriert sein. Umso überraschender ist, dass Amazon wie DHL den Ausbau ihrer Paketstationen erst seit einiger Zeit forcieren. Hintergrund der Offensive dürfte wirtschaftliche Überlegungen sein.
Die direkte Zustellung, in der Amazon inzwischen ebenfalls aktiv ist, ist deutlich teurer – erst recht, wenn der Kunde nicht zu Hause ist und sich kein Nachbar findet, der die Lieferung annimmt. Die Post sieht daher in den Stationen einen „wichtigen Bestandteil der flächendeckenden Versorgung mit Postdienstleistungen in der Zukunft“.
Bei Amazon verweist man auf „mehr Flexibilität“ für die Kunden. Wer es innerhalb von drei Kalendertagen nicht schafft, die Bestellung an seinem Locker abzuholen, bekommt sein Geld zurück. Die Sendung geht dann automatisch an Amazon zurück. Inzwischen gibt es die vollautomatischen grauen Kästen unter anderem in Städten wie Berlin, München, Essen und Köln. Sie stehen zum Beispiel vor Einkaufszentren, an Tankstellen und jenen Geschäften, mit denen der US-Internetkonzern zusammenarbeitet. Sogar Warenhäuser nutzen die Abholstationen des Rivalen, um für mehr Frequenz in den eigenen Häusern zu sorgen.