Biolebensmittel Alnaturas erzwungener Optimismus

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Wo Götz Rehn enttäuscht ist

Potential für weiteres Wachstum ist für Alnatura da, denn die eigene Expansion ist im Vergleich zum Umsatz mit Biolebensmitteln deutlich kleiner - der Markt wächst schneller als Alnatura. Dabei ist die Ausgangslage unverändert gut. Die Zahl der Kunden, die Bio kaufen, nimmt kontinuierlich zu, allein in den vergangenen vier Jahren stieg die Anzahl der Personen, für deren Haushalt Lebensmittel in Bioläden eingekauft wurde von 10,5 Millionen auf 12,7 Millionen.

In allen Lebensmittelgeschäften ist der Anteil von Bioeiern, -milch, oder -fleisch von 2,9 Prozent in 2007 auf nun 5,7 Prozent gestiegen. Betrug der Umsatz 2007 noch 5,3 Milliarden Euro wird der zehn Jahre später vermutlich die Grenze 10 Milliarden knacken – nach 9,48 Milliarden Euro in 2016.

Dennoch zeigte sich Rehn ernüchtert, wenn es um die Begeisterung der Deutschen bei der Umstellung der Lebensmittelproduktion. "Es ist schon enttäuschend, dass wir im Bio-Markt nach 33 Jahren intensiver Arbeit nicht mehr erreicht haben als fünf Prozent des gesamten Lebensmittelumsatzes von knapp 180 Milliarden Euro im Jahr", sagte Rehn in einem Interview mit der Zeitschrift GEO.

Immerhin: Die potentielle Kundschaft verfügt meist über ein hohes Einkommen. Das ist angesichts der höheren Preise aber auch nötig, will man sich vollständig im Bioladen mit den Dingen des täglichen Bedarfs eindecken. Das signifikante Wachstum des Segments beruht deswegen auch auf dem Ausbau bei den klassischen Lebensmittelhändlern und den Discountern.

Die haben allerdings ein Problem mit dem Vertrauen der Verbraucher. Satte 74 Prozent aller Kunden haben Vertrauen in die Bioqualität beim Einkauf im Hofladen des nächstgelegenen Bauern. Darauf folgen der Bioladen und der Biosupermarkt mit Werten von 69 und 66 Prozent Anteil an Kunden, die der Bioqualität vertrauen. Beim Discounter sind es lediglich 46 Prozent. Da nimmt es nicht Wunder, dass Alnatura nicht nur seine Unternehmenszentrale nach ökologischen Kriterien baut, sondern auch jede Filialeröffnung mit einer Spende an ein lokales Stadtprojekt begleitet.

Das Sortiment an rund 1300 eigenen Produkten und 6000 insgesamt soll den stetig steigenden Ansprüchen nicht allein an die Qualität sondern auch den ethischen Anspruch gerecht werden. Dazu sollen künftig unter auch die Eier aus dem Projekt „Bruderhahn“ verkauft werden. Dabei werden die männlichen Küken nicht wie üblich getötet, sondern als Masthähnchen aufgezogen – und bei Alnatura als Bioland-Babygläschen und -Geflügelwürstchen verkauft.

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