
Das Berliner Online-Auktionshaus Auctionata, das sich vor allem auf Kunst, Antiquitäten und Luxusgüter konzentriert, bekommt einen neuen Chef – und nicht irgendeinen. Der frühere Bertelsmann-Vorstand Thomas Hesse übernimmt den Job, der umstrittene Gründer Alexander Zacke wird zum Chief Marketplace Officer degradiert. Die WirtschaftsWoche hatte im März über schwere Vorwürfe gegen Zacke berichtet. Im Mai hatte sich Auctionata, das als Start-up bislang beachtliche 96 Millionen Dollar an Risikokapital eingesammelt hat, mit dem US-Online-Auktionshaus Paddle8 zusammengetan. Wie es nun weitergeht und ob der avisierte Börsengang tatsächlich dieses Jahr ansteht, schildert der neue Chef Thomas Hesse an seinem ersten Arbeitstag im ersten Interview.
WirtschaftsWoche: Herr Hesse, Glückwunsch zu Ihrem neuen Job. Wie kam es zur neuen personellen Aufstellung bei Auctionata Paddle8?
Hesse: Ich habe, nach meinen Jahren als Vorstand bei Bertelsmann und vorher bei Sony Music, im Venture-Capital-Bereich gearbeitet. Da gab es eine Reihe von Investoren, die auf mich zugekommen sind und mich gefragt haben, ob ich nicht doch wieder operativ tätig werden will. Das Unternehmen hätte großes Wachstumspotenzial und bräuchte eigentlich jemanden wie mich an der Spitze. Ich habe mir das angeschaut und mich dann dafür entschieden. Es hat mich einfach sehr gereizt, die Zukunft dieses Wachstumsgeschäfts mitgestalten zu können.





Neben Ihnen tritt Lucas Hülsmann, vorher Manager bei Procter & Gamble, den Posten als Finanzvorstand an. Der frühere Finanzvorstand Alexander Koch, der von Zalando kam, hatte Auctionata nach kurzer Zeit verlassen. Wie geht es in diesem Bereich weiter?
Zur Vergangenheit kann ich mich nicht äußern, ich habe den früheren Finanzvorstand nicht gekannt. Herr Hülsmann ist Auctionata schon länger verbunden und ist ein extrem erprobter Finanzmann. Insofern sind wir sehr froh, ihn für Auctionata gewonnen zu haben.
Steht der personelle Umbau bei Auctionata Paddle8 in Zusammenhang mit Vorwürfen gegen den Auctionata-Gründer und bisherigen Chef Alexander Zacke? Die WirtschaftsWoche hatte im März einen internen KPMG-Prüfbericht enthüllt, der etwa über unerlaubte eigene Gebote von Herrn Zacke in Auctionata-Auktionen informierte.
Nein, das hat keine Rolle gespielt. Herr Zacke hat dieses Unternehmen als Gründer stark nach vorne gebracht. Er wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Unternehmen spielen.





Was sind Stärken von Ihnen, die Sie auch von Herrn Zacke unterscheiden, und die Sie jetzt einbringen sollen?
Ich denke mal, dass es vor allem meine Medienkompetenz, gerade im Bereich Video war, die eine Rolle gespielt hat. Natürlich braucht ein sehr stark wachsendes Unternehmen auch Professionalisierung im Bereich Management. Dazu kann ich beitragen.
Welche konkreten Pläne haben Sie für Auctionata Paddle8?
Es geht momentan vor allem um die Integration der beiden Unternehmen, die sich ja erst im Mai zusammengeschlossen haben. Das Geschäft ist ein globales Geschäft. Per Fusion haben sich nun Zwei gefunden, die sowohl den europäischen als auch den amerikanischen Markt abdecken, der asiatische Markt soll künftig verstärkt hinzukommen. Beide Unternehmen wollen ihre schon große Rolle nun weiter ausbauen.