Amazon, Hermes, UPS Post-Konkurrenten drängen auf Markt für Packstationen

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Amazons Locker macht Druck

Wer sich als Kunde den Zuschlag sparen will, soll künftig seine Sendung in einer der bundesweit 15.000 Hermes-Annahmestellen abholen. Bis 2020 will Rausch die Anzahl der Paketshops gleichzeitig auf 20.000 ausbauen.

Mit ähnlichen Mitteln versucht es UPS. Doch anders als im eigenen Heimatland, wo der US-Riese mit seiner Ladenkette „Mail Boxes“ das Zustellnetz unterstützt, werben die Amerikaner hierzulande mit ihren rund 3000 „Access Points“ – nicht in eigener Regie, sondern betrieben von selbstständigen Tankstellen, Schreibwarenläden oder Kiosken. Um die Kunden rechtzeitig über Paketlieferungen zu informieren, hat UPS das Smartphone-fähige Trackingsystem „My Choice“ ins Rennen geschickt.

Auf die Idee, Pakete über Automaten an die Adressaten abzugeben, kam in Deutschland als erstes die Post. Und das bereits 2001. Damals beauftragte die Post die österreichischen Firma Keba, bundesweit Mehrfach-Container aufzustellen, deren Schließfächer sich mit einem per SMS versendeten Geheimcode öffnen lassen.

Knapp 3000 Packstationen hat der Bonner Konzern nach eigenen Angaben in 1600 Städten aufstellen lassen. Doch der Ausbau stockt. „Oft ist es schwer, geeignete Stellflächen zu finden“, berichtet Michael Lierow, Logistikexperte der Beratung Oliver Wyman. Weil Autofahrer neben den Automaten parken können müssen, brauche man stets ein relativ großes Gelände. Dieses sei zudem stets sauber zu halten, was Kosten verursache.

Dennoch zog der US-Internetversender Amazon vor knapp zwei Jahren nach. Zunächst in München und Berlin, inzwischen aber auch in Augsburg, Hamburg und in zahlreichen Städten Nordrhein-Westfalens stellte er seine „Locker“ auf.

Mehr als 200 davon sind es inzwischen allein schon an den insgesamt 2000 Shell-Tankstellen, wie eine Unternehmens-Sprecherin berichtet. Andere Tankstellenketten sind für Amazon laut Vertrag in Deutschland tabu. Aber auch an Spätverkaufsstellen und O2-Shops stehen die inzwischen von Postgelb auf Neutralgrau umlackierten Schränke des Onlineversenders.

„Bei Amazon bestellen, hier abholen“, werben seither die zwei Meter hohen Metallschränke, die Sendungen hinter 55 Schließklappen verstauen. Werden die Pakete drei Tage lang nicht an aus den Fächern abgeholt, gehen sie zurück an den Versender.

Sogar in 15 Filialen der Warenhauskette Karstadt stehen die Locker bereits, Kunden können sich online bestellte Ware dorthin liefern lassen. In den USA baut das Internetkaufhaus seine Paketboxen derzeit gezielt in den Supermärkten von Whole Foods auf, um die Kundenfrequenz in den Läden zu steigern. Schon jeder siebte der 476 Märkte besitzt eine solche Paketstation. Amazon hatte die Kette vergangenen September für fast 14 Milliarden Dollar erworben.

Der Aschaffenburger Post-Rivale DPD dagegen scheut solch hohe Investitionen und verzichtet deshalb auf Paketautomaten. Die Tochter der französischen La Poste erprobt stattdessen eine Premium-Zustellung und bittet die Kunden dafür zur Kasse. Für eine Extragebühr von 2,50 Euro sollen sich Empfänger die genaue Zustellzeit aussuchen dürfen.

Spätestens im März 2018 wollte der Dienst damit bundesweit durchstarten, nachdem DPD im Sommer 2017 bereits Pilotversuche in Hamburg und Nürnberg absolvierte. Doch Deutschlandchef Boris Winkelmann hat die Herausforderungen offenbar unterschätzt. Das Projekt verzögere ich, heißt es nun in seiner Firma auf Anfrage.

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