The Players' Tribune Wie Gerard Piqué die Welt der Sportmedien umkrempelt

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Warum TBT kein Selbstläufer wird

Die Online-Videothek bietet ihren 125 Millionen Abonnenten bislang keinerlei Live-Inhalte und entsprechend auch keinen Live-Sport. Doch Sport reizt auch Netflix. Darum bieten die Kalifornier ihrer Kundschaft immerhin Dokumentationen, etwa über Juventus Turin oder die Stars der englischen Premier League. Neben Netflix will TPT auch mit TV-Sendern ins Geschäft kommen. Angeblich treibt Levick auch Pläne für einen Spielfilm voran – über exklusive Geschichten interessanter Sportler verfügt er schließlich bereits. Auch hier ließen sich subtil Sponsoren einbauen.

Klar ist aber auch – ein Selbstläufer wird das nicht. Denn gerade im komplexen Verhältnis zwischen Sportlern, Vereinen, Fans und dem großen Geld kann vieles schief und eine allzu durchsichtige Inszenierung kräftig in die Hose gehen. Passiert ist das gerade erst ausgerechnet dem ausgebufften Profi und TPT-Partner Piqué.

Im Vorfeld der WM hatte es in Spaniens Medien großes Bohei um die Zukunft des Fußballers Antoine Griezmann gegeben. Der Franzose kickt bislang für Atlético Madrid und galt als wechselwillig. Liga-Konkurrent Barcelona und wohl auch der Premier League-Klub Manchester United machten sich Hoffnungen auf eine Verpflichtung. Das Gezerre um den begehrten Stürmer, dessen Marktwert laut dem Onlineportal transfermarkt.de bei 100 Millionen Euro liegt, zog sich über Wochen; entsprechend genervt waren denn auch die Fans.

Doch statt nun über den Verein oder bei einer Pressekonferenz die Antwort auf die Wechselfrage zu geben, ließ Griezmann eigens für die spanische Pay-TV-Plattform Movistar+ einen Film produzieren, garniert mit viel schwarz-weiß und schönen Bildern und reichlich Melancholie und Zweifel, was aber nur spärlich verbarg, dass die eigentliche Botschaft eher schlicht war: er wird nicht wechseln.

Kam schon diese Inszenierung nicht gut an, setzte sich neben Griezmann auch Piqué kräftig in die Nesseln. Denn ausgerechnet seine Firma Kosmos Studios hatte den Schmachtstreifen produziert. Der Defensivspezialist wird sich nach Spaniens ungeplant frühem WM-Aus jetzt in eigener Sache verteidigen müssen. Denn bei seinem Stammverein in Barcelona sind sie gerade doppelt sauer: weil Griezmann abgesagt hat. Und weil ausgerechnet einer der ihren dem Umworbenen bei dessen theatralischer Absage assistierte. Das Vereinspräsidium hat bereits Gesprächsbedarf angemeldet.

Ob TPT-Partner Piqué am Ende einen Rüffel wegen mangelnder Loyalität erhält? Völlig offen. Denn im Zweifel hat der Profi einen potenten Fürsprecher an seiner Seite: Kosmos Studios wird mitfinanziert von Hiroshi Mikitani. Der Milliardär ist Gründer und CEO des japanischen Internet-Riesen Rakuten, den Kontakt zwischen Kicker und Unternehmer stellte dem Vernehmen nach Piqués Frau Shakira her. Auch für den FC Barcelona hat Rakuten eine gewisse Bedeutung: als Trikotsponsor überweisen die Asiaten dem Klub zig Millionen. Da wird sich zeigen, wer am längeren Hebel sitzt.

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