Lebensmittelsicherheit Fast 100 Lebensmittel-Warnungen im ersten Halbjahr 2020

Bereits seit Jahren steigt die Zahl der Warnmeldungen kontinuierlich an. Quelle: dpa

Glassplitter in der Leberwurst, Salmonellen in Weinbrandbohnen: Seit Anfang des Jahres ist die Zahl der staatlichen Warnungen vor gefährlichen und unhygienischen Lebensmitteln erneut gestiegen.

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Die Zahl der staatlichen Warnungen vor gefährlichen und unhygienischen Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen ist im ersten Halbjahr 2020 erneut gestiegen, berichtet die WirtschaftsWoche. Nach einer Auswertung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wurden auf dem staatlichen Portal „lebensmittelwarnung.de“ bis Ende Juni insgesamt 98 Warnungen veröffentlicht, 20 mehr als im Vorjahreszeitraum. Grenzwertüberschreitungen, Fremdkörper-Funde und mikrobiologische Verunreinigungen waren oft Anlass für eine Warnmeldung.

So wurden unter anderem Glassplitter in Leberwurst gefunden und Salmonellen in Weinbrandbohnen. Die meisten Rückrufe betrafen im Lebensmittelbereich jedoch Getreide und Backwaren, gefolgt von Fleisch, Geflügel und Wurst. In 24 Fällen wurde vor gefährlichen Nonfood-Produkten wie Kosmetik, Kleidung oder Schmuck gewarnt.

Bereits seit Jahren steigt die Zahl der Warnmeldungen kontinuierlich an. Waren es 2015 noch 100 veröffentlichte Warnungen, verdoppelte sich die Zahl bis 2019. Die Halbjahreszahlen deuten nun darauf hin, dass im Gesamtjahr 2020 wiederum ein Anstieg zu erwarten ist. Das BVL kann über die Gründe für den Anstieg „nur spekulieren“, verweist aber darauf, dass das Portal inzwischen von allen Landesbehörden - die ihre Warnmeldungen selbständig einspeisen - standardmäßig genutzt werde, um auf Rückrufe von Unternehmen hinzuweisen. „Zum anderen stehen auch die Unternehmen selbst Rückrufen zunehmend weniger kritisch gegenüber“, heißt es. Während in den Anfängen des Portals noch die „Prangerwirkung“ kritisiert worden sei, „werden öffentliche, teils vorsorgliche Rückrufe inzwischen vielfach als Bestandteil eines verantwortungsvollen Managements gesehen, mit dem auch Vertrauenswürdigkeit demonstriert werden kann“.

Auch dies könnte zu einer höheren Zahl an Rückrufen beigetragen haben. Hinzu kommt bei Lebensmitteln, dass die Öffentlichkeit sensibler auf Themen wie Allergien und Unverträglichkeiten reagiert. Der Anstieg der Warnmeldungen muss damit nicht zwingend auf Probleme bei der Lebensmittelsicherheit zurückzuführen sein. So verweist das BVL auf Daten des so genannten „Mehrjährigen Nationalen Kontrollplans“ (MNKP). Aus diesen gehe hervor, dass die Anzahl der beanstandeten Lebensmittelproben in den letzten Jahren nahezu konstant bei 13 Prozent liegt und die Anzahl der kontrollierten Betriebe mit Verstößen sogar leicht zurückgegangen ist. Dabei beziehe sich die 13 Prozent-Quote ausdrücklich nicht auf alle Lebensmittel, sondern nur auf die, von denen „risikoorientiert“ Proben genommen wurden.

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