Blacklane Das Anti-Uber-Modell

Der Chauffeurs-Dienst Blacklane versucht sich in der Premiumnische. Quelle: Presse

Uber, Didi, Lyft – beim Ansturm auf das digitale Mobilitäts-Geschäft sind kaum deutsche Start-ups vertreten. Kaum deutsche Start-ups? Der Chauffeurs-Dienst Blacklane versucht sich in der Premiumnische. Und gedeiht darin gut. Am Ende könnte ein Börsengang stehen.

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Wer träumt nicht davon: Ein Concierge wartet mit Namensschild unten an der Flugzeugtreppe. Während die anderen Fahrgäste noch in den Zubringerbus steigen, begleitet der Mann einen zum Mercedes AMG C-Klasse. In dem geht es weiter zur VIP-Lounge. Dort angekommen, gibt man seine Gepäckunterlagen an einen Flughafenmitarbeiter ab. Keine Viertelstunde später sind die Koffer da, abgefertigt durch den Zoll - und die Geschäfts-Reise kann weitergehen. Denn vor der VIP-Lounge wartet schon der Blacklane-Chauffeur, damit es ohne weitere Unterbrechungen vorangehen kann. Das Ganze wird natürlich vorher per App oder online gebucht. 

Blacklane PASS heißt der neue Abhol-Dienst direkt am Flugzeug, den der Berliner Chauffeur-Service seit heute weltweit anbietet wie etwa am Frankfurter Flughafen. Blacklane-Chef Jens Wohltorf will damit „einen weiteren Knackpunkt lösen“ auf Reisen von Menschen, die oft und viel beruflich unterwegs sind und sich dabei einen Chauffeurdienst leisten. 100 Euro pro Mitfahrer soll das neue Angebot „vom Flugsteig bis zur Bordsteinkante draußen am Flughafen“ kosten.

Zusätzlich 50 Euro kommen für den Aufenthalt in der VIP-Lounge dazu. Herkömmliche Dienste in dem Geschäft verlangten dafür zwischen 250 und 300 Euro pro Kunde, sagt der Blacklane-Chef. „Wir die Preise weiter senken und das Metier demokratisieren“, so Wohltorf weiter. Er hat den Vorstoß gestern auf einer Messe im kalifornischen San Diego ankündigt, 1000 Lounges an 500 Flughäfen weltweit habe man als Partner mit an Bord. Fahrdienste demokratisieren – war da nicht noch was? 

Mobilitäts-Rausch verpasst 

Kaum eine Branche hat so viel Investorengeld angelockt und Fantasien befeuert wie die der Fahrtdienste per Wisch auf dem Smartphone. Uber aus den USA war lange Zeit das wertvollste Jungunternehmen, das nicht an der Börse notiert ist. In Asien heißen die Giganten der digitalen Fahrtvermittlung Didi und Ola. Geht Uber nächstes Jahr wie anvisiert an die Börse, dürfte das zum IPO des Jahrzehnts werden.

Blacklane-Chef Jens Wohltorf Quelle: PR

An Deutschland ging der Mobilitäts-Rausch indes weitgehend vorbei. MyTaxi hieß hier eines der viel versprechenden Start-ups. Dort reichten die Geldgeber wie die Deutsche Telekom den Taxiruf-Dienst an Anteilseigner Daimler früh weiter. Dieser integrierte  MyTaxi in freundlicher Umarmung in seinen Mobilitäts-Dienst Moovel, statt auf die rasche Expansion aus eigener Kraft gegen Uber zu setzen. Blacklane, bei dem Daimler ebenso investiert hat, fokussiert sich auf das Geschäft mit der Klasse, statt Masse: auf Geschäftskunden und Limousinen – und könnte gerade deswegen zum Erfolgsmodell werden. Entsteht hier ein digitaler Weltmarktführer in der Nische, wie man ihn aus Deutschland schon aus der analogen Industrie kennt? 

Über 40 Millionen US-Dollar sammelte Blacklane von Geldgebern Anfang des Jahres ein. Als neuer Großinvestor stieg der arabische Mischkonzern Alfahim ein. Das frische Kapital investiert das Unternehmen nun in neue Dienste wie Pass. Zudem können sich Kunden ab sofort auch mit Teslas zum Ziel chauffieren lassen kann. Blacklane Green Pass heißt das neue Angebot, das ebenfalls heute an den Start geht. 

Beim klassischen Angebot von Blacklane werden die Fahrten in einer Art Auktion vergeben. Bucht ein Kunde eine Fahrt zu einem bestimmten Preis, sucht das Unternehmen in seinem Netz an Partnern nach einem Chauffeur, der den Dienst zu einem niedrigeren Preis anbietet. Findet sich niemand, wird der Preis nach und nach angehoben. Manchmal muss Blacklane dafür draufzahlen. Das komme aber in weniger als zehn Prozent der Fälle vor. Ähnlich wird auch der neue Dienst PASS funktionieren. 

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Das Startup wirtschafte profitabel in jeder einzelnen der rund 300 Städten, in denen es präsent ist, sagt der CEO. Die Kosten für Innovation und Expansion müssten jedoch noch gedeckt werden. Die Umsätze mit dem Standard-Angebot hätten sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Es war kein leichter Weg dahin: Der Markt ist zersplittert und weitgehend analog geführt. Private Limousinen-Dienste weltweit auf die Plattform zu lotsen, dabei eine hohe Qualität zu gewährleisten und anspruchsvolle Geschäftskunden bei Laune zu halten sei für viele Tech-Konzerne „viel zu kleinteilig“, glauben sie bei Blacklane. Das Management nutzte die Lücke aus und positionierte sich als eine Art Anti-Uber: ein Unternehmen, das alle Regeln befolgt und mit seinen Partnern und Fahrern gut umgeht

Börsengang auf dem Fahrplan  

Nordamerika ist für das Berliner Unternehmen inzwischen der größte Markt. Nach Berlin und Singapur ist die nächste Niederlassung nun in Dubai geplant: Weiter wachsen soll Blacklane vor allem in Nahost und in Afrika. „Wir wollen zum Reisebegleiter der Vielreisenden werden. Unsere Gäste sollen sich weltweit um nichts mehr kümmern müssen“, sagt Wohltorf. Auch das Buchen von Hotels über die Blacklane-App könne in Zukunft eine Option sein. 

Präzisionsarbeit, Nische, Premium – die deutschen Tugenden sind Blacklane bis jetzt gut gestanden. Nur auf eine will Wohltorf weiterhin verzichten: Möglichst schnell profitabel zu wirtschaften. Mit seinen Geldgebern sei er sich einig, dass nun die Zeit sei, mit Angeboten wie PASS weiter zu wachsen – und zu investieren. 

Wieviel Blacklane, der deutsche Nischen-Angreifer der Digitalmobilität wert ist, will Wohltorf nicht sagen. Nur so viel: Irgendwann habe man eine Bewertung erreicht, bei der „nicht mehr viele Interessenten das nötige Budget für eine Übernahme aufbringen können“. Ein Börsengang sei daher "attraktiv". 

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