Klingel, Happysize, Wellsana Traditionsversandhändler Klingel muss nach 100 Jahren in die Insolvenz

Die Pforzheimer Klingel Gruppe, einer der größten Versandhändler in Deutschland, hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Quelle: imago images

Die Pforzheimer Klingel-Gruppe hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Das Unternehmen ist einer der größten Versandhändler in Deutschland – und litt zuletzt unter den Folgen von Inflation und Kostensteigerungen. 

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Das Versandhaus Klingel mit Sitz in Pforzheim existiert seit 1923. Damals hatte Robert Klingel mit der Eröffnung eines Textilgeschäfts den Grundstein für das Unternehmen gelegt, das in der Folge zu einem der größten Versandhändlers Deutschland aufsteigen sollte. Mehr als 3,3 Millionen Kunden im Alter zwischen 55 und 70 Jahren kauften im vergangenen Jahr bei den Klingel-Versendern ein. Mehr als elf Millionen Bestellungen wickelte die auf sogenannte Best-Ager spezialisierte Versandhandelsgruppe ab.

Doch ausgerechnet im Jubiläumsjahr - 100 Jahre nach der Gründung - kämpft die Klingel-Gruppe um ihre Existenz. Die K - Mail Order GmbH & Co. KG, die Kerngesellschaft der Gruppe, will sich in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung sanieren. Betroffen sind nach Unternehmensangaben auch die Hamburger Tochtergesellschaften Impressionen Versand und die Schneider GmbH. In den drei Gesellschaften arbeiten rund 1800 Beschäftigte.

„Wie die gesamte Versandhandelsbranche steht auch die Klingel Gruppe seit einem Jahr vor immensen Herausforderungen“, wird Unternehmenschef Sven Axel Groos in einer Pressemitteilung zitiert. Ursachen der Insolvenzanträge sind demnach die deutliche Konsumzurückhaltung seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs, die Inflation sowie eine hohe Liquiditätsbindung im Warenlager infolge von Verzögerungen in den Lieferketten während der Coronapandemie. Hinzu kamen signifikant gestiegene Kosten. So habe sich unter anderem die Katalogproduktion deutlich verteuert. Allein im Jahr 2022 verdoppelte sich nach Angaben des Unternehmens der Papierpreis; auch bei den Fracht- und Containerpreisen habe es erhebliche Steigerungen geben.

Kunden können weiterhin bestellen

Zusätzlich beeinträchtigte eine notwendige Umstellung der IT-Systeme, die im zweiten Halbjahr 2022 umgesetzt wurde, den Geschäftsbetrieb. Die Optimierung der IT-Prozesse ist nun aber ein wichtiger Faktor bei der geplanten Neuausrichtung im Rahmen der Eigenverwaltungs-Insolvenz. Dabei bleibt das bestehende Management im Amt, wird aber von einem externen Sanierungsexperten unterstützt und von einem gerichtlichen eingesetzten Sachwalter kontrolliert.

Im Fall von Klingel soll der erfahrene Insolvenzexperte Martin Mucha, Partner der Kanzlei Grub Brugger, als vorläufiger Sachwalter dafür sorgen, dass die Interessen der Gläubiger gewahrt werden. Marcus Katholing von der Restrukturierungskanzlei Pluta steuert derweil als Chief Restructuring Officer (CRO) die operative Sanierung. „Der Geschäftsbetrieb läuft weiter und die Kunden können ihre Bestellungen aufgeben und erhalten wie gewohnt ihre Ware“, kündigt Katholing an. Auch die Abwicklung von Retouren und weitere Serviceleistungen seien sichergestellt. „In den kommenden Monaten werden wir die Sanierung vorantreiben, Unternehmensprozesse vereinfachen und die Gruppe zukunftsfähig aufstellen, um diese langfristig zu erhalten“, so Katholing.

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Die K - Mail Order GmbH & Co. KG ist die Hauptgesellschaft der Gruppe. Sie beschäftigt über 1600 Mitarbeiter und betreibt zehn Marken. Dazu zählen neben der bekannten Marke Klingel, die Modemarke Wenz, das Damenmodelabel Mona, die Männermodemarke Babista, der Schmuckanbieter Diemer, die Plus-Size-Modeanbieter Happysize, Miamoda und Meyermode sowie der Schuh-Shop Vamos und die Gesundheitsmarke Wellsana.

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