Lieferdienst Delivery Hero verdoppelt Umsatz – schreibt aber weiter Verluste

Trotz Umsatzverdopplung: Delivery Hero schreibt immer noch keine schwarzen Zahlen. Quelle: dpa

Der Dax-Neuling Delivery Hero konnte seinen Umsatz im vergangenen Quartal verdoppeln – schreibt aber immer noch rote Zahlen. Angst vor einem Rückgang der Bestellungen nach Corona hat Konzernchef Niklas Östberg nicht.

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Der Essenslieferdienst Delivery Hero geht dank der Übernahme des südkoreanischen Anbieters Woowa mit viel Rückenwind in das Jahr. Nach einem starken Auftakt will das Berliner Unternehmen seinen Umsatz im Gesamtjahr auf 6,1 bis 6,6 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Zugleich plant Delivery Hero, das Investitionstempo deutlich hochzuschrauben und im laufenden Jahr rund 550 Millionen Euro in die Hand zu nehmen – vor allem für den Ausbau eigener Lagerhäuser für zusätzliche Waren wie Lebensmittel oder Medikamente sowie die Expansion in Japan und Vietnam. „Wachstum ist unsere Nummer eins Priorität“, sagte Firmenchef Niklas Östberg am Mittwoch bei der Präsentation der Quartalszahlen.

Diese untermauerten die Strategie: Der Umsatz stieg um 116 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro, das neunte Quartal in Folge, in dem sich die Erlöse verdoppelten. Operativ schreibt Delivery Hero aber weiter Verluste. Am Aktienmarkt kam der Ausblick gut an: Die inzwischen im Dax notierte Aktie legte im Handel knapp acht Prozent zu und war zweitgrößter Gewinner im Dax nach der Deutschen Bank. Wegen der Ausgangsbeschränkungen und Hygieneregeln in der Corona-Pandemie bestellen viele Menschen ihre Mahlzeiten online bei Restaurants und lassen sie sich nach Hause liefern, was Delivery Hero zahlreiche Neukunden bescherte. Östberg rechnet nicht damit, dass die Bestellungen – derzeit rund 100 in der Sekunde – auf ein Vor-Corona-Niveau zurückfallen. Es gebe eine „neue Normalität“.

Vom Bestellboom will Delivery Hero, das in mehr als 40 Ländern aktiv ist, noch stärker profitieren, indem es das Geschäft mit schnellen Lieferungen innerhalb von 60 Minuten ausbaut – nicht mehr nur von Mahlzeiten, sondern auch von Lebensmitteln, Medikamenten, Blumen und Elektronikgeräten. Dafür hat Delivery Hero ein Netz von inzwischen 600 Lagerhäusern rund um den Globus aufgebaut, das stetig wächst. Inzwischen macht die Firma, deren größter Markt Asien ist, mit dem Quick Commerce genannten Geschäft zehn Prozent des Gesamtumsatzes. „Der Bereich wird in den nächsten Jahren stark wachsen“, sagte Finanzchef Emmanuel Thomassin zu Reuters. In Deutschland ist Delivery Hero seit dem Verkauf des Geschäfts an den Lieferando-Eigner JustEat Takeaway.com nicht mehr aktiv. Der deutsche Markt ist ohnehin hart umkämpft – aktuell expandiert der US-Lieferdienst Uber Eats in deutsche Städte.

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Mit dem im Frühjahr abgeschlossenen 5,7 Milliarden Euro schweren Woowa-Kauf, der in den Prognosen und Zahlen des ersten Quartals berücksichtigt ist, stemmte Delivery Hero die bisher größte Übernahme in der Firmengeschichte. Thomassin hält weiter nach Akquisitionen Ausschau: „Das könnten neue Länder und andere Ergänzungen sein.“ Weltweit sammeln Lieferdienste derzeit hohe Summen bei Kapitalgebern ein oder gehen an die Börse wie Südkoreas Branchenprimus Coupang oder der indische Anbieter Zomato. An diesem ist Delivery Hero als Minderheitsaktionär beteiligt und will es laut Thomassin auch bleiben: „Ich denke nicht, dass wir verkaufen.“

Die Kosten will Delivery Hero stärker im Blick haben. Im vergangenen Jahr verringerte sich der Konzernverlust auf 1,4 Milliarden Euro nach 1,63 Milliarden Euro 2019. Im laufenden Jahr soll sich dann auch der Betriebsverlust verringern. Delivery Hero peilt eine bereinigte Ebitda-Marge gemessen am Bruttowarenvolumen zwischen minus 1,5 und minus 2,0 Prozent an. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert bei minus 4,6 Prozent.

Mehr zum Thema: Rund um den Globus pumpen Investoren Unsummen in Lieferdienste wie Delivery Hero und Co. Doch Profite sind keine in Sicht – und nach der Corona-Sonderkonjunktur droht der Absturz.

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