Airbus-Rivale Boeing schreibt tiefrote Zahlen – 737-Max-Probleme weiter ungeklärt

Kein seltenes Bild: Wegen der Coronakrise können viele Flugzeuge nicht abheben – wie diese Boeing 777X Jets. Quelle: dpa

Der Airbus-Rivale Boeing kommt nicht aus der Krise. Die Coronakrise setzt dem Flugzeugbauer weiter zu. Und es gibt neue Probleme: Neben dem Unglücksjet 737 Max macht auch ein Auftrag für die Air Force One Ärger.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Der US-Luftfahrtriese Boeing ächzt nach seinem Rekordverlust im vergangenen Jahr weiter unter der Corona-Krise und hat Anfang 2021 erneut tiefrote Zahlen geschrieben. Im ersten Quartal stand unter dem Strich ein Verlust von 561 Millionen Dollar (464 Mio Euro), wie der Airbus-Rivale am Mittwoch in Chicago mitteilte. Es war bereits das sechste Vierteljahr mit einem Minus in Folge. Vor einem Jahr hatte der Fehlbetrag bei 641 Millionen Dollar gelegen.

Boeing-Chef Dave Calhoun bemühte sich im Geschäftsbericht, Zuversicht zu verbreiten: „Wir sehen 2021 als wichtigen Wendepunkt für unsere Branche“. Zwar belaste die Pandemie den Markt für Flugzeuge weiter, doch mit der zunehmenden Verbreitung von Impfstoffen steige die Hoffnung auf eine kräftige Erholung. Anleger teilten den Optimismus zunächst nicht und ließen Boeings Aktien im vorbörslichen US-Handel fallen. Analysten hatten im Schnitt mit weniger Verlust gerechnet.

Zwar konnte Boeing nach der Aufhebung des Flugverbots für seinen Bestseller 737 Max in wichtigen Märkten wie den USA und Europa wieder zahlreiche Maschinen der Reihe ausliefern und auch neue Bestellungen einsammeln. Dafür gab es Probleme mit dem Langstreckenjet 787 „Dreamliner“, so dass der Hersteller im abgelaufenen Quartal nur zwei Exemplare an seine Kunden übergab. Der Umsatz lag mit 15,2 Milliarden Dollar noch einmal zehn Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum.

Zuwächse im Rüstungs- und Raumfahrtgeschäft konnten den starken Einbruch in der Verkehrsflugzeugsparte nicht ausgleichen. Darüber hinaus gibt es auch schon wieder neue Baustellen bei der 737 Max, die wegen zwei Abstürzen mit 346 Toten rund 20 Monate mit Startverboten belegt und erst im November wieder in den USA zum Betrieb zugelassen worden war. Momentan müssen schon wieder rund 106 Maschinen am Boden bleiben, weil Boeing Anfang April Elektrik-Probleme im Cockpit fand, die sich als weitreichender als zunächst gedacht entpuppten.

Die 737 Max ist Boeings meistverkauftes Modell und ein wichtiger Gewinnbringer. Die Probleme kamen für Boeing zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Das Unternehmen hatte sich gerade von den Flugverboten im vergangenen November erholt, die Bestellungen für das Modell 737 zogen seitdem kräftig an. Zuletzt hatte die US-Billigfluggesellschaft Southwest Airlines 100 Mittelstreckenjets der 737-Max-Reihe bestellt.

Boeing machte im Geschäftsbericht keine klaren Angaben dazu, wann und wie die Mängel beseitigt werden sollen. Vorstandschef Calhoun erklärte in einem Schreiben an die Mitarbeiter, dass die Pläne zur Behebung der Probleme kurz vor dem Abschluss stünden und die Reparaturen nur ein paar Tage Arbeit pro Flugzeug erfordern dürften. Die US-Luftfahrtaufsicht FAA muss der Lösung jedoch zustimmen und dürfte angesichts der Vorgeschichte des Unglücksjets penibel prüfen. Der Flugzeugbauer räumte auch noch andere neue Schwierigkeiten ein.

Das interessiert WiWo-Leser heute besonders

Geldanlage Das Russland-Risiko: Diese deutschen Aktien leiden besonders unter dem Ukraine-Krieg

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine belastet die Börsen. Welche deutschen Aktien besonders betroffen sind, zeigt unsere Analyse.

Krisenversicherung Warum Anleger spätestens jetzt Gold kaufen sollten

Der Krieg in der Ukraine und die Abkopplung Russlands von der Weltwirtschaft sind extreme Inflationsbeschleuniger. Mit Gold wollen Anleger sich davor schützen – und einer neuerlichen Euro-Krise entgehen.

Flüssigerdgas Diese LNG-Aktien bieten die besten Rendite-Chancen

Mit verflüssigtem Erdgas aus den USA und Katar will die Bundesregierung die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland mindern. Über Nacht wird das nicht klappen. Doch LNG-Aktien bieten nun gute Chancen.

 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

So liegt Boeing bei den Arbeiten an der neuen US-Präsidentenmaschine Air Force One hinter seinem Zeitplan und musste bei dem verlustreichen Projekt abermals hohe außerplanmäßige Kosten verkraften. Probleme wegen der Corona-Krise und aufgrund von Ärger mit einem Zulieferer belasteten die Bilanz im jüngsten Quartal mit rund 318 Millionen Dollar vor Steuern. Das Pentagon hatte Boeing im Januar 2016 mit dem Bau der neuen Air Force One beauftragt. Die neuen Jumbos vom Typ 747-8 sollen die alternden 747-Jets ablösen, die seit den frühen 1990er Jahren den Präsidenten um die Welt fliegen.

Mehr zum Thema: Trotz schlechter Konjunkturaussichten erlebt die Luftfahrt eine Gründungswelle. Die Chancen der Neulinge stehen sogar besser denn je – wenn sie das richtige Geschäftsmodell haben.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%