Globus Brite baut exklusive Erdkugeln

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"Ein Kontrapunkt zur seelenlosen Massenware "

Einigen Auftraggebern reicht das nicht. Sie lassen sich auf ihren maßgefertigten Erdkugeln zusätzlich ihre Geburtsstadt einzeichnen. Andere wählen einen Ort, der in ihrem Leben wichtig war, und lassen ihn grafisch hervorheben. In der Werkstatt schweben auf einem Globus zwei filigran gezeichnete Engel über der Stadt Madeira – dort hatte der Kunde einst seine Verlobung gefeiert.

Solche unverwechselbaren, analogen Einzelstücke sind wie ein Kontrapunkt zur vermeintlich seelenlosen Massenware des digitalen Zeitalters. Auch die Qualität trägt zu ihrer Beliebtheit bei. Ein Bellerby-Globus lässt sich mühelos drehen, die Finger des Betrachters gleiten beim Spaziergang über die Kontinente ungehindert über die glatte Oberfläche. Das mechanische Geheimnis dieser Leichtigkeit ist für das Auge unsichtbar: Die Kugeln ruhen unter der Oberfläche, in Schalen mit unsichtbaren Kugellagern.

In der Manufaktur herrscht konzentrierte, stille Arbeitsatmosphäre. In den Regalen, auf Tischen und am Boden stehen Erd- und Himmelsgloben in fünf Größen und unterschiedlichen Farben. Quer durch das Atelier sind Wäscheleinen gespannt. Dort trocknen an Klammern jene Papierkeile mit kartografischen Details, die später auf die Erdkugeln aufgeklebt werden: 24 sind es bei den kleineren, 48 bei den größeren Globen.

Das klingt einfach, ist aber kompliziert. Die feuchten Papierzungen müssen glatt gespannt und dann präzise aneinandergefügt werden – und dabei können sie schnell reißen. Außerdem dürfen sie nicht überlappen. Wer schlampt, lässt ganze Länder von der Erdkugel verschwinden: „Grönland und Alaska sind besonders oft betroffen“, sagt Bellerby. Tüftelarbeit erfordert auch die Abbildung der Längen- und Breitengrade.

Der größte Bellerby-Globus hat einen Durchmesser von 1,27 Metern, der kleinste von 23 Zentimetern. Jenes Modell ist aktuell der Bestseller, es passt auf einen Schreibtisch und kostet umgerechnet 1535 bis 3070 Euro – je nach Design, Grundierung und der Menge an Farbe, die für Meere und Kontinente aufgetragen werden muss. Knapp 74 000 Euro ließ sich dagegen ein Russe seinen Globus kosten, der trotz vieler Extras in knapp zwei Monaten fertig werden musste. „Ich habe meinen Mitarbeitern Überstunden und einen Bonus gezahlt“, sagt Bellerby.

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Alle haben ihr Handwerk von ihm gelernt. Der Autodidakt bastelte erst im Jahr 2008 seinen ersten eigenen Globus – als Geschenk zum 80. Geburtstag seines Vaters. Der hatte einst als Schiffsbauer gearbeitet. Sechs bis zwölf Monate benötigt heute ein Lehrling in Bellerbys Werkstatt, bis er den Herstellungsprozess meistert. Bei dem Firmengründer selbst vergingen rund 18 Monate, bis er sein erstes Modell zustande brachte.

Bellerby hat sie schon oft erzählt, trotzdem klingt die Geschichte immer wieder gut: wie er 2008 auf der Suche nach einem Geschenk für seinen Vater entweder nur billige Massenware oder teure Antiquitäten fand – aber keinen korrekt gezeichneten, ästhetisch ansprechenden und qualitativ hochwertigen modernen Globus; wie er daraufhin zu Hause selbst Experimente begann. Bis ihm schließlich ein Stück gelang, das seinen perfektionistischen Ansprüchen genügte. „Die Dinge gerieten außer Kontrolle“, sagt er, wenn er sich an seine Obsession von damals erinnert.

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