Energiewende Was tun, wenn der Blackout kommt?

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Ein Passagierflugzeug im Quelle: dpa

Die Frostmacher sehen die Energiewende absolut cool – auch wenn in den 250 Großanlagen in Deutschland im Extremfall im Schnitt 10.000 bis 12.000 Paletten mit tiefgekühlten Pommes und Pizzen, Gemüse und Geflügel lagern. Denn die Lufttemperatur in den gigantischen Kühltruhen liegt zwischen minus 24 und 28 Grad Celsius, mindestens sechs Minusgrade mehr als vorgeschrieben.

„Das Erste, was passiert, wenn der Strom ausfällt ist: Die Türen bleiben zu“, lächelt Verbandschef Peilnsteiner. Dann gehe keine Ware raus oder rein. Die Hallen seien so gut isoliert, dass bei geschlossenen Türen die Lufttemperatur lediglich um ein Grad pro Tag steige. Die Ware selbst erwärme sich sogar noch langsamer. Deshalb kämen Kühlhausbetreiber gar nicht auf die Idee, Notstromaggregate anzuschaffen. „Die haben wir noch nie gebraucht“, sagt Peilnsteiner, „und werden sie wohl auch kaum jemals brauchen.“ Seine Mitgliedsunternehmen kämen „bei geschlossenen Türen problemlos eine Woche ohne Strom aus“.

Unicorn-Chef Faergemann verspricht dagegen, seine über 300 gepanzerten Geldtransporter auf den Asphalt zu schicken, wie lange ein Blackout auch anhielte. Die tonnenschweren Brummer würden notfalls in geheim gehaltenen Spritlagern bei Partnerunternehmen tanken, sollten in einer Region die Tankstellen schließen. Auf diese Weise, sagt Faergemann, könne er die Bargeldtransporte von der Bundesbank zu den Geschäftsbanken auf seiner Kundenliste über Monate sicherstellen.

Die Frauenkirche bliebe still

Ähnlich zuversichtlich gibt sich die Deutsche Flugsicherung (DFS). Ein eigenes Kraftwerk versorgt die Zentrale in Langen bei Frankfurt.

Es wird mit Heizöl betrieben, permanent bevorratet für einen maximalen Einsatz von 72 Stunden, obwohl das Szenario der DFS für den schlimmsten Fall eine Stromunterbrechung von 24 Stunden beschreibt. Reichen 72 Stunden nicht, muss nachgefüllt werden. Fällt auch diese Anlage aus, ist die reine Flugkontrollzentrale über zusätzliche Netzaggregate abgesichert.

Die Stadt in Deutschland, deren Bewohner wohl am besten auf einen längeren Stromausfall eingestellt sind, ist Dresden. Nachdem durch die Flutkatastrophe im Sommer 2002 in weiten Teilen der Strom tagelang abgestellt wurde, stürmten die Dresdner zu Tausenden in die Baumärkte, um Notstromaggregate zu kaufen. Viele legten sich sogar Anschlüsse, um den Strom von den Hilfsmotoren direkt ins Hausnetz einspeisen zu können.

Die allermeisten Kirchen Sachsens aber sind weiterhin nicht auf einen Stromausfall vorbereitet, etwa indem der Küster von Hand läuten könnte. Fiele in der überversorgten Region Dresden wider Erwarten der Strom aus, bliebe selbst das Prunkstück der Stadt, die Frauenkirche, still.

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