Symphony of the Seas Die nächste Stufe der Gigantomanie

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Mit Hubschrauber und U-Boot in die Antarktis

Eine Woche auf der „Symphony of the Seas“ gibt es schon ab 800 Dollar. Hinzu kommen allerdings Ausgaben für alkoholische Getränke, die Spezialitäten-Restaurants oder das Casino. Die Kreuzfahrt ist nur so günstig, weil die Gäste an Bord noch so viel Geld hinterlassen sollen. Das Casino gehört dabei zu den Hauptumsatzbringern.

Der niedrige Ausgangspreis soll Kundschaft auf das weltgrößte Schiff locken. Vor allem amerikanische Familien, die mit ihren Kindern und Oma und Opa Urlaub machen können, gehören zur Zielgruppe. Dementsprechend muss das Schiff ein Programm für jede Altersgruppe bieten. In die wenigsten Bereiche dürfen nur Kinder oder nur Erwachsene hinein.

Eine dieser Ausnahmen ist das Sonnendeck, genannt Solarium. Der Bereich mit seinen Bars und drei Jacuzzis soll ab 16 Jahren zugänglich sein. Bisher ist von dem Sonnendeck allerdings noch nicht viel zu erkennen, bis auf die Fliesen am Boden und den Sonnenschutz ist das Deck noch nicht fertig gestellt.

Auch im Spa sind die Liegen noch verpackt. Ein Bauarbeiter steht auf einer Leiter, ab der Hüfte verschwindet er in der Decke und arbeitet dort an der Verkabelung. Dabei ist die „Symphony of the Seas“ bereits fast vollendet: 96 Prozent der Arbeiten sind erledigt. Für die restlichen vier Prozent bleiben nur wenige Wochen.

Ende März soll das Schiff in See stechen. Die Jungfernfahrt führt ins Mittelmeer, ab Herbst soll das Schiff durch die Karibik kreuzen.

Es ist dort in guter Gesellschaft: Rund 35 Prozent aller Kreuzfahrten führen in die Karibik, berichtet der Branchenverband CLIA. Das liegt nicht nur an dem warmen Klima. Das Gebiet ist besonders für Amerikaner einfach zu erreichen. Sie gehen in Miami an Bord und steuern dann Richtung Kuba oder in die dominikanische Republik.

Die „Symphony of the Seas“ fährt sogar unter der Flagge der Bahamas - das allerdings eher aus steuerlichen Gründen.

Mit jährlich über 11 Millionen Kreuzfahrtgästen sind die USA die Seefahrer-Nation Nummer Eins. Doch weil die Amerikaner im Regelfall nur 15 Urlaubstage im Jahr haben, verbringen sie selten länger als eine Woche im Urlaub. In dieser Zeit wollen sie entspannen und Spaß haben, das Kulturprogramm ist für die amerikanische Kundschaft oft eher zweitrangig.

Für deutsche Kreuzfahrer gelten andere Regeln. Sie legen mehr Wert auf Ruhe und verlangen etwas mehr Kultur und Bildung. Viele Reedereien richten ihr Angebot ganz auf die deutschen Gäste aus, wie zum Beispiel Tui. Die Reederei nennt ihre Schiffe entsprechend auch einfach "Mein Schiff" und hat sich mittlerweile einen Namen für ihre Themenkreuzfahrten gemacht. Im Programm gibt es genauso Yoga-Reisen wie eine Heavy-Metal-Kreuzfahrt mit Konzerten rund um die Uhr.

Etwa zwei Millionen Deutsche machen jedes Jahr eine Kreuzfahrt. Bislang galten die Deutschen damit als Kreuzfahrt-Nation Nummer zwei. Doch diesen Titel werden die Deutschen in diesem Jahr wohl unwiederbringlich verlieren: an die Chinesen.

Das größte Land der Welt entdeckt die Kreuzfahrt langsam für sich. Noch können sich nur wenige, wohlhabendere Chinesen eine solche Fahrt leisten. Doch ihr Anteil und ihr Interesse wächst.

Die Reedereien müssen sich schnell auf diese Kundengruppe einstellen. Denn der chinesische Geschmack unterscheidet sich von dem westlichen, sie wollen mehr Gold und Glitzer an Bord sehen. Dort gilt: Je luxuriöser, je verrückter, umso besser.

Die Symphony of the Seas mag deshalb noch das größte und verrückteste Schiff sein. Lange wird sie es nicht bleiben.

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