Wirecard vergräzt Aktionäre Jahresabschluss-Vorlage erneut verschoben

Wirecard war wiederholt die Manipulation der Bilanz vorgeworfen worden Quelle: REUTERS

Der Jahresabschluss des Zahlungsdienstleisters Wirecard war bereits mehrfach verschoben worden. Der neueste Termin zur Vorlage war zuletzt der 4. Juni. Nun gibt es erneut einen neuen, späterenVeröffentlichungstermin.

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Mit der erneuten Verschiebung des Jahresabschlusses hat Wirecard an der Börse für Unmut gesorgt. Die Aktien des Zahlungsdienstleisters brachen am Dienstag zu Handelsstart um mehr als fünf Prozent auf 81,57 Euro ein und waren mit Abstand größter Verlierer im Dax. „Es ist keine Überraschung, dass der Geschäftsbericht für das Jahr 2019 erneut verschoben wurde, weil die Wirtschaftsprüfer nach der Sonderprüfung durch KPMG viel Arbeit haben. Aber für Zuversicht sorgt das nicht bei Anlegern“, sagte ein Händler.

Die Baader Bank hielt dennoch an ihrer Einschätzung zu Wirecard fest. Zwar werde die Verschiebung des Termins an der Börse negativ aufgenommen, aber im Kern sei das Geschäftsmodell des Unternehmens intakt. „Die Aktien sind unserer Einschätzung nach stark unterbewertet“, schrieb Baader-Analyst Knut Woller in einem Kurzkommentar. Selbst in einem Worst-Case-Szenario rechne er mit einer Erholung des Kurses auf rund 120 Euro. Dagegen senkte die Bank HSBC ihr Kursziel auf 95 Euro von 105 Euro.

Beim unter Manipulationsverdacht stehenden Zahlungsdienstleister verzögert sich die Vorlage des Konzernabschlusses nun noch einmal um zwei Wochen. Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young hätten Wirecard zwar darüber informiert, dass inzwischen alle ausländischen Prüfer „grundsätzlich ihre Prüfungshandlungen für Konzernzwecke finalisieren“ konnten, teilte der Dax-Konzern am Montagabend mit.

Der Zahlungsdienstleister Wirecard muss seinen Jahresabschluss erneut verschieben. Damit gerät der Wirtschaftsprüfer EY noch stärker in den Fokus als bisher.
von Melanie Bergermann, Lukas Zdrzalek

Auch seien Wirecard im Rahmen der abgeschlossenen Teile der Prüfungshandlungen „bisher keine wesentlichen Feststellungen bekannt gemacht“ worden. Es seien jedoch noch nicht alle Prüfungshandlungen abgeschlossen. „Vor diesem Hintergrund wird die Abschlussprüfung des Jahres- und Konzernabschlusses 2019 nicht wie geplant bis zum 4. Juni 2020 abgeschlossen sein.“ Der Abschluss war bereits wiederholt verschoben worden.

Die Veröffentlichung des Konzernabschlusses und die Bilanzpressekonferenz seien nun für den 18. Juni geplant, erklärte das Unternehmen. Wirecard erwarte dabei ein uneingeschränktes Testat. Wirecard gehe zudem davon aus, dass sich keine wesentlichen Abweichungen gegenüber den im Februar genannten Zahlen ergeben würden, als ein vorläufiger Umsatz von 2,8 Milliarden Euro und ein Ergebnis (Ebitda) von 785 Millionen Euro genannt worden sei. Infolge der geänderten Terminplanung werde die Hauptversammlung auf den 26. August verlegt.

Wirecard ist in Medienberichten wiederholt die Manipulation der Bilanz vorgeworfen worden. Um dies zu entkräften, hatte der Aufsichtsrat im Herbst Wirtschaftsprüfer von KPMG mit einer Sonderprüfung beauftragt. Doch diese konnten die Vorwürfe nicht vollständig ausräumen. Vielmehr erklärten sie Ende April, sie hätten nicht feststellen können, ob Umsätze mit umstritten Drittpartnern im Zeitraum 2016 bis 2018 existierten oder der Höhe nach korrekt sind oder nicht. Auch warfen sie dem Wirecard-Management vor, die Untersuchungen zum Teil behindert zu haben. Mitte Mai hatte Wirecard dann mitgeteilt, dass der Partner Al Alam in Dubai seine Tore schließt. Al Alam hatte bei den Vorwürfen eine prominente Rolle gespielt.

Der Großaktionär Deka hatte im Gespräch mit der WirtschaftsWoche den Rücktritt von Vorstandschef Markus Braun gefordert. Der Deka tat es die Aktionärsvereinigung DSW gleich. Sie werfen Wirecard unter anderem mangelnde Transparenz vor.

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