Böhme Fruchtkaramellen „Sobald wir was geändert haben, lagen die Bonbons wie Blei in den Regalen“

Quelle: imago-images, PR

Quadratische Kaubonbons sind ein Klassiker im Supermarkt – und beliebtes Wurfmaterial im Karneval. Bei X witzeln Nutzer über das unverwüstliche Design. Und selbst der Chef des Herstellers steht vor einem Rätsel.

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Sie sind quadratisch, flach und klein, kosten nicht viel, schmecken vor allem süß und gehören in vielen Supermärkten zum festen Regal-Repertoire. Beste Voraussetzungen also für den Einsatz als Wurfmaterial im Karneval.

Nur, wie heißen die Dinger eigentlich?

Die Frage kam auf, als Comedian Ole Waschkau bei X (vormals Twitter) ein Bild der Kaubonbons postete und kommentierte: „Diese Dinger haben seit 60 Jahren das gleiche Design, aber niemand weiss, wie die heissen oder wer sie herstellt.“

Der Beitrag traf einen Nerv: Mehr als 983.000 mal wurde er mittlerweile angezeigt, knapp 26.500 Nutzer klickten auf „Gefällt mir“.

Und es dauerte nicht lange, bis ein Nutzer die Community über Namen und Herkunft aufklärte. „Boehme Fruchtkaramellen“ sollen sie heißen und werden in Delitzsch hergestellt.

Tatsächlich führt die Spur in die sächsische Süßwarenkapitale. Und zwar zur Delitzscher Schokoladenfabrik, wo seit 1894 Naschwerk hergestellt wird. „Wir haben die Diskussion im Internet natürlich verfolgt und freuen uns über das große Interesse“, sagt Darren Ehlert, der Geschäftsführer der Delitzscher Schokoladenfabrik und Großaktionär sowie Vorstand der Schwesterfirma Halloren. Aber wie kamen die Kaubonbons in sein Schokoladenreich? 

„Nach der Wende wurde die Delitzscher Schokoladenfabrik zu einem Tochterunternehmen der Firma Wissoll, welche die Produktion verschiedener Süßwarenmarken nach Delitzsch verlagerte“, erklärt Ehlert. Darunter auch die Fruchtkaramellen. Heute sei die Schokoladenfabrik in Delitzsch allerdings ein selbständiges Unternehmen und vor allem auf die Produktion von Süßwaren-Handelsmarken spezialisiert. „Daneben gehören aber auch Produkte wie Royal Mints, Schokoladencreme-Tafeln und eben ‚Böhme Fruchtkaramellen“ zu unseren Bestsellern“, sagt Ehlert. Und letztere seien „tatsächlich ein Phänomen“.

Alle Änderungen des Designs floppten

Die quadratischen Kaubonbons seien zwar kein Wachstumsmarkt, „aber die Nachfrage ist auf einem sehr guten Niveau äußerst stabil“, sagt Ehlert und beteuert: „Wir lieben das Produkt, es ist auch die einzige Nicht-Schokoladensüßigkeit in unserem Sortiment.“

Nur, wenn das Produkt so beliebt ist, warum wird es nicht weiterentwickelt? Wo bleiben neue Sorten? Eine edlere Verpackung? Kurzum: das ganze „Trading-up“, mit dem Konsumgüterhersteller normalerweise versuchen, beliebte Produkte zu vergolden? Stattdessen: „seit 60 Jahren das gleiche Design“, konstatiert Waschkau in seinem Tweet. Vermutlich dürften es dann doch ein paar Jahre weniger sein, aber geändert hat sich tatsächlich wenig. Und das laut Ehlert auch aus gutem Grund.

„Klar, ab und an haben wir versucht, die Fruchtkaramellen zu modernisieren, sie höherwertig zu positionieren und neue Geschmacksrichtungen auszuprobieren“, sagt er. „Aber ehrlich gesagt: Bislang ist jeder unserer Versuche grandios gescheitert.“

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Auch für ihn selbst sei es unverständlich, aber „sobald wir etwas geändert haben, lagen die Fruchtkaramellen wie Blei in den Regalen“ und verkauften sich nicht mehr. „Das habe ich bei noch keinem anderen Konsumprodukt so erlebt“, sagt Ehlert. Jeder Marketingprofessor werde jetzt die Stirn runzeln, vermutet der Süßwarenexperte und „es ist uns auch selbst ein Rätsel, aber Böhmes Fruchtkaramellen sind schon ein sehr besonderes Produkt.“

Lesen Sie auch: Das sind die Preistreiber in deutschen Supermärkten.

Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals am 19. Januar 2023 bei der WirtschaftsWoche. Wir zeigen ihn aufgrund des hohen Leserinteresses erneut.

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