Deutsche Bahn Pünktlichkeit der Fernzüge deutlich verbessert

Die Bahn ist pünktlicher geworden. Vorstandschef Lutz erklärt, warum das so ist, äußert sich zu Engpässen im Schienennetz und zu Problemen in den Speisewagen.

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So will die Bahn aufholen

Die Deutsche Bahn hat in den ersten sechs Monaten die Pünktlichkeit ihrer Fernzüge erhöht. „Die Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr lag im ersten Halbjahr bei 81,1 Prozent“, sagte Bahnchef Richard Lutz der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. 81 Prozent ist das Ziel für das Gesamtjahr. Im ersten Halbjahr 2016 war die Bahn im Fernverkehr wegen vieler Baustellen lediglich auf 78,4 Prozent gekommen. Im Gesamtjahr 2016 waren es 78,9 Prozent, womit das Ziel von 80 Prozent verfehlt wurde. Bis zu einer Verspätung von weniger als sechs Minuten wertet die Bahn ihre Züge als pünktlich.

Das bundeseigene Unternehmen habe intensiv daran gearbeitet, die Baustellen so zu managen, dass der Verkehr von ICE und Intercitys möglichst wenig beeinträchtigt werde. „Unser Regional- und Fernverkehr stimmt sich viel enger als früher mit der Infrastruktur ab“, sagte Lutz zu den Gründen für die besseren Werte. „Und unsere Konkurrenten auf der Schiene sind ebenfalls eingebunden.“

Die Kunden honorierten das. „Wir bleiben im Aufwind und laufen bis zum Jahresende nach aller Wahrscheinlichkeit auf einen weiteren Fahrgastrekord im Fernverkehr zu.“ Im Vorjahr fuhren Bahnkunden 139 Millionen mal mit Fernzügen.Der Bahnchef wies zugleich darauf hin, dass das Schienennetz in einigen Abschnitten an Grenzen stoße.

Was der neue Bahnchef Lutz jetzt angehen muss

„Was wir sehen, ist, dass manche Knoten schon recht voll sind. Frankfurt ist ein Engpass, auch Köln, Hamburg und Mannheim.“ Wichtig sei es deshalb, „dass man den Ausbau im Bundesverkehrswegeplan frühzeitig adressiert und abstimmt“, sagte Lutz. Ohne den Ausbau der Knoten und der zulaufenden Strecken „kommt es vor allem auf eine intelligente Steuerung des Systems an“, erläuterte der Bahnchef.

So will die Bahn mit einem variablen Standardpreis (Flexpreis) Einfluss auf die Kundennachfrage nehmen. Seit Dezember gibt es dazu einen Test. „Wir weichen auf bestimmten Strecken mit dem Preis nach oben und unten ab“, erläuterte Lutz. „Die Kundenresonanz auf unseren Pilotversuch ist positiv, vor allem was die Lenkungswirkung angeht.“ Die Bahn werde aber nicht so weit gehen wie die Fluggesellschaften: „Wir wollen nicht wie die Airlines fünf Mal am Tag unsere Preise ändern. Das ist nicht unser Modell.“ Die von der Bahn regelmäßig abgefragte Kundenzufriedenheit habe „zuletzt so hoch wie seit Jahren nicht mehr“ gelegen.

Wie die Deutsche Bahn 6,3 Milliarden Euro vergeudet

„Wir sind aber noch lange nicht am Ende, wir müssen da weiter hart dran arbeiten“, sagte Lutz. Der Vorstandsvorsitzende räumte ein, dass es in den Bordrestaurants noch immer Probleme gebe. „Kaputte Kaffeemaschinen sind leider bisweilen noch ein Ärgernis.“ Das betreffe vor allem ältere Züge wie den ICE 1, in denen die Wartung und Reparatur schwierig sei. „Aber schrittweise, versprochen, kriegen wir auch das hin.“ In den neuen Zügen seien die Geräte „deutlich resistenter, einfacher zu warten und bei Ausfall viel leichter auszuwechseln“.

Lutz bekannte sich zum Angebot von Speisen und Getränken an Bord: „Solange ich Bahnchef bin, wird's Gastronomie in den Zügen geben, das ist gar keine Frage. Ich nutze das ja selbst gerne.“ In den ICEs haben wir überall Bordrestaurants, „sogar jetzt auch im generalrenovierten ICE 3“. In den neuen Doppelstock-Intercityzügen, die keine Speisewagen haben, würden Snacks und Getränke am Platz angeboten.

Das sind die größten Baustellen der Bahn
Erst vor wenigen Tagen hat die Bahn den neuen ICE 4 vorgestellt – und sich im Fernverkehr Einiges vorgenommen. Um 25 Prozent soll das Angebot bis 2030 ausgebaut, fünfzig Millionen neue Fahrgäste gewonnen werden. Tatsächlich schafft es die Bahn mit ihrer Preisoffensive, etwa mit den 19-Euro-Tickets, mehr Fahrgäste in die Züge zu locken. Aber die Rendite leidet. Quelle: dpa
Der Güterverkehr der Bahn ist ein Sanierungsfall. Zwar verbesserte sich das Ergebnis von DB Cargo im ersten Halbjahr 2016, aber die Sparte ist defizitär– und das schon seit Jahren. Zwischen 2007 und 2015 stagnierte die Verkehrsleistung, und das in einer boomenden Wirtschaft. Private Anbieter, auch auf der Straße, machen der Bahn zunehmend Konkurrenz. Quelle: dpa
174,63 Millionen Minuten haben die Personen- und Güterzüge der Bahn 2015 an Verspätungen eingefahren. Hauptursache ist die wachsende Zahl von Baustellen. Zwar schneidet die Bahn im ersten Halbjahr 2016 besser ab. Aber: Das Bemühen um pünktliche Züge ist laut Bahnchef Grube „mit großen Kraftanstrengungen verbunden“. Quelle: picture-alliance/ dpa
Die Bahn investiert viel Geld in die Infrastruktur: Gut 5,2 Milliarden Euro flossen 2015 etwa in die Instandhaltung von Schienenwegen und Brücken. Doch es hapert bei der Koordinierung der vielen Baustellen. Und so verursacht die von Konzernchef Grube gefeierte „größte Modernisierungsoffensive in der Bahn-Geschichte“ vor allem eines: Verspätungen. Quelle: dpa
Die Bahn braucht Geld, um den Schuldenanstieg zu bremsen. Geplant war deshalb ein Verkauf von maximal 40 Prozent der britischen Tochter Arriva und des Transport- und Logistikkonzerns DB Schenker. Arriva sollte im zweiten Quartal 2017 an der Londoner Börse starten, Schenker danach in Frankfurt. Doch die Pläne sind jetzt vom Tisch. Quelle: picture alliance/dpa
Bahnchef Grube feierte kürzlich die Grundsteinlegung für den Stuttgarter Tiefbahnhof, aber das Großprojekt bleibt umstritten. Beim Volksentscheid 2011 war noch von 4,5 Milliarden Euro Kosten die Rede. Der Bundesrechnungshof hält nun offenbar zehn Milliarden Euro für möglich, Grube selbst spricht von 6,5 Milliarden Euro. Quelle: AFP
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