Wirtschaftsprüfer Wegen Adler und Greensill: Wirtschaftsprüfer Ebner Stolz gerät in den Fokus der Aufseher

Könnte Ebner Stolz eine langwierige Auseinandersetzung mit der Aufsicht drohen?  Quelle: imago images

Der Wirtschaftsprüfer Ebner Stolz hatte jahrelang die Bilanzen der Skandalfirmen Adler Real Estate und Greensill Bank abgesegnet. Nach WirtschaftsWoche-Informationen könnte deshalb jetzt Stress mit der Aufsicht drohen.

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Dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Ebner Stolz könnte nach WirtschaftsWoche-Informationen Ärger mit der Aufsicht drohen, weil es jahrelang die Bilanzen der Skandalfirmen Adler Real Estate und Greensill Bank freigegeben hat. Mit dem in Stuttgart ansässigen Mittelständler gerät ein weiterer großer Bilanzkontrolleur in den Fokus der Abschlussprüferaufsichtsstelle (APAS). Diese ermittelt bereits umfangreich gegen den globalen Prüfkonzern EY, weil dessen Mitarbeiter das Zahlenwerk des Betrugskonzerns Wirecard abgezeichnet hatten.  

Ein Sprecher der APAS bestätigte die WirtschaftsWoche-Informationen aus der Bilanzprüfer-Szene: Demnach ermittele die Behörde, ob „konkrete Anhaltspunkte“ dafür vorlägen, dass bei den Bilanzchecks des Immobilienunternehmens Adler „gegen Berufspflichten“ verstoßen worden sein könnte. Die Behörde erklärte zwar nicht ausdrücklich, auf wen sich ihre Ermittlungen konzentrieren. Sie dürften sich aber auf Ebner Stolz fokussieren, weil der Prüfer das Zahlenwerk der Adler Real Estate zwischen 2013 und 2020 testiert hat. Ein formelles Verfahren habe die APAS noch nicht eingeleitet, darüber entscheide sie „in naher Zukunft“. 

KPMG verweigerte Bilanzfreigabe

Zudem führe die Behörde bereits ein Berufsaufsichtsverfahren wegen der Bilanzchecks bei der insolventen Greensill Bank, das sich „gegen Wirtschaftsprüfer von Ebner Stolz“ richte, sagte der Sprecher. Ebner Stolz hatte ebenfalls über Jahre die Zahlenwerke des Bremer Geldhauses abgezeichnet. 

Ebner Stolz wollte sich zu den Verfahren nicht äußern, ein Sprecher verwies auf die „gesetzliche Verschwiegenheitspflicht“ als Wirtschaftsprüfer. 


Die Adler Real Estate ist das Berliner Tochterunternehmen der Luxemburger Adler Group, die wegen undurchsichtiger Geschäfte seit Monaten in der Kritik steht. Dabei geht es auch um mögliche Geschäfte mit dem Unternehmer Cevdet Caner und dessen Umfeld, der als Strippenzieher hinter Adler gestanden haben soll. Jüngst hatte der Wirtschaftsprüfer KPMG, der 2021 erstmals das Zahlenwerk der Adler Real Estate prüfen sollte, der Adler Real Estate und der Adler Group die Bilanzfreigabe verweigert, weil Adler den Prüfern Informationen verwehrt haben soll. KPMG wollte anhand der Informationen beurteilen, ob Adler mögliche Geschäfte mit „nahestehenden Personen und Unternehmen“ korrekt in der Bilanz verbucht hat. Zudem haben sich die Finanzaufsicht Bafin und die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main in den Fall eingeschaltet.  

Staatsanwälte ermitteln bei Greensill gegen Ex-Mitarbeiter

Adler wollte sich nicht zu den APAS-Ermittlungen äußern, unbotmäßigen Einfluss von Dritten habe es aber nie gegeben. KPMG habe „keine konkreten Einwendungen“ gegen die Bilanz gehabt und sich bloß nur „nicht in der Lage“ gesehen, „ein Prüfungsurteil abzugeben“. Caner und sein Umfeld haben Vorwürfe stets bestritten. Die WirtschaftsWoche hatte bereits 2015 über fragwürdige Geschäfte bei Adler berichtet. 

Die Pleite der Greensill Bank im März 2021 war die größte Insolvenz eines deutschen Geldhauses seit der Finanzkrise. Sie gehörte zum Imperium des australischen Geschäftsmanns Alexander Greensill. Die Bank hatte in dessen Reich eine zentrale Rolle eingenommen: Sie hatte im großen Stil Rechnungen von anderen Unternehmen aufgekauft. Das Geldhaus soll aber nicht in der Lage gewesen sein, nachzuweisen, dass Schuldner diese Rechnungen eines Tages auch bezahlen würden. Staatsanwälte ermittelt seit der Pleite wegen des Verdachts der Bilanzfälschung gegen Ex-Mitarbeiter. 

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Die WirtschaftsWoche hatte bereits im März 2021 darüber berichtet, dass die Finanzaufsicht BaFin bei der APAS ein Verfahren gegen Ebner Stolz angeregt hatte. Insider hatten damals von massiven Zweifeln der Finanzaufseher berichtet, dass Ebner Stolz korrekt gearbeitet habe. Ebner Stolz hatte sich damals bereits nicht zu WirtschaftsWoche-Fragen geäußert. 

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