Löwen-Geschäftsführer Christian Arras und zwei Mitarbeiter empfangen die WirtschaftsWoche an einem langen Konferenztisch in der Zentrale in Bingen. Seit Jahren zieht sich der Prozess zwischen Löwen und einigen Spielhallenbetreibern wegen dieses Vorwurfs. Löwen nennt den Verdacht haltlos.
Das Unternehmen hat ein Gegengutachten von einem renommierten Institut zu den Manipulationsvorwürfen anfertigen lassen. Ergebnis: Nichts dran. Zudem verweist Löwen darauf, dass alle Geldspielgeräte Nachbaugeräte einer von der Behörde zugelassenen Bauart sind. Software und Gewinnwahrscheinlichkeit einer Bauart müssten daher zwangsläufig identisch sein.
Eben diese für die Zulassung zuständige Behörde, die Physikalisch Technische Bundesanstalt (PTB), soll in dem Streitfall nun per Gutachten klären, was in den Automaten wirklich vor sich geht. Das Problem für Grüber und seine Kollegen ist nur: Die Bundesanstalt ist in der Glücksspielbranche nicht unumstritten.
Bereits 2009 warf der Rechtsanwalt Martin Reeckmann in einer Bestandsaufnahme der PTB vor, sich zu sehr auf die Angaben der Hersteller zu verlassen. Und Ilona Füchtenschnieder, Vorsitzende des Fachverbandes Glücksspielsucht, beklagt die mangelnde Distanz der Behörde zu den Geprüften. So sei der frühere Leiter der Behörde sogar auf einer Geburtstagsparty eines Automatenherstellers gesichtet worden. „Das untergräbt doch den Respekt der Behörde“, sagt Füchtenschnieder. Die PTB schweigt zu den Vorwürfen.
Razzien in Spielhallen
Dass die Zulassung der PTB eine nachträgliche Manipulation von Glücksspielautomaten nicht ausschließen kann, zeigte sich dabei erst Ende Januar. In neun Bundesländern rückte die Polizei zu Razzien in Spielhallen aus und überführte eine mutmaßliche Bande aus Schleswig-Holstein. Sie soll quer durch die Republik Schadsoftware auf die Daddelautomaten gespielt und damit das Glück gefügig gemacht haben. Geschädigt fühlt sich auch Löwen Entertainment, dessen Automaten von der Manipulation teilweise betroffen sind. Löwen betont, dass ihre Geldspielgeräte mit dem aktuellen Softwarestand nicht betroffen sind.
Auswirkungen auf die Regulierung der Daddelbranche haben Razzien ohnehin selten. Kritiker vermuten: weil die Automatenhersteller gut vernetzt seien. Im Aufsichtsrat von Löwen sitzen etwa Österreichs Altbundeskanzler Alfred Gusenbauer und der ehemalige SPD-Spitzenpolitiker Günter Verheugen. Konkurrent Gauselmann pflegt beste Kontakte zu Parlamentariern aller Couleur.
Das half auch beim jüngsten Versuch der Politik, die Branche zu regulieren: Laut novellierter Spielverordnung müsste die PTB die Automaten genauer prüfen. Obwohl das Gesetz seit November 2014 in Kraft ist, müssen sich die Automatenhersteller derzeit noch nicht sorgen – bis 2018 gelten großzügige Ausnahmen für zahlreiche Altautomaten.
Und für das Verfahren von Grüber hat die geänderte Rechtslage ohnehin keine Auswirkung. Der Ausgang, der für Sommer avisiert ist, liegt maßgeblich in den Händen der PTB. Es scheint, als bräuchte Kläger Grüber vor Gericht das Glück, das er an seinen Automaten zuletzt nicht mehr hatte.