Lufthansa "Light", "Classic" und "Flex" Das ist die neue Lufthansa

Traditionelle Ticketpreise ade: Lufthansa-Kunden können ab Oktober in der Economy-Class mit verschiedenen Tarifen fliegen. Was die neuen Angebote beinhalten – und warum die Annäherung an die Billig-Airlines nötig ist.

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Die Lufthansa bietet neue Tarife für die Economy Class. Quelle: dpa

Es ist Konzernchef Carsten Spohrs großer Streich: Die Lufthansa setzt die einschneidendste Tarifumstellung seit Jahrzehnten um. Ab Oktober müssen sich Kunden der Economy Class für Europaflüge zwischen den drei Tarifen „Light“, „Classic“ und „Flex“ entscheiden. Was schon lange gemunkelt wurde, hat der Konzern nun offiziell verkündet. Gebucht werden können die neuen Tickets ab Dienstag, den 28. Juli. Dabei gilt die einfache Regel: Für einen günstigeren Ticketpreis gibt es weniger Service.

Economy „Light“

Wer sich dann für den Tarif „Light“ entscheidet, bekommt – je nach Ziel – Hin- und Rückflug schon ab 89 Euro. Das Versprechen der Lufthansa: Der neue Tarif soll mindestens zehn Euro günstiger sein als das bislang niedrigste Angebot. Dafür müssen sich die Fluggäste einschränken: Umbuchung oder Erstattung sind nicht drin. Außerdem darf nur ein Handgepäckstück mit an Bord, der Transport größerer Koffer ist nicht inbegriffen. Zubuchen geht, kostet aber: Für ein Gepäckstück werden mindestens 15 Euro jeweils für Hin- oder Rückflug fällig. Wer sich seinen Sitzplatz aussuchen will, bezahlt mindestens zehn Euro.

Die Logik dahinter: „Es ist der Wunsch vieler Fluggäste, nur für diejenigen Leistungen zu zahlen, die auch tatsächlich in Anspruch genommen werden“, sagt Jens Bischof, Mitglied des Passagevorstands und damit verantwortlich für das Passagier-Geschäft. Weil bereits heute ein Drittel der LH-Fluggäste innerhalb Europas nur mit Handgepäck fliegt, können sie offenbar gut auf den Koffer verzichten.

Economy „Classic“

Wer „klassisch“ Lufthansa fliegt, darf zwar ein zusätzliches Gepäckstück bis 23 Kilogramm aufgeben, muss dafür aber auch tiefer in die Tasche greifen. Ein Ticket kostet ab 129 Euro aufwärts. Dafür kann aber der Wunschsitz kostenlos reserviert werden.

Economy „Flex“

Das Angebot „Flex“ bringt die Freiheit des kostenlosen Umbuchens zurück, kostet aber – natürlich – wieder mehr. Der Aufpreis des Flex-Tarifs gegenüber dem Classic-Tarif liegt je nach Strecke zwischen 60 und 160 Euro.

Business Class

Um den Lufthansa-Nimbus vom angenehmen Reisen über den Wolken nicht vollständig aufzugeben, bleiben die kostenlosen Snacks an Bord in allen Tarifen erhalten. Die Business Class wird nicht angetastet. In Ticketpreisen ab 399 Euro sind Services wie der Lounge-Zugang, mehr erlaubtes Gepäck und die Sitzplatzreservierung inbegriffen.

Für die Lufthansa ist diese Dreier-Struktur in der Economy-Class eine echte Revolution und ein entscheidender Baustein in Carsten Spohrs Plan, die Lufthansa effizienter zu machen. Neu ist das Konzept der unterschiedlichen Tarife allerdings weder in der Flugbranche noch im eigenen Konzern. Die Billig-Konkurrenz handhabt es längst so. Auch bei der LH-Tochter Germanwings gibt es die Möglichkeit, nur mit Handgepäck zu reisen – und so Kosten zu sparen.

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Bei Swiss wird das neue Konzept seit einem Monat angewendet. Brussels Airlines bietet bereits länger ein Tarifkonzept mit verschiedenen Optionen. Dass die Lufthansa zusammen mit Austrian Airlines auf flexiblere Tarifstrukturen setzt, ist also erprobt und ein notwendiger Schritt.

Billig-Airlines wie Ryanair haben die Lufthansa in den vergangenen Jahren massiv unter Druck gesetzt. Mit Kampfpreisen machen sie der Linie die Kunden streitig. Jetzt schlägt Deutschlands größte Airline, die sich auf der anderen Seite mit den Golflinien um die Premium-Kunden streiten muss, mit den Waffen der Billigheimer zurück.

Weil die neue Struktur eine gezieltere Steuerung der Preise ermöglicht, können die Flüge besser ausgelastet werden. Die Lufthansa bekäme, so die Hoffnung, endlich ihre Flieger voll und könnte so den Gewinn steigern.

Top 10 Fluglinien nach der Anzahl der Passagiere weltweit

Für preisbewusste Passagiere könnte die neue Struktur ein Gewinn sein, ermöglicht sie doch Ersparnisse und mehr Fairness beim Fliegen. Wer bislang gerade das Simple bei der Lufthansa mochte, wird sich umgewöhnen müssen. Nicht nur, dass der preisliche Dreiklang im ersten Moment für Verwirrung sorgen kann. Wer im Nachhinein zusätzliche Services will oder umbuchen muss, kann draufzahlen.

Außerdem hat die Lufthansa für den Herbst eine andere Neuerung angekündigt, die in der Branche für Wirbel sorgt: eine neue Ticketgebühr. 16 Euro muss jeder Passagier zahlen, der vom 1. September an Flüge nicht online auf einer der Lufthansa-Seiten bucht, sondern das über globale Vertriebssysteme (GDS), das in Reisebüros, Konzernreisestellen und auf Urlaubs-Web-Seiten Standard sind.

Damit will Lufthansa jährlich 250 Millionen Euro einsparen. Mit dem Schritt hat die Lufthansa nicht nur Online-Reiseseiten sondern auch Vielflieger verärgert.

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