Als Mäzen sieht sich der 60-jährige Althoff sicher nicht. „Unsere Restaurants müssen wirtschaftlich sein“, sagt er mit seiner durchgängig entwaffnenden Freundlichkeit, die er nicht abzurufen braucht, sondern von der er durchwirkt zu sein scheint. „Es ist schwer, sich seinem einnehmenden Wesen zu entziehen“, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter, Fluktuation ist bei seinen Führungskräften selten. Rechnen gelernt hat Althoff spätestens in seiner Ausbildung in Wuppertal in der Wicküler Brauerei. „Das erste Fernsehbier Deutschlands“, sagt Althoff, der damals Marketing zu schätzen lernte. Die Liebe zu Hotels entdeckte er während seiner Reisen mit den Eltern. Sie wurde stark. 21 Jahre alt war er, als er einen Bankmitarbeiter um einen Kredit bat, um zusätzlich zu seinem ersparten Eigenkapital Geld zu bekommen, um in Aachen ein Hotel zu pachten. Er bekam das Geld. „Der Banker war auch davon beeindruckt, dass ein junger Mensch so viel Geld gespart hatte“, sagt Althoff. 40 Zimmer hatte das Hindenburg – „vier mit eigenem Bad“. Wie ein Hotel zu leiten sei, das erschloss sich der Twen mit „Trial and error“.
Nur ein Jahr später schon verließ er Aachen, um im Schwarzwald ein größeres Haus zu pachten und zu leiten. „90 Zimmer, und alle hatten ein Bad und WC.“ Vom Schwarzwald ging es in den Harz und danach für drei Jahre zur amerikanischen Hotelvereinigung Best-Western, die er mit in Deutschland aufbaute. Hier lernte er viel über Marketing und noch mehr darüber, die eigenständigen Unternehmer unter der Dachmarke Best Western zusammenzuführen.
Als er genug an Wissen mitgenommen hatte, kehrte er Ende der Achtzigerjahre zur Selbstständigkeit zurück, zu Beginn mit zwei Hotels in Köln, eines davon das Regent, das er auch heute noch betreibt unter der zweiten Marke der Gruppe Althoff Collection, Ameron, mit derzeit neun Hotels für Geschäftsreisende von Berlin über Bonn bis Luzern. Erst jetzt kam eine Leidenschaft zum Tragen, die er in seiner Aachener Zeit Mitte der Siebzigerjahre entwickelte: die zum guten Essen. „In Aachen gab es schon gute Gastronomie und dann die Nähe zu Brüssel oder Paris“, erinnert sich Althoff. Seine Heimatstadt Wuppertal hatte ihn nicht geprägt. „Da gab es einen Jugoslawen.“ Heute sind die Gourmetrestaurants seiner Luxushotels ein Schwerpunkt des Marketings, Althoffs Star-Ensemble aus Solisten zieht Gourmets aus aller Welt an.
Dass es dazu kam, verdankt sich Althoffs Mut. Die Neunzigerjahre waren die Phase der Skepsis in der Branche. Man fragte sich, ob Luxus in der Hotellerie, wie er traditionell durch großzügige Ausstattung und viel Personal verkörpert wird, noch Zukunft hat. Althoff glaubte an Luxus und eröffnete 1992 das Schlosshotel Lerbach. Damit begann die Ära Dieter Müller, Koch des Jahres 1988, den Althoff davon überzeugen konnte, aus den Schweizer Stuben in Wertheim-Bettingen in die ehemalige Bildungsstätte Lerbach inmitten eines großzügigen Parks zu kommen. Mit Müller, zu dessen Ehren eine Rosenzüchtung seinen Namen erhielt, kam der kulinarische Erfolg, 1993 der erste, 1994 der zweite und 1997 schließlich der dritte Stern.