Nach Flugchaos-Sommer Entschädigungskosten schlagen Lufthansa auf die Bilanz

Lufthansa hält trotz des Chaos-Sommers und hoher Sonderkosten durch Entschädigungen den Kurs auf ihr Gewinnziel . Quelle: REUTERS

Die Lufthansa verliert im dritten Quartal beim operativen Gewinn. Ein Grund sind hohe Sonderkosten durch den Chaos-Sommer: Für Verspätungen und Flugausfälle musste die Airline viele Entschädigungen zahlen.

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Gestiegene Kosten für Treibstoff und Entschädigungszahlungen an Kunden haben den Gewinn der Lufthansa im dritten Quartal noch stärker belastet als erwartet. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) lag mit 1,35 Milliarden Euro knapp elf Prozent unter dem Vorjahreswert, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Auch der Umsatz fiel mit 9,96 (Vorjahresquartal 9,8) Milliarden Euro niedriger aus als erwartet.

Analysten hatten im Schnitt mit einem Ergebnis von 1,41 Milliarden Euro bei Erlösen von 10,1 Milliarden Euro gerechnet. Im kommenden Jahr will die Lufthansa das Kapazitätswachstum, das 2018 durch die Übernahme von Air-Berlin-Teilen getrieben war, drosseln.

„Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Kostenanstieg von mehr als einer Milliarde Euro allein durch Treibstoffkosten und Sonderbelastungen durch Flugausfälle und Verspätungen“, erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Die Ausgleichszahlungen für verspätete und ausgefallene Flüge schnellten im Sommer in die Höhe, weil der stark wachsende Luftverkehr durch Personalengpässe bei der Flugsicherung und technische wie organisatorische Probleme bei Airlines und Flughäfen gestört war. An Entschädigungszahlungen fielen bei der Lufthansa in diesem Jahr bereits 350 Millionen Euro an.

Die Treibstoffkosten sollen wegen des Ölpreisanstiegs im Gesamtjahr um 850 Millionen Euro auf gut sechs Milliarden Euro steigen, wie schon bisher erwartet. Für 2019 rechnet der Dax-Konzern auf Basis der gleichen Menge Kerosin mit einer zusätzlichen Verteuerung um 900 Millionen Euro.

Von Januar bis September ging das bereinigte Ebit um 7,7 Prozent auf 2,36 Milliarden Euro zurück. Im vierten Quartal rechnet die Kranich-Airline dank guter Nachfrage nach Langstreckenflügen jedoch mit steigenden Erlösen. Die Lufthansa bestätigte die Prognose eines leichten Gewinnrückgangs gegenüber dem Rekordjahr 2017, als sie operativ knapp drei Milliarden Euro verdiente.

Lufthansa-Aktien fliegen nach Zahlen aus den Depots

An der Börse war die Reaktion auf den unerwartet stark gesunkenen Quartalsgewinn deutlich: Anleger der Lufthansa suchten das Weite. Die Aktien von Lufthansa fielen nach der Vorlage ihrer Quartalsergebnisse um bis zu 8,5 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 17,23 Euro. „Lufthansa enttäuscht gleich doppelt“, betonten die Analysten der Bank Credit Suisse. Die Experten des Brokerhauses Davy stuften die Aktien auf „Neutral“ zurück. Die Gewinne blieben solange unter Druck, bis die Lufthansa die Ticketpreise im kommenden Jahr erhöhen werde. Auch die Analysten von Liberum äußerten sich skeptisch. „Im vierten Quartal müssten sich die Geschäfte substanziell verbessern, damit das Management seine Prognosen erfüllen kann“, schrieben sie in einem Marktkommentar. Sie bestätigten ihr Aktienrating mit „Hold“ und das Kursziel der Titel mit 24,50 Euro.

Der Gewinn-Rückgang bei der Lufthansa liegt auch am Verlust der Billigflugtochter Eurowings, die mit der Übernahme von 77 Maschinen der pleite gegangenen Air Berlin Integrationskosten von 170 Millionen Euro zu stemmen hat. Bis Ende September fiel bei Eurowings ein Verlust von 65 Millionen Euro an.

Anfang Oktober hatte die Branche bei einem Spitzentreffen mit der Bundesregierung ein Maßnahmenpaket geschnürt, um ein erneutes Flugchaos 2019 zu vermeiden. Die Lufthansa tritt wegen der überlasteten Infrastruktur am Boden und in der Luft auf die Wachstumsbremse und will die Kapazität im nächsten Sommer nur noch um knapp vier Prozent ausbauen. Die Airline wolle die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur nicht überstrapazieren und zugleich ihre Profitabilität sichern, erklärte das Unternehmen. Im Gesamtjahr soll das Angebot 2019 um deutlich weniger als die für 2018 angepeilten acht Prozent zulegen.

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