Die Olympischen Sommerspiele in London sind womöglich Ihre letzten als Adidas-Chef. Ihr Vertrag endet 2015, welche Empfehlung geben Sie Ihrem Aufsichtsrat für die Nachfolgesuche?
Es ist viel zu früh, jetzt schon über die Zeit nach 2015 zu spekulieren. Wann immer es aber so weit sein wird, ist der Aufsichtsrat sicher selber in der Lage, den Richtigen zu finden. Meine persönliche Meinung ist jedoch, dass es immer besser ist, den geeigneten Kandidaten im eigenen Hause zu finden, weil der diese sehr spezielle Industrie, die eigenen Marken, die Kultur des Hauses und die Mitarbeiter viel besser kennt.
Wie so etwas schiefgehen kann, hat Nike erlebt, als Ende 2005 der externe Manager Bill Perez Nike-Guru Phil Knight folgte und nach etwas mehr als einem Jahr schon wieder gehen musste.
Solche Fälle haben wir im Mittelmanagement auch schon erlebt. Andererseits bin ich 1987 auch von Procter & Gamble gekommen und es hat einigermaßen vernünftig geklappt...
Sie wurden ja auch nicht direkt Chef.
Nein, und das hatte auch weder ich noch sonst jemand geplant. Wenn man also nun die Chance hat, jemanden von innen zu nehmen, ist das sicher die beste Alternative. Aber wie gesagt: Es ist zu früh, darüber zu spekulieren. Bis es so weit ist, gibt es für mich allerdings auf jeden Fall noch genug zu tun.
Sie sind seit 25 Jahre bei Adidas – was sind für Sie die wesentlichen Veränderungen in der Sportartikelindustrie?
Drei Dinge – als Erstes habe ich die große Verlagerung der Produktion raus aus Deutschland und Europa miterlebt. Als ich kam, hatte Adidas etwa noch eine Fabrik mit 900 Mitarbeitern in Herzogenaurach – und große Proteste vor der Zentrale, als die Fabriken geschlossen wurden. Hätten wir das damals aber nicht gemacht, gäbe es die Marke wohl heute nicht mehr. Die Kosten hätten uns umgebracht. Der zweite Punkt ist, wie die Sportartikelindustrie den Weg in die Lifestyle- und Fashion-Welt geschafft und die Mode teilweise dominiert hat.
Und der dritte?
Das ist die Geschwindigkeit, mit der Sie heute von Nachrichten aus aller Welt getroffen werden. Wenn ein Unternehmen heute durch Meldungen in kürzester Zeit zu Reaktionen gezwungen wird, fordert das eine Organisation und die handelnden Personen in ganz anderem Maße als früher. Da haben sich Dinge drastisch verändert, und ich weiß nicht, ob das nur zum Guten ist.