Der Weg dafür wird frei, weil zwei große Kritiker der Kooperation ihre Posten räumen: Uniper-Vorstandschef Klaus Schäfer und Finanzvorstand Christopher Delbrück.
Aufsichtsratschef Reutersberg kommentierte diese Entwicklung unmissverständlich: Mit der Führungsspitze von Fortum sei er sich einig, „dass es ein ‚weiter so‘ nicht geben kann.“ Es werde Zeit, „sich aufeinander zu zubewegen“. In einer Arbeitsgruppe sollen nun Wege für eine strategische Partnerschaft ausgelotet werden.
Die Konzerne wollten ein neues Kapitel aufschlagen, heißt es bei Uniper. Was das genau bedeutet, scheint allerdings noch nicht ganz klar zu sein. „Es ist alles offen“, betonte Aufsichtsratschef Reutersberg. Vertrauen zu schaffen, sei jedoch extrem wichtig. So schnell würden die geschlagenen Wunden schließlich nicht verheilen. „Sind wir jetzt beste Freunde? Vielleicht später einmal.“
Schäfer blockierte Fortums Machtgewinn bei Uniper
Eine schnelle Heilung ist tatsächlich kaum zu erwarten. Fortum war 2017 bei der früheren E.On-Kraftwerkstochter eingestiegen. Inzwischen halten die Finnen 49,99 Prozent der Anteile.
Uniper-Chef Klaus Schäfer hatte sich damals hartnäckig gegen eine Übernahme gestemmt und auf unternehmerische Selbstständigkeit gepocht. In einem Interview bezeichnete er Fortum im September 2017 als „Wolf im Schafspelz“ und sprach von einem „feindlichen Vorstoß“.
Infolgedessen kamen die Gespräche über eine gedeihliche Zusammenarbeit mit Fortum auch nicht recht voran. Noch im Januar hatte Fortum-Chef Pekka Lundmark im „Handelsblatt“ beklagt, es sei „nicht glücklich mit dem Tempo der Transaktion“.
Seinen Rückzug begründete Schäfer in einer von Uniper verbreiteten Mitteilung allerdings mit seiner Krebserkrankung. Er könne deshalb den Aufbau einer strategischen Kooperation mit Fortum nicht mit voller Kraft begleiten. Delbrück wurde in der Mitteilung deutlicher. Er respektiere den Wunsch des größten Aktionärs nach strategischer Partnerschaft. Aber: „Das ist nicht mein Weg“, fügte er hinzu.
Fortum will die Strom-Vormacht in Europa
Fortum-Chef Lundmark begrüßte derweil die Entschlossenheit von Uniper-Aufsichtsratschef Reutersberg, einen Neuanfang zwischen beiden Unternehmen herbeizuführen. „Es liegt im Interesse aller, dass wir jetzt schnell vorankommen“, heißt es in einer Fortum-Mitteilung.
Lundmark hatte bereits bei der Übernahme der ersten Uniper-Aktienpakete 2017 sein Ziel klar gemacht: Fortum soll der wichtigste Spieler auf Zentraleuropas Strommarkt werden. Uniper ist dabei für den Fortum-Chef noch immer ein wichtiges Puzzleteil.
Überschnelle Erwartungen wurden von Reutersberg aber unmittelbar ausgebremst: Bis zur Hauptversammlung Ende Mai werde es keinen Abschluss geben, sagte der Aufsichtsratschef. Zwischenstände werde er nicht nennen.
Weitere Investoren bereit für den Angriff auf Uniper
Derweil wächst der Druck auf Uniper auch von anderer Seite: Der als aktivistisch bekannte US-Investor Paul Singer hat seine Beteiligung an Uniper auf fast 18 Prozent erhöht.
Auch der US-Hedgefonds Elliott könnte den Versorger noch stärker ins Visier nehmen. Elliott werde seine Beteiligung wohl erhöhen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Von dem Investor selbst war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Elliott hält nach letzten Angaben 16,51 Prozent an dem Düsseldorfer Energiekonzern.
Uniper - Zahlen und Fakten
Der Energiekonzern E.On spaltet 2016 die Kraftwerkstochter ab und legt 53 Prozent der Anteile den eigenen Aktionären ins Depot. Bei der Erstnotiz von Uniper im September 2016 ist die Aktie 10,15 Euro wert. Der Kurs legt rasch zu. Am Mittwoch notierten die Papiere zeitweise bei 26,84 Euro und damit auf einem Rekordhoch.
Der Konzern ist mit rund 12.000 Mitarbeitern, davon etwa 5000 hierzulande, einer der größten Versorger Deutschlands. Uniper betreibt zahlreiche Gas-, Kohle- und Wasserkraftwerke. Hinzu kommen Kernkraftwerke in Schweden und der Energiehandel. Ein starkes Standbein hat der Versorger auch im russischen Strommarkt. Der Konzern ist in über 40 Ländern aktiv. Insgesamt verfügte Uniper Ende 2017 über Anlagen mit einer Erzeugungskapazität von über 36 Gigawatt.
Im Geschäftsjahr 2017 fuhr der im MDax gelistete Versorger einen Umsatz von rund 72 Milliarden Euro ein. Operativ stand ein Ergebnis (bereinigtes Ebitda) von 1,7 Milliarden Euro in den Büchern. Unter dem Strich lief ein Verlust von 538 Millionen Euro auf. Die Aktionäre erhielten eine Dividende von 74 Cent je Aktie. Die Zahlen für 2018 legt der Versorger am 12. März vor.
An der Spitze des Konzerns steht seit der Gründung der ehemalige E.ON-Finanzchef Klaus Schäfer. Im vergangenen Jahr machte er seine Krebserkrankung öffentlich und begann eine Auszeit. Er tritt Ende August ab. Chef des Aufsichtsrats ist Bernhard Reutersberg. Er war Vorstandsmitglied bei E.On und hatte zuvor auch die E.On-Tochter Ruhrgas geführt, deren Geschäfte zu weiten Teilen in Uniper aufgegangen sind.
Der finnische Energiekonzern Fortum hält 49,99 Prozent der Uniper-Aktien. Er hatte E.On für 3,8 Milliarden Euro die restlichen rund 47 Prozent abgekauft. Die Übernahme der Mehrheit ist den Finnen durch eine Regelung versperrt, die das Russland-Geschäft von Uniper betrifft. Fortum beschäftigt knapp 9000 Mitarbeiter und erzielte 2018 bei einem Umsatz von 5,2 Milliarden Euro einen Betriebsgewinn von knapp einer Milliarde Euro. Der US-Hedgefonds Elliott hält 16,51 Prozent an Uniper und wird einem Insider zufolge seine Beteiligung wohl weiter ausbauen.
In dieser Situation wachsen Spekulationen, dass Fortum Uniper nun doch bald übernehmen könnte. Die Uniper-Aktie kletterte am Mittwoch zeitweise um 3,2 Prozent auf 26,95 Euro – den höchsten Stand seit drei Monaten. Die Analysten von JP Morgan bezeichneten es als verfrüht, eine rasche Übernahme zu erwarten. Fortum werde wohl zunächst mehr Klarheit haben wollen, wie etwaige Entschädigungszahlungen an Uniper für den geplanten Kohleausstieg in Deutschland aussehen könnten.
Mit Material von dpa und Reuters