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Manche Marken sind ein Jahrmarkt der Peinlichkeiten

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Die Gesundheit des Kunden scheint unwichtig zu sein

Doch damit nicht genug: Als die Zeitschrift „Öko-Test“ Diät-Shakes aus Apotheken, Drogerien und Onlineshops aktuell unter die Lupe nahm, hagelte es schlechte Noten. Zwölf von 16 Produkten erhielten ein „ungenügend“ - auch die am stärksten beworbene Marke Almased. Die Tester kritisierten Schad- und Süßstoffe, Gen-Soja, künstliche Aromen und eine insgesamt schlechte Information der Konsumenten. Bei falscher Anwendung könnten Diät-Shakes zu gesundheitlichen Problemen führen. Besonders negativ schlug bei der Bewertung von Öko-Test zu Buche, dass die Hersteller die Auflagen der Diätverordnung schlichtweg missachteten.

Die größten Mythen um das Körpergewicht
Ist Sport wirklich das Non plus ultra, wenn es um Gewichtsverlust geht? Nicht unbedingt - und das liegt an zwei Dingen. Zum einen gibt es Menschen, die durch Sport ihren Appetit anregen. Sie essen dann mindestens genauso viel, wie sie sich vorher abgestrampelt haben. Zum anderen zeigt eine aktuelle Veröffentlichung im "British Journal of Sports Medicine ", dass auch viel Sport eine schlechte Ernährung nicht ausbügeln kann. Nicht nur Abnehmwillige kommen also an einer ausgewogenen Ernährung nicht vorbei. Wer glaubt, mit dem Fitnessstudio allein abnehmen zu können, ohne von Fast Food, Süßigkeiten und Co. die Finger zu lassen, täuscht sich. Dennoch ist Bewegung natürlich gesund: Regelmäßige körperliche Betätigung reduziert nicht nur das Risiko von Herz-Kreislauf-Krankheiten und Typ-2-Diabetes, sondern auch das Krebs- und Demenzrisiko. Quelle: dpa
Hilft Schokolade beim Abnehmen oder macht sie dick? So richtig geklärt ist die Wirkung des Kakaos bis heute nicht. Aber es gilt: Alles ist erlaubt, wenn es nur in Maßen genossen wird - das gilt sowohl für schlanke als auch für etwas kräftigere Menschen... Quelle: dpa
... es ist nämlich ein Irrglaube, dass nur dickere Menschen durch Fette krank werden: Man kann auch innerlich verfetten. Dann sammelt sich das Fett in Körperregionen, die für das Auge unsichtbar bleiben, wie die inneren Organe. Die Folge: Herz und Leber verfetten und das kann zu Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen führen. Um abzunehmen hilft es übrigens auch nicht, das Abendessen ausfallen zu lassen. Das führt eher zu noch mehr Heißhunger. Quelle: dpa
Eine ausgewogene Ernährung mit Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten tut dem Körper am besten - dann entstehen auch keine Fettpolster. Denn auch Menschen mit einem normalen Körper-Masse-Index (Body-Mass-Index, BMI) verstecken Fett in ihrem Körper. Manche ernähren sich zu fettig oder zu süß, und bewegen sich dabei auch noch zu wenig. Gleichzeitig essen sie aber nicht genug, um übergewichtig zu werden. Es stimmt also nicht, dass schlanke Menschen immer unbedingt gesünder sind. Länger schon ist bekannt, das dicke aktive Menschen oft gesünder sind als die dünnen, aber wenig aktiven Menschen. Das zeigt sich vor allem im Sterblichkeitsrisiko. Quelle: dpa
Auch ist es ein Trugschluss, dass bei einem Saunagang wirklich Gewicht verloren geht: Tatsächlich wurde nur Wasser ausgeschwitzt. Einem gesunden Menschen tut das Saunieren trotzdem gut, es kurbelt die Durchblutung an und trainiert uns gegen Wetterfühligkeit. Quelle: REUTERS
Durch bewusste Ernährung und Bewegung kann man die Fettpolster schnell wieder loswerden, vielleicht sollte man dann aber auf eine Gans wie hier im Bild gezeigt, verzichten. Allerdings ist es auch ein Trugschluss, dass jedes Fett sofort auf die Hüfte wandert - das passiert nur, wenn wir unserem Körper insgesamt zu viele Kalorien zuführen. Quelle: dpa
Gibt es Lebensmittel, die dem Körper weniger Kalorien zuführen, als der dann für ihre Verdauung benötigen wird? Nein, obwohl es ein weitverbreitetes Gerücht und die ultimative Anleitung für eine Diät sein soll, sind diese sogenannten "negativen Kalorien" Quatsch. Durchschnittlich wendet unser Körper zwischen zehn und zwanzig Prozent der zugeführten Kalorien zur Verdauung des Lebensmittels auf. Es bleibt also auch bei Gemüse mit extrem wenig Kalorien wie etwa Stangensellerie noch eine Restenergie für den Körper erhalten. Trotzdem helfen kalorienarme Nahrungsmittel bei der Gewichtsabnahme, weil man davon einfach mehr essen kann. So haben etwa sechs Möhren genauso viel Kalorien wie ein halbes Croissant - machen aber im Gegensatz dazu satt. Quelle: dpa

Die Gesundheit ihrer Kunden scheint vielen Herstellern wenig am Herzen zu liegen. Das ist nicht nur betriebswirtschaftlich erstaunlich, sondern auch von der Markenführung her: Ein Produkt, das krank macht, werden die wenigsten Verbraucher wieder kaufen. Hier scheint es doch massiv an der Intelligenz der Unternehmenslenker zu mangeln.

Den Kunden absichtlich Schaden zufügen

Dass große und bekannte Markenartikler ihre Kunden schädigen, gleichgültig ob nur ihren Geldbeutel oder gar ihre Gesundheit, ist nicht hinnehmbar. Wenn diese Kolumne immer wieder postuliert, dass moderne Marken sich um die Sinnhaftigkeit ihrer Produkte und ihrer Kommunikation kümmern müssen, dann wurde das von vielen Marken offenbar gründlich missverstanden. Der Sinn einer Marke kann - das muss offenbar einmal so deutlich ausgesprochen werden - nicht darin liegen, den Kunden Schaden zuzufügen.

Bei der Vielzahl der Skandale kann wohl kaum noch von zufälligen, unglücklichen Zufällen die Rede sein. Vielmehr scheint eine bewusste und absichtliche Schädigung der Verbraucher aus Profitgier gang und gäbe zu sein – nicht anders sind inzwischen auch die Hintergründe des VW-Skandals einzuschätzen.

Negativ-Preise, Betrügereien und Skandale wirken sich negativ auf den Umsatz aus. Der Absatz von VW ist tatsächlich eingebrochen. Konsumgüterriesen wie Procter&Gamble, Colgate-Palmolive, Johnson & Johnson, Nestlé und Co. würden niemals zugeben, dass die äußerst peinliche Kürung zur Mogelpackung des Jahres zu Umsatzeinbußen führte, beklagen jedoch unisono die schwindende Kraft ihrer Marken. Schuld daran sollen die billigen Handelsmarken sein - und damit letztendlich die Verbraucher selbst, die nur auf den Preis achten. Nein, schuld sind nicht die Konsumenten, sondern ganz offensichtlich die ungenügende Qualität und mangelhafte Führung vieler Marken. Sie haben das Vertrauen der Kunden nicht verdient.

„Wir stellen den Verbraucher in den Mittelpunkt“, tönt es seit Jahren aus den Vorstands- und Marketingetagen der Markenhersteller. Daran glaubt inzwischen niemand mehr, schon gar nicht die Verbraucher. Dazu wurden und werden sie zu häufig enttäuscht. Besser wäre es, die Konzerne würden kleinere Brötchen backen. Und beispielsweise damit beginnen, ihre Kunden wenigstens nicht weiter zu schädigen.

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