Ursächlich für die Pleite des Zahlungsabwicklers Wirecard ist nicht nur, dass betrogen wurde. Ursächlich ist auch, dass der Abschlussprüfer EY lange nicht genau genug hinschaute, ob es Wirecards Finanzmittel in Milliardenhöhe tatsächlich gibt. Ich kann deshalb jeden verstehen, der sein Unternehmen nicht mehr von EY prüfen lassen will.
Dennoch erscheint es mir nicht sinnvoll, sollten Banken, die aktuell mit EY arbeiten, den Prüfer nun kurzfristig wechseln müssen – was gerade von der Finanzaufsicht BaFin geklärt wird. Der Grund: Banken, die wegen der Wirecard-Pleite viel Geld verloren haben, könnten EY verklagen. Es besteht die Sorge, dass EY diese Geldhäuser nicht unbefangen prüft. Die Sorge ist berechtigt.
Aber was ist die Alternative?
Einen weltweit verzweigten Finanzkonzern mit höchst unterschiedlichen Geschäften und Risiken zu durchleuchten ist hohe Kunst. Wer das machen will, braucht Zeit und Personal. Wenn sich nun neue Prüfer ganz fix durch die Bücher für das Jahr 2020 pflügen müssen, ist das Risiko hoch, dass das am Ende nur lückenhaft geschieht. Lasst also EY ruhig noch einmal ran. Nach dem Wirecard-Schock werden die Prüfer die Bilanzen ihrer Kunden in diesem Jahr sicher so gewissenhaft prüfen wie nie zuvor.
Mehr zum Thema: Ein Sonderermittler soll für den Untersuchungsausschuss des Bundestages die vom Wirtschaftsprüfer EY bereitgestellten Wirecard-Akten auswerten. Jetzt ist klar, wer die Aufgabe übernehmen wird.