Freizeitpark-Chef Calliere "Wir stehen am Beginn eines Aufschwungs"

Yann Callière ist der Vorstandsvorsitzende des spanischen Unternehmens Parques Reunidos, dem zweitgrößten Freizeitparkbetreiber Europas. Jetzt will er die Besucherzahlen mit Zukäufen steigern.

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Yann Callière, Vorstandsvorsitzender von Parques Reunidos Quelle: Dominik Asbach für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Herr Callière, bis vor einem Jahr waren Sie Chef der französischen Hotelgruppe Accor, seit Januar führen Sie den spanischen Freizeitparkbetreiber Parques Reunidos. Weshalb sollte jemand in Deutschland Ihr Unternehmen kennen?

Yann Callière: Zugegeben, wir sind in Deutschland weniger bekannt. Aber viele Deutsche haben schon mal einen unserer Parks in Europa oder den USA besucht, den Movie Park in Bottrop mit seinen rund 40 Attraktionen und Shows zum Beispiel. Dort hatten wir 2013 fast 1,3 Millionen Besucher, drei Viertel davon Deutsche. Auch wer im Urlaub schon mal einen Tag in einem Freizeitpark verbracht hat, war mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem unserer Parks. Wir betreiben etwa das Miami Seaquarium in Florida, die Zoos in Madrid und Blackpool oder das Bobbejaanland in Belgien.

Zur Person

Mal ehrlich, hatten Sie vor Ihrem Amtsantritt schon von Parques Reunidos gehört?

Ich kannte einige der Parks, allerdings ohne zu wissen, dass Parques Reunidos der Betreiber war. Aber als mir die Funktion des Vorstandsvorsitzenden angeboten wurde, habe ich mich schlau gemacht.

Und wie laufen die Geschäfte?

Die wirtschaftliche Hängepartie ist geschafft, wir stehen am Beginn eines Aufschwungs. Zwar sind wir mit 70 Parks in elf Ländern regional einigermaßen breit aufgestellt. Trotzdem haben wir die Rezession in Südeuropa deutlich gespürt, denn rund ein Viertel aller Umsätze kommt aus unserem Heimatland Spanien und aus Italien. Beide Länder haben wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise geschwächelt, die Besucherzahlen sind gesunken, das hat dazu geführt, dass unser Geschäft stagnierte.

Was heißt das konkret?

Vor der Finanzkrise 2008 sind unsere Besucherzahlen jedes Jahr im Schnitt um 15 Prozent gewachsen, die Umsätze sogar um gut ein Fünftel, aber in den vergangenen drei Jahren blieb es bei rund 26 Millionen Besuchern, 540 Millionen Euro Umsatz und 167 Millionen Euro Vorsteuergewinn. Mittlerweile hat die spanische Wirtschaft aber ihren Tiefpunkt überwunden, die Gästezahlen steigen, sodass wir 2014 mit fünf Prozent mehr Umsatz rechnen.

Wo Parques Reunidos mit welchen Sensationen vertreten ist. (Für eine vergrößerte Ansicht bitte klicken)

Und wie viel Gewinn werden Sie machen?

Dazu kann ich noch nichts sagen. Juli und August sind erfahrungsgemäß die umsatzstärksten Monate, und die Ergebnisse liegen noch nicht vor. Wir hoffen aber, auch beim Ergebnis zulegen zu können.

Parques Reunidos gehört dem britischen Finanzinvestor Arle Capital. Private-Equity-Gesellschaften erwarten hohe Gewinne. Geben Ihre Eigner sich mit so vagen Prognosen zufrieden?

Was unsere Eigentümer angeht, gibt es keinen Grund zur Klage. Im Gegenteil: Arle unterstützt unser Investitionsprogramm von 200 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre. Damit wollen wir die Besucherzahl bis 2017 um zwei Millionen auf insgesamt 28 Millionen steigern.

Hausboot statt Fünf-Sterne-Hotel
Ungestört entspannen oder arbeiten – wer will das nicht? In dem Buch "Hideaways" stellt die Autorin Vinny Lee außergewöhnliche Hütten, Strandhäuschen, Baumhäuser, Jurten, Caravans oder Blockhütten vor, die den Urlaub zur Auszeit werden und den gestressten Städter zur Ruhe kommen lassen. Allen gemeinsam ist, dass der Gast Natur hautnah erleben kann. So wie in diesen Hütten in Laos. Quelle: dpa
Wer nicht ganz so weit weg möchte, findet in Schweden traumhafte Hütten mitten im Nirgendwo. Reisende können zum Beispiel eine Berghütte im Norden des Landes buchen oder einen der traditionellen Einödhöfe ("ødegård"). Liegen ein Ferienhaus oder eine Hütte an einem See, können Urlauber oft auch ein Boot mitmieten. Quelle: Fotolia
Oder wie wäre es mit Strandhütten, beispielsweise im Süden Englands? Meer und Sandstrand liegen direkt vor der Haustür. Quelle: Fotolia
Statt Hotel an der Themse schwimmende Unterkunft auf einem der Kanäle: In London locken Hausboote Touristen an. Einen unschönen Randaspekt gibt es jedoch: Für viele Londoner sind die Hausboote kein romantischer Zufluchtsort, sondern das einzig bezahlbare Zuhause. Wegen der steigenden Mieten in der britischen Hauptstadt sind rund 10.000 Londoner von einer Wohnung in eines der etwa 4000 bis 5000 Hausboote gezogen. Quelle: dpa
Etwas exotischer geht es in Asien zu. So können Reisende beispielsweise in Dal lake im indischen Kashmir in abenteuerlichen Hausbooten wohnen und reisen. Quelle: Fotolia
In umgebauten und modernisierten Planwagen können Abenteurer im Herbst und im Frühjahr die Natur in der jeweils schönsten Jahreszeit genießen. Quelle: Fotolia
Solche Schäferwagen oder auch alte Wohnwagen können häufig in England, Irland und Schottland angemietet werden. Quelle: Fotolia

Was machen Sie mit dem Geld?

Wir werden die bestehenden Parks ausbauen, sind aber außerdem an Zukäufen interessiert, wenn sich gute Gelegenheiten ergeben und die Angebote passen.

Wo suchen Sie?

In Europa und den USA bieten sich immer wieder Gelegenheiten, wir sind da aber noch nicht genau festgelegt.

Asien interessiert Sie nicht?

Doch, sehr sogar, zumal dort in Zukunft das Hauptwachstum zu erwarten ist. Ich war gerade in China, um zu sehen, was man dort machen könnte. Der Markt steht noch am Anfang, hat aber ein Riesenpotenzial. In den kommenden fünf Jahren sind dort 50 neue Freizeitparks geplant. Ob wir uns daran beteiligen, steht noch nicht fest. Wie in der Hotellerie ist der Erfolg in China vor allem davon abhängig, ob man den richtigen lokalen Partner findet.

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