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Lufthansa lässt Germanwings am Boden „Auf Dauer hätte diese Konstruktion keinen Sinn ergeben“

Die Lufthansa stellt den Flugbetrieb ihrer Kölner Tochter Germanwings ein. Quelle: dpa

Mitten in der Coronakrise stellt die Lufthansa den Betrieb ihrer Tochter Germanwings ein. Für Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt ist das ein notwendiger Schritt – zu einem schlechten Zeitpunkt.

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WirtschaftsWoche: Herr Großbongardt, die Lufthansa nimmt den Betrieb der Tochter Germanwings nicht mehr auf. Haben Sie mit diesem Schritt gerechnet?
Heinrich Großbongardt: Das war zu erwarten, denn die Germanwings hatte eigentlich keine Funktion mehr. Sie flog nur noch im Auftrag von Eurowings und war keine eigene Marke. Die Lufthansa kann dadurch ihr Portfolio bereinigen. Es verschwindet eine Tochter, die nur im Auftrag der Eurowings Strecken bedient hat. Das ist mit Kosten verbunden und die gilt es einzusparen. Der Konzern bereitet sich dadurch in meinen Augen auf die anstehende Konsolidierung des europäischen Flugmarktes vor.

Wäre es auch ohne die Coronavirus-Pandemie zur Einstellung des Betriebs gekommen?
Die Coronakrise hat zusätzlichen Handlungsdruck aufgebaut. Auf Dauer hätte diese Konstruktion keinen Sinn mehr ergeben. Es ging letztlich nur darum, die Arbeitsplätze in der bei Germanwings geltenden Tarifstruktur zu erhalten. Das war eine Sache alleine im Interesse der Mitarbeiter, aber sicher nicht der Lufthansa. Für sie war die Germanwings, seitdem Eurowings das Low Cost-Geschäft übernommen hat, überflüssig.

Erwarten Sie noch weitere Maßnahmen bei der Lufthansa?
Innerhalb des Konzerns ist es damit erstmal getan. Die anderen Airlines der Lufthansa-Gruppe, wie etwa Swiss oder Austria, sind eigene Marken mit bestimmten Aufgaben und Märkten im Konzern. Ich glaube da gibt es keine Not. Wobei man sagen muss, dass es die Not im Fall Germanwings auch nicht gab.

Inwiefern?
Im Sinne des Betriebsfriedens bei der Lufthansa kommt der Schritt sicher zu keinem guten Zeitpunkt. Wenn man einerseits mit dem Slogan „We are all in this together“ wirbt und dann jetzt diese Entscheidung trifft, ist das nicht geschickt. Das wird das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Vorstand belasten. Es ging darum, ein paar Millionen zu sparen in einer Zeit, in der das Unternehmen Milliarden verbrennt. An der langfristigen Notwendigkeit dieses Schritts habe ich keine Zweifel, nur der Zeitpunkt ist sehr ungünstig.

Wie wird die Coronakrise die Airline-Landschaft verändern?
Wir stehen vor einer kompletten Neuordnung der Luftverkehrslandschaft – nicht nur in Europa, sondern weltweit. Nach der Krise wird es einen Nachfrageeinbruch geben, der mindestens zwei Jahre dauert, bis ein halbwegs vernünftiges Niveau erreicht wird. Diese Zeit werden viele Fluggesellschaften nicht überleben. In Europa gibt es ein Dutzend potentieller Kandidaten, denen die Pleite droht.

Mehr zum Thema und den aktuellen Problemen bei der Lufthansa lesen Sie hier.

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