Emirates, Etihad und Qatar Airways Wie die Emirate die Golf-Airlines pushen

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Was der Streit für die Passagiere bedeutet

3. Was bedeutet der Streit für die Passagiere?

Solange sich die US-Linien nicht durchsetzen, nichts. Die Golflinien bieten viele Routen, die keine Linie aus den USA anfliegt. Bislang beschert der Angriff der Golflinien den Reisenden niedrige Preise. Laut Insidern verlangt Emirates im Schnitt zehn Prozent weniger als westliche Linien, Etihad gibt 15 Prozent Rabatt und Qatar sogar 20 Prozent.

Tickets der Business oder First Class kosten oft sogar nur die Hälfte und weniger. Der Rabatt soll besonders in den besseren Abteilen an Bord die starke Anziehungskraft der Vielfliegerprogramme wettmachen und natürlich die vergleichsweise großen Flugzeuge füllen helfen. Sollte jedoch die Stimmung in den USA kippen, könnte das Wachstum der Golflinien stocken und die Preise wieder steigen.

4. Wie reagieren die Golflinien?

Sie empören sich und leugnen. Damit haben sie bis zu einem gewissen Punkt Recht. Denn bevor die US-Linien ihre Studie Ende voriger Woche endlich auf einer Internetseite veröffentlichten, kursierte der Bericht seit Wochen hinter verschlossenen Türen in der US-Politik. Immer drangen Vorwürfe nach draußen, doch nichts war so konkret. „Ein solch unfairer Prozess ist eines demokratischen Landes unwürdig, ihr wollt für eure Kunden Befehle statt Wettbewerb“, ereiferte sich Emirates-Chef Tim Clark. „Investiert lieber eure inzwischen hohen Gewinne in den Service und neue Flugzeuge.“ Damit ist er angesichts der recht offenen Emirates-Bilanz einigermaßen glaubhaft.

So sieht der Nobel-Airbus von Emirates aus
„Emirates Executive“ heißt das neue Privatjet-Angebot der Golf-Airline. In der umgebauten A319 finden bis zu 19 Passagiere bequem Platz. Denn normalerweise passen bis zu 150 Fluggäste in den Airbus. Quelle: Emirates
Der Salon des Luxus-Fliegers sieht aus wie ein Wohnzimmer. Er kann aber auch zu einem Arbeitszimmer oder wie hier zu einem Esszimmer umgestaltet werden – für den Business-Lunch über den Wolken. Quelle: Emirates
Von außen sieht der Airbus A319 eher schlicht aus. Doch bei der Inneneinrichtung hat Emirates alles gegeben. Das Flugzeug ist bislang das Einzige des neuen Privatjet-Angebots der Fluggesellschaft. Quelle: Emirates
Neben dem Salon befinden sich zehn Suiten in der Maschine, in denen sich die Reisenden zurückziehen können. Auf ein Getränk, zum Schlafen oder um das bordeigene Unterhaltungssystem zu nutzen. Quelle: Emirates
Zurück im Salon: Morgens werden die Fluggäste mit einem Frühstück empfangen. Im Mittleren Osten dürfte Emirates den Flieger auslasten, meint Gerald Wissel von der Luftfahrtberatung Airborne. Quelle: Emirates
Ein Traum in Gold – das Bad des A319. Vom Türknauf bis zur Armatur glänzt hier alles. Von Dubai aus kann der Privatjet viele Ziele direkt erreichen wirbt die Airline Emirates – auch in Europa. Quelle: Emirates
Auch im Salon können die bis zu 19 Passagiere die Füße hochlegen, wenn gerade einmal nicht gearbeitet wird. Die Lufthansa hat ebenfalls ein Privatjet-Angebot im Programm in Zusammenarbeit mit Netjets. Quelle: Emirates

Seine Kollegen James Hogan (Etihad) und selbst der sonst so wortgewandte Qatar-Chef Akbar Al Baker sind es nicht. Hogan, der Kollegen von westlichen Airlines sonst gern Ratschläge gibt, ist bislang still. In der Vergangenheit waren seine bevorzugten Antworten unfreiwillig komische Wortklaubereien wie zinslose Kredite ohne Rückzahlungstermin seien „keine Subvention, weil sie ja einmal fällig werden.“

Al Baker keilt immerhin zurück, dass die US-Linien selbst hoch-subventioniert seien. Recht hat er damit, weil US-Linien in ihren Gläubigerschutzverfahren teure Arbeitsverträge und Zusagen für Mieten oder Flugzeugleasings loswurden. Etwas merkwürdig ist eine andere Rechnung. 20 Milliarden Dollar haben laut seiner Rechnung die US-Linien als Ausgleich erhalten, weil nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 die US-Regierung tagelang alle Flüge verboten und dann über Nacht verschärfte Sicherheitsvorschriften erließen.

Das ist schwer vergleichbar mit jenen Hilfen, die Qatar & Co. ein schnelleres Wachstum erlauben sollten. Kredite, für die laut dem in der Studie zitierten Geschäftsbericht gilt: „Kredite der Regierung von Katar sind zinsfrei und haben keine Rückzahlungsregelung. Sie wurden in Aktionärsvorauszahlungen umgewandelt und die Rückzahlung ist weder geplant noch wahrscheinlich in absehbarer Zeit.“

Immerhin ahnen die Golflinien und ihre Regierungen, dass die US-Linien nicht ganz falsch liegen und verweisen auf den wirtschaftlichen Nutzen, weil sie in Europa und den USA Flugzeuge und jede Menge Touristen ins Land bringen. „Das dürfen wir nicht unterbewerten“, so der Wirtschaftsminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Sultan bin Saeed.

5. Wie wird der Streit ausgehen?

Am Ende wird sich wohl wenig ändern. Das zeigt nicht zuletzt der Blick nach Deutschland. Hier bieten Air Berlin und Etihad seit langem Gemeinschaftsflüge an, obwohl sie das laut den bestehenden Verkehrsrechtsabkommen nicht dürfen. Aber so sehr sich die Lufthansa und andere auch beschweren, immer werden sie neu genehmigt, zum letzten Mal, dann um allerletzten Mal, dann zum aller-aller-letzten Mal und so weiter.

Diesen Luxus bietet der A380 von Qatar Airways
Qatar-Chef Akbar Al Baker (im Vordergrund rechts) übernahm am Dienstagabend in Hamburg die Maschine des Typs A380 vom Airbus-Vorstandsvorsitzenden Fabrice Brégier. Quelle: dpa
Die Fluglinie aus Doha im Emirat Katar hat zehn Exemplare des größten Airbus bestellt. Quelle: Presse
Großer Bahnhof in Hamburg zur Übergabe des Flugzeugs. Quelle: Presse
Das komplette Unterdeck besteht aus 405 Economy-Class-Sitzen. Weitere 56 Sitze dieser Gattung gibt es im Oberdeck, dazu 48 Business-Class-Plätze und acht First-Class-Sitze. Quelle: dpa
Beinfreiheit und edle Optik: So sieht die „First Class“ im A380 von Qatar Airways aus. Quelle: Presse
In der ausgeklappten Variante dient der First-Class-Sitz als Bett. Quelle: Presse
Auch eine Lounge ist eingebaut – sie ist für Passagiere der First und Business Class zugänglich. Quelle: Presse

Denn am Ende will keiner den Vormarsch der Golflinien stoppen. Die Reisenden schätzen den Wettbewerb bei Preisen und Qualität. Die Politiker außerhalb der großen Drehkreuze die zusätzlichen Flüge für Investoren und Touristen. Dazu will keine Regierung die im Kampf gegen den islamistischen Terror so wichtigen Golfstaaten verärgern, zumal die auch reichlich in Europa investieren und dabei deutlich geduldiger und großzügiger agieren als etwa reine Finanzinvestoren.

Selbst die Fluglinien in Europa, die am meisten unter den Airlines aus Arabien leiden, haben sich leise arrangiert. Der sonst so laute British-Airways-Konzernchef Willie Walsh ist pro-Golf, seit er mit Qatar zusammenarbeitet und erst recht seit die ein Zehntel seiner Holding IAG gekauft haben. Air-France-KLM-Chef Alexandre de Juniac protestiert zwar in Brüssel, doch zur Sicherheit hat auch er Gemeinschaftsflüge mit Etihad aufgelegt.

Und nun denkt wohl auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr um. Im Interview mit der "Bild"-Zeitung hat er zwar Schutz vor Emirates & Co gefordert: „Entweder können die Märkte zu gleichen Bedingungen offen sein oder aber wir müssen uns gegen unfairen Wettbewerb schützen.“ Doch gleichzeitig gibt Spohr das Signal, der Lufthansa drohe angesichts der Konkurrenz keine Gefahr. „Wir stärken sogar unsere Position als weltweit größter Luftfahrtkonzern.“

So bleibt die einzige Wirkung, dass die Golf-Airlines und ihre Chefs nach der Studie ein wenig bescheidener auftreten. „Es ist nicht ganz leicht, die eigene Überlegenheit zu loben und Witze über die vermeintliche Unfähigkeit der westlichen Airlines zu machen, wenn man seinen Erfolg zu einem großen Teil Milliardensubventionen verdankt“, so ein führender Manager einer westlichen Airline.

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