Adyen-Chef Pieter van der Does Fall Wirecard: „Die gesamte Branche leidet unter den Spekulationen“

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„Wenn wir in China wachsen, dann, weil unsere Kunden es wollen“

Warum das?
Die Zahlung dauert länger als bei anderen Kunden, die an der Kasse einfach ihre Kreditkarte an das Lesegerät halten. Ich muss mein Smartphone entsperren, an das Lesegerät halten, und dann noch einen vierstelligen Code auf meinem Display eintippen. Für mich ist es bequem, weil ich kein Portemonnaie mehr tragen muss. Der Händler macht mit jedem Kunden aber nur einen winzigen Gewinn, also möchte er, dass ich möglichst wenig Zeit an der Kasse verbringe. Je weniger Kunden mit dem Smartphone zahlen, desto besser für ihn.

Spielen Kryptowährungen wie der Bitcoin künftig eine Rolle beim Bezahlen?
Wir orientieren uns ja daran, was die Händler von uns fordern: Ihnen ist es zum Beispiel wichtig, dass wir Zahlungen aus weiteren Ländern abwickeln können, oder neue Zahlmethoden, wie beispielsweise die Zahlapps aus China. Aber es fragt niemand danach, Kryptowährungen auf unserer Plattform zu integrieren. Und wenn die Händler es nicht wollen, bieten wir es auch nicht an.

Sie haben jetzt zweimal die neuen Zahlmethoden aus China angesprochen. Adyen macht sein Geschäft hauptsächlich in Europa und den USA, Asien trägt bislang nur mit gut acht Prozent zum Umsatz bei. Verpassen Sie nicht eine Chance auf dem chinesischen Markt?
Unsere starke Position in Europa kommt natürlich auch daher, dass wir hier die erste Acquiring-Lizenz besaßen. Allerdings richten wir unser Wachstum nicht mit Blick auf den Globus aus. Wir betreten neue Märkte, wenn unsere Kunden dort Geschäfte machen wollen. Gerade zum Beispiel in Hongkong, Singapur und Australien.

Keine Chance, auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen?
Es ist keine Frage, ob wir es dort schaffen würden, oder nicht. Unsere Strategie orientiert sich daran, was uns in sieben bis zehn Jahren am weitesten bringt. Der chinesische Markt ist riesig, keine Frage. Aber Alipay und WeChat Pay sind extrem starke Spieler auf ihrem Heimatmarkt. Ich glaube, es macht für uns keinen Sinn für uns, dort mit ihnen zu konkurrieren. Wenn wir in China wachsen, dann, weil unsere Kunden es wollen.

Innerhalb Europas ist der britische Markt ein wichtiger für Adyen. Noch immer ist unklar, ob die Briten Ende März aus der Europäischen Union austreten werden. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Mit Sicht auf unsere Händler können wir klar sagen: Die Abwicklung von Zahlungen wird in jedem Fall weiterlaufen. Darüber hinaus haben wir für jedes Szenario Vorbereitungen getroffen. Aber so lange nicht geklärt ist, wie genau das Vereinigte Königreich die EU verlassen wird, können wir nicht handeln.

Bislang kann Adyen die Banklizenz aus den Niederlanden nutzen, um in der gesamten EU Dienstleistungen anzubieten. Tritt Großbritannien aus, wäre der britische Markt für Sie tabu. Werden Sie dort unmittelbar eine weitere Lizenz beantragen?
Lizenzen in bestimmten Ländern zu beantragen gehört für uns zum Geschäft. Auch, wenn wir jetzt noch nicht genau wissen, wie die Beantragung einer neuen Lizenz nach dem Brexit ablaufen wird.

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