Ryanair, Norwegian & Co. Die goldene Zeit der Billigflieger ist vorbei

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„Es entstehen Preisschlachten und Blutbäder“

Laut einer Studie der Beratung Ascend haben Europas Airlines derzeit fast 3000 Mittelstreckenflugzeuge im innereuropäischen Verkehr. Sie verzeichnen jedoch für die nächsten zehn Jahren weitere fast 2000 Bestellungen sowie gut 800 Optionen und Kaufabsichten. Mindestens die Hälfte davon soll zusätzlich zum bestehenden Angebot fliegen. Für noch mehr Kapazität sorgt die Sparpolitik der Fluglinien. „Um ihre Kosten zu drücken, packen sie immer mehr Plätze in ihre Jets“, sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt. So sitzen in einem Lufthansajet vom Typ A320 nun mit bis zu 180 Passagieren rund 30 Kunden mehr als vor zehn Jahren.

Der Effekt ist gewaltig. In den kommenden Jahren wird das Angebot um mehr als sieben Prozent steigen. Das ist fast doppelt so viel wie die Nachfrage, wenn diese wie bisher ungefähr doppelt stark zulegt wie die Wirtschaft. Und es ist sogar mehr als das Doppelte, wenn die europäische Wirtschaft etwa nach einem Brexit-Schock und wachsenden Handelskonflikten weniger stark wächst als derzeit angenommen.

Um die Lücke zwischen Angebot und zu geringer Nachfrage zu schließen, bleiben den europäischen Airlines bereits jetzt häufig nur Sonderangebote. Laut einer Studie von Bernstein liegen die Durchschnittserträge pro verkauften Flugkilometer in diesem Sommer bei Vorausbuchungen um bis zu gut zehn Prozent unter denen des Vorjahres.

Doch die Rabatte sind immer schwerer durchzuhalten. Dafür sorgen vor allem dies steigenden Ölpreise. Sie sind in den vergangenen zwölf Monaten um rund 50 Prozent gestiegen. „Und der Preis und damit der Druck wird eher noch zunehmen“, erwartet Andrew Lobbenberg, Fluganalyst der Investmentbank HSBC. Dazu sorgt vor allem die beginnende Knappheit an Piloten bei allen Fluglinien dafür, dass die Personalkosten steigen.

Das trifft insbesondere die Billigflieger hart. Gerade wegen ihrer Sparmaßnahmen in anderen Bereichen machen die Ausgaben für das Tanken bei fast allen inzwischen ein Viertel der Kosten aus. Bei Ultra-Billigfliegern wie Ryanair und Wizzair sind es sogar fast 40 Prozent. Damit steigen die Kosten pro Passagier so stark, dass die Linien an den Tickets selbst fast nichts mehr verdienen. Statt dessen machen sie ihr Geld fast nur noch mit dem Verkauf von Extras wie Koffergebühren oder der Vermittlung von Nebenleistungen wie Hotels, Mietwagen oder Versicherungen.

Wohin das führt, lässt sich dieser Tage am besten in Wien beobachten. In der österreichischen Hauptstadt haben mit dem Lufthansa-Konzern, der British-Airways-Mutter IAG sowie Easyjet und Ryanair gleich vier der fünf großen Flugkonzerne Europas ihr Angebot zweistellig hochgefahren – und wollen noch mehr drauflegen.

„Wenn alle diese Fluglinien wahrmachen, was sie ankündigen; dann verträgt das der Markt Österreich meiner Meinung nach nicht“, sagt Andreas Otto, Vorstand der Austrian Airlines aus dem Lufthansa-Konzern, dem Luftfahrtportal „Austrian Aviation Net“ – und prophezeit: „Dann entstehen hier Preisschlachten und Blutbäder.“

Das sind die sichersten Airlines der Welt
Emirates Quelle: dpa
Norwegian Air Shuttle Quelle: REUTERS
Virgin Atlantic Airways Quelle: REUTERS
KLM Quelle: dpa
Easyjet Quelle: dpa
Finnair Quelle: REUTERS
Etihad Airways Quelle: AP
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