Im August fiel der Startschuss für den Bau des Offshore-Windparks EnBW Baltic 2 mit einer installierten Leistung von 288 Megawatt und kürzlich für einen Onshore-Park in der Türkei. Mehr als sieben Milliarden Euro steckt Mastiaux in den Umbau des Konzerns, die Hälfte davon soll in den Ausbau der Windenergie fließe. „Wir haben das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 signifikant von heute 12 Prozent auf fast 40 Prozent mehr als zu verdreifachen.“ Wenn der Konzern denn solange durchhält.
Bei E.On hofft man auf das Auslandgeschäft. Im Gegensatz zu EnBW und RWE ist der Düsseldorfer Konzern international gut aufgestellt. Brasilien, die Türkei, Russland - hier will Chef Johannes Teyssen von den großen Wachstumsraten der sich entwickelnden Länder profitieren - und Verluste im Heimatgeschäft abfedern. In Russland läuft das Kraftwerksgeschäft gut, in Brasilien erlebten die Düsseldorfer gerade eine Bauchlandung. E.On ist am brasilianischen Stromversorger Eneva mit fast 38 Prozent beteiligt. 24 Prozent hält der brasilianische Geschäftsmann Eike Batista, der vor kurzem mit seiner Ölgesellschaft OGX Insolvenz anmelden musste. Steigt Batista aus Eneva aus, muss sich E.On eine neuen Partner suchen, der sich in Brasilien auskennt und die Geschäft vor Ort übernimmt.
E.On nach 2,5 Jahren Energiewende
E.On hat seinen Umsatz zwischen 2011 und 2012 von 113 Milliarden Euro auf 132 Milliarden Euro gesteigert. Nach den ersten neun Monaten 2013 liegt der Umsatz bei 89 Milliarden Euro - fünf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Das Ebitda sankt von 13,3 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 10,8 Milliarden Euro im Jahr 2012 ab, 2011 war er auf 9,3 Milliarden abgesackt. Nach den ersten neun Monaten 2013 ist der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 7,12 Milliarden Euro gefallen.
Der Nettoüberschuss soll zum Geschäftsjahresende zwischen 2,2 und 2,4 Milliarden Euro liegen. Zuvor hatte E.On 2,2 bis 2,6 Milliarden Euro angepeilt. Von Januar bis Ende September brach dieser Wert um 53 Prozent auf 1,91 Milliarden Euro ein
In der Türkei will E.On bis 2020 einen Anteil von 10 Prozent am heimischen Erzeugermarkt erreichen. Dafür hat Teyssen vor knapp einem Jahr ein Joint Venture mit der türkischen Sabanci Holding gegründet. Der Markt ist vielversprechend, doch die Verluste aus dem deutschen Kraftwerksgeschäft kann längst noch keiner der neuer Märkte ausgleichen. Gleichzeitig ist die Expansion auf europäischem Terrain schwierig. Der Energiemarkt ist hochpolitisch, ausländische Versorgern kommen nur selten zum Zug. Leprich: "Das ist extrem vermintes Gelände, nicht von ungefähr haben sich E.On und RWE aus dem Atomgeschäft in Großbritannien zurückgezogen."
Und so singt auch Teyssen das hohe Lied der dezentralen Energien und der Dienstleistungen "will innovative Angebote, die mit einem hohen Standardisierungsgrad intelligente Energietechnik für breite Kundengruppen verfügbar machen" anbieten. Konkret sieht man davon bisher wenig. Lediglich der Kauf des britischen Energiespar-Dienstleisters Matrix beweist, dass Teyssen an seinem Vorhaben festhält. Matrix verdient Geld damit, den Energieverbrauch seiner Kunden mittels intelligenter Mess- und Gebäudetechnik zu senken. Und sonst? Teyssen will Kräfte für das neue Geschäftsfeld bündeln "mit den Anspruch, das Kleine zu verstehen, um daraus möglichst etwas großes zu machen. 1.000 Kleinanlagen mit je einem Megawatt sind für uns unternehmerisch so interessant und wertvoll wie ein großes Kraftwerk", sagte Teyssen im Januar dieses Jahres.