WirtschaftsWoche: Herr Callière, bis vor einem Jahr waren Sie Chef der französischen Hotelgruppe Accor, seit Januar führen Sie den spanischen Freizeitparkbetreiber Parques Reunidos. Weshalb sollte jemand in Deutschland Ihr Unternehmen kennen?
Yann Callière: Zugegeben, wir sind in Deutschland weniger bekannt. Aber viele Deutsche haben schon mal einen unserer Parks in Europa oder den USA besucht, den Movie Park in Bottrop mit seinen rund 40 Attraktionen und Shows zum Beispiel. Dort hatten wir 2013 fast 1,3 Millionen Besucher, drei Viertel davon Deutsche. Auch wer im Urlaub schon mal einen Tag in einem Freizeitpark verbracht hat, war mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem unserer Parks. Wir betreiben etwa das Miami Seaquarium in Florida, die Zoos in Madrid und Blackpool oder das Bobbejaanland in Belgien.
Zur Person
Caillère, 60, hat die Hotelfachschule Thonon-les-Bains absolviert, bevor er mehrere Stationen in der internationalen Hotellerie absolvierte. 2006 kam er zum französischen Hotelkonzern Accor, 2013 wurde er Vorstandsvorsitzender. 2014 wechselte er in gleicher Position zum spanischen Freizeitparkbetreiber Parques Reunidos.
Mal ehrlich, hatten Sie vor Ihrem Amtsantritt schon von Parques Reunidos gehört?
Ich kannte einige der Parks, allerdings ohne zu wissen, dass Parques Reunidos der Betreiber war. Aber als mir die Funktion des Vorstandsvorsitzenden angeboten wurde, habe ich mich schlau gemacht.
Und wie laufen die Geschäfte?
Die wirtschaftliche Hängepartie ist geschafft, wir stehen am Beginn eines Aufschwungs. Zwar sind wir mit 70 Parks in elf Ländern regional einigermaßen breit aufgestellt. Trotzdem haben wir die Rezession in Südeuropa deutlich gespürt, denn rund ein Viertel aller Umsätze kommt aus unserem Heimatland Spanien und aus Italien. Beide Länder haben wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise geschwächelt, die Besucherzahlen sind gesunken, das hat dazu geführt, dass unser Geschäft stagnierte.
Was heißt das konkret?
Vor der Finanzkrise 2008 sind unsere Besucherzahlen jedes Jahr im Schnitt um 15 Prozent gewachsen, die Umsätze sogar um gut ein Fünftel, aber in den vergangenen drei Jahren blieb es bei rund 26 Millionen Besuchern, 540 Millionen Euro Umsatz und 167 Millionen Euro Vorsteuergewinn. Mittlerweile hat die spanische Wirtschaft aber ihren Tiefpunkt überwunden, die Gästezahlen steigen, sodass wir 2014 mit fünf Prozent mehr Umsatz rechnen.
Und wie viel Gewinn werden Sie machen?
Dazu kann ich noch nichts sagen. Juli und August sind erfahrungsgemäß die umsatzstärksten Monate, und die Ergebnisse liegen noch nicht vor. Wir hoffen aber, auch beim Ergebnis zulegen zu können.
Parques Reunidos gehört dem britischen Finanzinvestor Arle Capital. Private-Equity-Gesellschaften erwarten hohe Gewinne. Geben Ihre Eigner sich mit so vagen Prognosen zufrieden?
Was unsere Eigentümer angeht, gibt es keinen Grund zur Klage. Im Gegenteil: Arle unterstützt unser Investitionsprogramm von 200 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre. Damit wollen wir die Besucherzahl bis 2017 um zwei Millionen auf insgesamt 28 Millionen steigern.
Was machen Sie mit dem Geld?
Wir werden die bestehenden Parks ausbauen, sind aber außerdem an Zukäufen interessiert, wenn sich gute Gelegenheiten ergeben und die Angebote passen.
Wo suchen Sie?
In Europa und den USA bieten sich immer wieder Gelegenheiten, wir sind da aber noch nicht genau festgelegt.
Asien interessiert Sie nicht?
Doch, sehr sogar, zumal dort in Zukunft das Hauptwachstum zu erwarten ist. Ich war gerade in China, um zu sehen, was man dort machen könnte. Der Markt steht noch am Anfang, hat aber ein Riesenpotenzial. In den kommenden fünf Jahren sind dort 50 neue Freizeitparks geplant. Ob wir uns daran beteiligen, steht noch nicht fest. Wie in der Hotellerie ist der Erfolg in China vor allem davon abhängig, ob man den richtigen lokalen Partner findet.