Werner knallhart

Alkohol als Lösung: Bei Netflix wird dauernd gesoffen!

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Wein für die Weitsicht, niemals Pfefferminztee

Ist Feierabend noch weit, darf es aber auch ein Schlückchen von der Büro-Bar sein. Ich war schon als Teenager fasziniert davon, dass bei „Dallas“ alle Öl-Magnaten immer einen Whiskey-Rollwagen mit geschliffenen Kristallgläsern herumstehen hatten - und einen Behälter mit Eiswürfeln. Zum spontanen Süffeln nach Lust und Laune: „Kommen Sie rein! Einen Drink?“
Daran hat sich offenbar bis heute nichts geändert. Und betrifft auch Anwälte und Staatsanwälte und den Betrieb im Weißen Haus (siehe „House of Cards“). Nur Polizisten bunkern in Amerika ihren Stoff im Schränkchen unterm Schreibtisch oder im Auto. Falls mal was ist.

Sogar in der Fantasiewelt von „Game of Thrones“ ist der Gewitzteste von allen ein Alkoholiker, der sich sein mittelalterliches Leben mit Wein erträglich säuft: Tyrion Lannister. Berühmtes Zitat: „That´s what I do: I drink and I know things.“ Ja, wie soll man bei der Weitsicht auf die Welt ohne Alkohol Ruhe finde? Wir fühlen einfach mit ihm.

3. Man trifft sich in der Kneipe

Im echten Leben spielt sich Austausch unter Menschen oft am Telefon ab. Im Gespräch oder per WhatsApp. Diese Art von Kommunikation auf den Bildschirm zu bringen, wäre langweilig. Da schreibt der eine etwas über WhatsApp und der andere schreibt zwei Stunden später was zurück. Realistisch aber dramaturgisch unglücklich.

Aus diesem Grund kommen die Tatort-Kommissare in der ARD immer überall persönlich zum Quatschen vorbei. Und aus diesem Grund treffen sich auch die Protagonisten in den amerikanischen Serien vor Ort. Gefühlt selten mal im Park oder auf ein Stück Kuchen im Café. Dafür oft im Diner oder direkt an der Bar: Der eine hat schon was im Glas, der andere kommt dazu und sagt dem Bartender, der gerade am Tresenwischen ist: „Für mich das Gleiche.“

Und schwupp geht’s wieder los. Einfach nur, damit sich optisch etwas tut, wenn der Detektiv einen Informanten ausquetscht. Würde da jemand der Beteiligten sagen: „Für mich einen Pfefferminz-Tee“, der konditionierte Zuschauer würde sofort skeptisch: Hat da etwa jemand was gegen Alkohol?

Ja, ich spreche hier von Thrillern, Polizei-Serien und Dramen. Klar, dass dort mehr Hartes weggehauen wird als in Dokumentationen über die Unterwasserwelt im Roten Meer.
Aber wirklich zu jeder Tageszeit, zum Trost, auf gutes Zureden, zum Dampf ablassen. Noch gar nicht erwähnt habe ich den Alkohol beim Feiern in den Serien: von der Highschool-Party mit der berühmten roten Bowle über Geburtstagspartys mit der ganzen Belegschaft bis zum Staatsbankett: Wenn es richtig schön sein soll, fließt Champagner und werden Cocktails geschüttelt.

Und wer zuhause vorm Fernseher dabei zuguckt, versteht: Es ist völlig normal, Stress, Frust und Freude mit Alkohol zu kombinieren. Für extra viel Emotionen, für extra viel Feierlichkeit. Ist was los in deinem Leben? Gönn dir einen Drink. Alkohol ist zwar auch realistischer Teil unserer echten Welt. Und beim Saufen zuzugucken, hat einen gewissen Unterhaltungswert. Aber so geballt und immer? Ich frage mich echt, ob da nicht die Alkohollobby ihre Hände im Spiel hat. Denn warum sollte der Nachahm-Effekt bei Alkohol geringer sein als bei Zigaretten?

Googlen Sie mal „Game of Thrones“ und Whisky. Johnny Walker ist gerade bei Amazon im Angebot - in der „Game of Thrones“-Edition.

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