Gärung in Amphoren Wie lecker ist Wein, wie ihn die Römer machten?

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Cooler Vin Naturel

Die feine Art des Saufens
Regel 1: Wenn Sie jemandem Geld schulden, zahlen Sie es immer in einer Bar zurück. Am besten während der Happy Hour. Quelle: dapd
Regel 2: Einer Unbekannten einen auszugeben, hat nach wie vor Stil. Es den ganzen Abend zu tun, ist dumm. Quelle: dapd
Regel 3: Suchen Sie Blickkontakt zum Barkeeper und lächeln Sie ihn an. Vermeiden Sie allerdings Blickkontakt mit dem Barkeeper, wenn Sie gar keinen Drink ordern wollen. Quelle: dapd
Regel 4: Wenn eine Frau einen Drink ablehnt, den Sie ihr anbieten, kann sie Sie nicht leiden. Wenn sie ihn annimmt, kann es sein, dass sie Sie trotzdem nicht mag. Wenn sie Ihnen einen ausgibt, dann mag sie Sie. Quelle: dapd
Regel 5: Blasen Sie nie in einer Tanzbar Trübsal. Und tanzen Sie nie in einer trüben Bar. Quelle: dapd
Regel 6: Lernen Sie Ihren Kater zu schätzen - wenn danach alles eitel Sonnenschein wäre, könnte jedes Weichei saufen. Quelle: REUTERS
Regel 7: Die Leute mit dem meisten Geld geben in den seltensten Fällen das großzügigste Trinkgeld. Quelle: dapd

Ausgerechnet in der Hauptstadt der Weinnation finden die Naturweine großen Anklang. Dort gehören Bistros wie das Vivant mit seinem reichen Angebot an Vin Naturel zu den umschwärmtesten eines Publikums, das sich auf urbanes Gutmenschtum versteht: Der Bourgeois Bohemian, kurz Bobo, bringt, wie der Erfinder des Begriffs David Brooks erläutert, „Reichtum und Rebellion, beruflichen Erfolg und eine nonkonformistische Haltung“ spielend unter einen Hut.

Es gilt freilich nicht nur als cool, Vin Naturel zu trinken, er schmeckt vielen auch einfach besser. Für Bernd Kreis, der Paris regelmäßig besucht, ist der Erfolg leicht zu erklären: „Diese Weine finden schneller Freunde unter Menschen, die zuvor keinen oder nur sehr wenig Wein tranken“ – und deren Geschmacksbild noch nicht geprägt sei von traditionell hergestelltem Wein: Die Sanftheit und Geschmeidigkeit des Vin Naturel komme den Erwartungen von Anfängern entgegen.

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Naturwein schmeckt anders, Amphorenwein erst recht. „Das ist ein sehr individueller Geschmack“, sagt Bernhard Ott, eine „eigenständige Kategorie“, die auch für den neugierigen Weinliebhaber interessant sei: Im besten Fall kämen all die Charakteristika des Bodens, der Traube und des Wetters stärker zur Geltung als bei den Weinen, die Ott in klassischer Manier produziert.

Mit den Geschmacksbeschreibungen tun sich die Experten noch schwer. Ist er frei von Fehltönen, entzieht sich Amphorenwein dem üblichen Vokabular der Weinkritik. Allein das für Weißwein typische Aroma von Früchten auf der Zunge, sei anders, sagt Bernd Kreis. Es erinnere an Most, und die vordergründigen Geschmäcker tendierten eher in Richtung Apfel. Die Gärung in nicht hermetisch abgedichteten Gefäßen bringt die Weine früher mit mehr Sauerstoff in Berührung, die Oxidation macht sich bemerkbar. Mehr noch in den Amphoren, die mit ihrem dünneren Ton oberirdisch stehen.

Um sich in die Welt der Amphoren- und Qvevren-Weine hineinzutrinken, braucht der Kunde nicht nur Offenheit, sondern auch Geld. 45 Euro kostet Otts Qvevre, Kühns Amphoren-Wein ebenfalls. Weder für Ott noch für Kühn sind sie – obwohl mit die teuersten Flaschen im Angebot – ein wirtschaftliches Standbein. Eine komplette Umstellung der Produktion wie beim italienischen Winzer Josko Gravner, dem Wegbereiter der Amphoren-Vinifikation, kommt für beide nicht infrage.

Auch Peter Jakob Kühn sieht dazu keinen Anlass. An mangelnder Neugierde liegt es nicht: So hat er 2002 damit begonnen, als ersten Schritt vor der Amphorenvergärung den Wein aus Most und einem Teil Maische zu vergären: „Dafür wurde ich abgestraft von Weinkritikern.“ Heute sei das Verfahren anerkannt – und zudem historisch beglaubigt, denn schon 1833 sei für hochwertige lagerfähige Weine die Maischegärung „gang und gäbe gewesen“.

Für Bernhard Ott ist sein Qverve weder simple Ergänzung noch Ersatz für seinen hoch erfolgreichen Grünen Veltliner: „Das eine ist die Pflicht, das andere die Kür.“ Letztere polarisiere und bilde eine Art Vorhut. „So kann ich die Weine der anderen Lagen weiter in Ruhe individualisieren, denn der Versuchsballon ist unterwegs.“ Ein Versuchsballon aus Ton.

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