Adidas-Konkurrent macht Verlust Under Armour stürzt ab

Under Armour ist katastrophal ins neue Jahr gestartet: Das Umsatzplus des Adidas-Konkurrenten fällt bescheiden aus, unterm Strich steht der erste Verlust seit dem Börsengang. Die Investoren sind trotzdem erleichtert.

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München Der Siegeszug von Under Armour ist gestoppt. Zumindest vorerst. Der amerikanische Turnschuh-Hersteller hat einen schwachen Start ins neue Jahr erwischt. Der Umsatz des Konzerns aus Baltimore ist im ersten Quartal um lediglich sieben Prozent auf umgerechnet rund eine Milliarde Euro geklettert. Für die erfolgsverwöhnte Sportmarke ein geradezu erbärmliches Plus. Vor genau einem Jahr hat Gründer und Vorstandschef Kevin Plank anlässlich der Quartalszahlen noch damit angegeben, dass Under Armour „jetzt 24 Quartale in Folge um mehr als 20 Prozent gewachsen“ sei.

Doch das ist Geschichte. Plank macht für das schwache Geschäft vor allem die Pleiten von wichtigen Händlern wie Sports Authority in den USA verantwortlich. Auf dem Heimatmarkt erzielt der Sportkonzern rund vier Fünftel vom Umsatz. Dort sind die Erlöse in den ersten drei Monaten des Jahres um ein Prozent gesunken.

Damit nicht genug der schlechten Nachrichten: Unterm Strich schrieb Under Armour sogar einen Verlust von knapp zwei Millionen Euro. Es ist dem Finanzinformationsdienst Bloomberg zufolge das erste Mal seit dem Börsengang vor mehr als zehn Jahren, dass die Firma in die roten Zahlen gerutscht ist.

Gleichwohl waren die Investoren an der Wall Street am Donnerstag erleichtert. Denn die Banker hatten im Schnitt mit einem noch geringeren Umsatzwachstum und einem höheren Verlust gerechnet. Im vorbörslichen Handel in New York schoss der Aktienkurs daher regelrecht in die Höhe und verbuchte ein Plus von gut zehn Prozent. Zuvor hatten die Papiere seit Jahresbeginn allerdings rund ein Drittel an Wert verloren.

Under Armour schlägt sich derzeit wesentlich schlechter als die Konkurrenz. Der deutsche Rivale Puma hat Anfang der Woche ein Umsatzwachstum von fast einem Fünftel verkündet und den Gewinn kräftig gesteigert. Das ist bemerkenswert: Vergangenes Jahr sah es noch so aus, als würde Under Armour die Marke mit dem Raubtierlogo weit hinter sich lassen. Zu Jahresbeginn waren die Konkurrenten jetzt wieder gleich auf.


Schuhe von Adidas gefragter

Vor allem die Schuhe von Under Armour sind derzeit wenig gefragt. Eigentlich wollte Plank dieses Geschäft stark ausbauen, weil seine Firma hier den größten Nachholbedarf hat. Doch der Schuh-Umsatz legte zu Jahresbeginn nur um magere zwei Prozent zu. Das dürfte auch am deutschen Rivalen Adidas liegen, dessen Sneaker in den USA gefragt sind wie schon lange nicht mehr.

Immerhin, außerhalb der USA läuft es glänzend, wenngleich auf einem niedrigen Niveau. Auf der Suche nach Alternativen zu den Marktführern Nike und Adidas räumen die Händler in Europa Under Armour immer mehr Platz in den Regalen frei. Bei der deutschen Kette Sport 2000 beispielsweise hat die Marke ihre Umsätze vergangenes Jahr mehr als verdoppelt. Die Entwicklung sei „extrem positiv“, heißt es. Insgesamt stiegen die Einnahmen von Under Armour in Europa im ersten Quartal um mehr als die Hälfte auf rund 100 Millionen Euro. Zum Vergleich: Puma erzielte auf seinem europäischen Heimatmarkt zuletzt einen Umsatz von gut 400 Millionen Euro.

Wenn Puma-Chef Björn Gulden seine Prognose einhält, wird das Label aus Herzogenaurach dieses Jahr mit Under Armour zumindest mithalten können. Das hätte vor Jahresfrist noch kaum jemand für möglich gehalten.
Plank dagegen musste zu Jahresbeginn seine Prognose zurücknehmen. Der 44-jährige Milliardär hatte zunächst ein Umsatzplus von mindestens 20 Prozent in Aussicht gestellt. Jetzt rechnet er für 2017 mit maximal 13 Prozent. Für die an viel üppigere Zuwächse gewöhnten Investoren eine herbe Enttäuschung.

Viel Kritik musste Plank zuletzt zudem einstecken, weil er sich positiv über US-Präsident Donald Trump geäußert hatte. Das kam bei einigen von ihm gesponserten Athleten wie Basketball-Star Stephen Curry oder der Ballett-Tänzerin Misty Copeland gar nicht gut an.

Jetzt liegt es vor allem an Gründer Plank selbst, Under Armour wieder aufzurichten. Der charismatische Firmenlenker hat mehr Macht als die meisten anderen CEOs: Er hält die Mehrheit der stimmberechtigten Aktien.

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