Doch damit nicht genug: Als die Zeitschrift „Öko-Test“ Diät-Shakes aus Apotheken, Drogerien und Onlineshops aktuell unter die Lupe nahm, hagelte es schlechte Noten. Zwölf von 16 Produkten erhielten ein „ungenügend“ - auch die am stärksten beworbene Marke Almased. Die Tester kritisierten Schad- und Süßstoffe, Gen-Soja, künstliche Aromen und eine insgesamt schlechte Information der Konsumenten. Bei falscher Anwendung könnten Diät-Shakes zu gesundheitlichen Problemen führen. Besonders negativ schlug bei der Bewertung von Öko-Test zu Buche, dass die Hersteller die Auflagen der Diätverordnung schlichtweg missachteten.
Die Gesundheit ihrer Kunden scheint vielen Herstellern wenig am Herzen zu liegen. Das ist nicht nur betriebswirtschaftlich erstaunlich, sondern auch von der Markenführung her: Ein Produkt, das krank macht, werden die wenigsten Verbraucher wieder kaufen. Hier scheint es doch massiv an der Intelligenz der Unternehmenslenker zu mangeln.
Den Kunden absichtlich Schaden zufügen
Dass große und bekannte Markenartikler ihre Kunden schädigen, gleichgültig ob nur ihren Geldbeutel oder gar ihre Gesundheit, ist nicht hinnehmbar. Wenn diese Kolumne immer wieder postuliert, dass moderne Marken sich um die Sinnhaftigkeit ihrer Produkte und ihrer Kommunikation kümmern müssen, dann wurde das von vielen Marken offenbar gründlich missverstanden. Der Sinn einer Marke kann - das muss offenbar einmal so deutlich ausgesprochen werden - nicht darin liegen, den Kunden Schaden zuzufügen.
Bei der Vielzahl der Skandale kann wohl kaum noch von zufälligen, unglücklichen Zufällen die Rede sein. Vielmehr scheint eine bewusste und absichtliche Schädigung der Verbraucher aus Profitgier gang und gäbe zu sein – nicht anders sind inzwischen auch die Hintergründe des VW-Skandals einzuschätzen.
Negativ-Preise, Betrügereien und Skandale wirken sich negativ auf den Umsatz aus. Der Absatz von VW ist tatsächlich eingebrochen. Konsumgüterriesen wie Procter&Gamble, Colgate-Palmolive, Johnson & Johnson, Nestlé und Co. würden niemals zugeben, dass die äußerst peinliche Kürung zur Mogelpackung des Jahres zu Umsatzeinbußen führte, beklagen jedoch unisono die schwindende Kraft ihrer Marken. Schuld daran sollen die billigen Handelsmarken sein - und damit letztendlich die Verbraucher selbst, die nur auf den Preis achten. Nein, schuld sind nicht die Konsumenten, sondern ganz offensichtlich die ungenügende Qualität und mangelhafte Führung vieler Marken. Sie haben das Vertrauen der Kunden nicht verdient.
„Wir stellen den Verbraucher in den Mittelpunkt“, tönt es seit Jahren aus den Vorstands- und Marketingetagen der Markenhersteller. Daran glaubt inzwischen niemand mehr, schon gar nicht die Verbraucher. Dazu wurden und werden sie zu häufig enttäuscht. Besser wäre es, die Konzerne würden kleinere Brötchen backen. Und beispielsweise damit beginnen, ihre Kunden wenigstens nicht weiter zu schädigen.