Lufthansa Was Sie in der Business Class erwartet

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Klettern sollen die Passagiere nicht

Endlich öffnen Otto und sein Team den Container mit dem neuen Sitz für die Besucher. Sogleich sinkt die Begeisterung der Gäste. Da stehen lediglich in Farbe und Form vier recht unterschiedliche Sessel mit komplett unterschiedlichen Bezügen in einem rund zwölf Quadratmeter kleinen Kabuff. Die Monitore sind ebenso Attrappen wie ein Teil der Halterungen für Flaschen oder Zeitungen und auch die Polster, die sich nicht alle ohne Weiteres verstellen lassen. Und das die Sitzprototypen leicht wackeln, wirkt auch nicht so recht Premium.

Die Skepsis scheint Ottos Mitarbeiter Frank Meier zu spüren. Und sofort versucht der für den Service zuständige Manager gegenzusteuern und erklärt den tieferen Sinn der Vielfalt. Bisher waren bei Lufthansa wie bei fast allen Fluglinien alle Sitze mehr oder weniger gleich. Nun gibt es größere Unterschiede. „Wir gehen hier von Bedürfnistypen zu Bedürfniszonen“, so Maier.

Hinter der leicht missverständlichen Formulierung stehen vier unterschiedlich stark umbaute Sitzplätze. Da ist zum einen der alleinstehende vom Gang kaum einsehbare Fensterplatz, „besonders für Alleinreisende, die ungern neben Fremden sitzen“, erklärt Maier. Sitztyp zwei in der Reihe ist ein zum Gang relativ offener Platz für alle, die Kommunikation und Clubatmosphäre schätzen – und denen es nichts ausmacht, wenn ihnen jemand beim Schlafen zusieht. Variante drei ist eine Art Thron mit breiten Seitenablagen für Geschäftsreisende, die unbedingt viel Platz für die Arbeit an vertraulichen Unterlagen brauchen. Und zu guter Letzt ist da noch eine Art Doppelsitz mit einer absenkbaren Trennwand für alle, die mit Kollegen oder gar mit Partner reisen – auch wenn der Abstand etwas groß ist, um die Köpfe zusammenzustecken.

Womit die Lufthansa ihr Geld verdient

Wer dann ein wenig am Sitz herumspielt, entdeckt noch ein paar weitere Extras. So lassen sich wie beim heutigen Sessel die Armlehnen absenken, was die Liegefläche rund 70 Zentimeter breit macht. Und auch die einzelnen Fächer sind nun fast alle ohne große Verrenkungen erreichbar.

Die Sitze erlangten ihre heutige Form in einem dreistufigen Prozess. Begonnen haben Otto und sein phasenweise 20-köpfiges Team bereits vor drei Jahren – kurz nachdem sie mit dem heutigen Business-Sitz fertig waren. „Nach dem Spiel ist bei uns vor dem Spiel“, kalauert Otto. Seitdem haben sie sich nicht weniger als 107 Varianten von Sitzherstellern und Designern angesehen. Darunter waren eine Menge ungewöhnlicher bis irrer Ideen, etwa eine Variante, bei der die Sitze leicht versetzt übereinander lagen und die Gäste entweder herab- oder hochsteigen mussten. Das hätte zwar viel teuren Platz gespart, aber die Kletterei wollte niemand den Passagieren zumuten.

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