Aktien in Uran Mit etwas Risikofreude eine lohnende Geldanlage

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Geopolitische Sprengkraft

Uran ist auch ein Brennstoff mit geopolitischer Sprengkraft. Das zeigt das Beispiel Uranium One. Der heute weltweit viertgrößte Uranproduzent (Marktanteil 13 Prozent) hinter Kazatomprom (21), Cameco (17) und der französischen Areva (13) wurde zwischen 2009 und 2013 sukzessive übernommen von der russischen Uranholding ARMZ und 2015 von der Börse genommen. Die Kontrollmehrheit an Uranium One sicherte sich ARMZ bereits 2010. ARMZ verwaltet alle russischen Beteiligungen an Uranminen und wird kontrolliert von Atomenergoprom, der zivilen Sparte des russischen Nukleargiganten Rosatom. Pikant: Durch den Kauf der kanadischen Uranium One sicherte sich Russland Zugriff auf 20 Prozent der US-Uranproduktion.

Ursprünglich entstand Uranium One 2005 aus der Fusion zwischen der südafrikanischen Gesellschaft Aflease Gold & Uranium und dem kanadischen Uransucher Southern Cross. Ende 2007 übernahm Uranium One dann den Konkurrenten UrAsia Energy des kanadischen Geschäftsmanns Frank Giustra. Dieser sicherte sich 2005 mit der Hilfe des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton in Kasachstan den Zuschlag für die Beteiligung an drei Uranbergwerken von Kazatomprom. Wenige Monate später spendete Giustra 31,3 Millionen Dollar an die Clinton Foundation, die Familienstiftung der Clintons.

Im April 2015 berichtete die „New York Times“ über den Fall Uranium One und deckte verdächtige Geldströme auf, die im Hintergrund des Deals geflossen sind. Die USA können nur sechs Prozent ihres eigenen Uranbedarfs aus eigener Produktion decken. Das wirft die Frage auf, warum die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton 2010 die Übernahme von Uranium One durch die Russen nicht verhindert hat.
Der Uranpreis wird möglicherweise nicht so extrem nach oben gehen wie im letzten Zyklus, aber die Trendwende ist vorbereitet. Der Bedarf nimmt zu, der Nachschub aus den Minen fällt geringer aus, weil bei aktuellen Preisen nicht mehr profitabel produziert werden kann und keine neuen Vorkommen erschlossen werden. Bei 20 Dollar sollte der Uranpreis jetzt einen tragfähigen Preisboden eingezogen haben.

Risikobereite Anleger können daher behutsam anfangen, sich Aktien von Cameco ins Depot zu legen. Die Bilanz der Kanadier ist solide. Die Nettoverschuldung liegt mit 720 Millionen Dollar beim 1,6-fachen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), was unbedenklich ist. Das Unternehmen verfügt noch über ausreichend Liquiditätsreserven um eine längere Durststrecke durchzustehen. Auch im schwierigen Umfeld erzielt Cameco positive freie Mittelzuflüsse, im vergangenen Jahr 318 Millionen Dollar. Die Investitionen wurden runtergefahren auf das Nötigste, die Dividende gekürzt. Statt zehn Cent pro Quartal erhalten Aktionäre jetzt nur noch einmalig acht Cent jährlich.

Dank langfristiger Lieferverträge erzielte Cameco zuletzt noch einen durchschnittlichen Verkaufspreis von 36 Dollar pro Pound, also 66 Prozent über dem Spotpreis. Nicht zahlungswirksame Wertberichtigungen aufgrund der tiefen Referenzpreise sorgten allerdings dafür, dass unter dem Strich ein Nettoverlust von 156 Millionen Dollar stand. Zukünftige Lieferverpflichtungen werden durch den Produktionsstopp in der Mine McArthur River nicht verletzt. Der Konzern kann auf eigene Lagerbestände zurückgreifen oder kauft billig am Spotmarkt zu.

Ein gewisses Risiko besteht aufgrund von Steuernachforderungen der kanadischen Behörden für 2003, 2005 und 2006. Dabei geht es um die steuerliche Behandlung von Einnahmen von Auslandstöchtern. Behörden in den USA forderten das allerdings auch, blitzten damit aber letztlich ab. Die Risiken sollten auf dem gedrückten Kursniveau der Cameco-Aktie weitgehend berücksichtigt sein. Geht die Entscheidung in diesem Jahr zugunsten von Cameco aus, dürfte die Aktie davon allerdings profitieren.

Bei einem anderen anhängigen Rechtsstreit kann Cameco eigentlich nur gewinnen. Hier geht es um eine Forderung gegen den japanischen Versorger Tepco. Der Betreiber des Kraftwerks in Fukushima hatte einseitig einen Liefervertrag mit Cameco gekündigt. Die Kanadier fordern von den Japanern 682 Millionen Dollar Konventionalstrafe plus Zinsen und die Erstattung der Verfahrenskosten. Hier fällt die Entscheidung voraussichtlich 2019.

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