Luftfahrt Gewerkschaften: Aktionäre sollen für Lufthansa-Hilfen stimmen

Die Hauptversammlung soll über Staatshilfen für die angeschlagene Airline entscheiden. Gewerkschaften fordern die Aktionäre auf, das Paket anzunehmen.

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Die Gewerkschaften wollen die Aktionäre dazu bewegen, für die Staatshilfen zu stimmen. Quelle: Imago

Gewerkschaften appellieren vor der entscheidenden Hauptversammlung der Lufthansa an die Aktionäre, die geplanten Staatshilfen anzunehmen. Die Anteilseigner sollten ihr Stimmrecht bei dem außerordentlichen Aktionärstreffen am Donnerstag (25. Juni) wahrnehmen und das Paket ermöglichen, erklärte die Flugbegleitergewerkschaft Ufo am Freitag in Mörfelden-Walldorf bei Frankfurt. Ähnlich äußerten sich die Pilotenvertretung VC und Verdi.

Die Bundesregierung will mit Hilfen von neun Milliarden Euro die Lufthansa vor den Folgen der Coronakrise retten. Vorgesehen ist, dass der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds im Zuge einer Kapitalerhöhung Aktien zeichnet, um eine Beteiligung von 20 Prozent am Grundkapital der Airline aufzubauen. Zudem sind stille Einlagen von bis zu 5,7 Milliarden sowie ein Kredit von bis zu 3 Milliarden Euro geplant.

Die außerordentliche Hauptversammlung am Donnerstag muss dem Paket zustimmen. An diesem Samstag um Mitternacht endet für Lufthansa-Aktionäre die Registrierungsfrist für das Aktionärstreffen.

Die Aktionäre hätten eine Verantwortung, sagte Ufo-Geschäftsführer Nicoley Baublies. „Sie werden über die Zukunft des Konzerns und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitentscheiden. Sollte eine Mehrheit zur Annahme der Staatshilfen erreicht werden, dann sind auch wir davon überzeugt, dass die Lufthansa mit allen Arbeitnehmern an Bord gut aus dieser Krise kommt.“

Auch die Pilotengewerkschaft VC forderte die Anteilseigner auf, für die Staatshilfe zu votieren. Lufthansa könne nur mit der Sicherheit eines Rettungspaketes zu alter Stärke und Stabilität zurückfinden, erklärte VC-Präsident Markus Wahl. „Ein Schutzschirmverfahren wäre hingegen unkalkulierbar.“ Der Frankfurter Verdi-Gewerkschaftssekretär Uwe Schramm sagte am Freitag: „Wir appellieren an alle Aktionäre, dem Rettungspaket zuzustimmen, damit es weitergeht mit Lufthansa. Alles andere würde in eine unsichere Zukunft führen.“

Airline fürchtet möglichen Plan von Thiele

Hintergrund sind Sorgen auch der Lufthansa, dass die Präsenz der Aktionäre bei der Hauptversammlung unter 50 Prozent liegen könnte. Dann wäre eine Zweidrittelmehrheit für das neun Milliarden Euro schwere Rettungspaket des Bundes nötig. Zugleich hat der Unternehmer Heinz Hermann Thiele seinen Lufthansa-Anteil auf gut 15 Prozent aufgestockt. Die Airline fürchtet, dass er den Rettungsplan blockieren könnte. Sie hatte vor einer Insolvenzlösung gewarnt, sollte die Aktionäre dem Rettungsplan nicht zustimmen.

Thiele hatte zuletzt in einem Interview betont, die Aufstockung seines Anteils sei „kein Signal, auf der Hauptversammlung gegen irgendetwas zu stimmen“. Er zeigte sich aber unzufrieden besonders mit dem geplanten Staatseinstieg. „Ich bin der festen Überzeugung, dass der Staat nicht der beste Unternehmer ist.“

Sein Stimmverhalten bei der Hauptversammlung ließ er offen. „Ich werde aber sicherlich hier nicht blockieren oder ausbremsen“, sagte der Unternehmer, der Hauptaktionär beim Bremsen-Spezialist Knorr-Bremse ist. Er hoffe vielmehr, dass noch zuvor etwas bewirkt werden könne.

Thiele wolle mit Finanzminister Olaf Scholz (SPD) über das Rettungspaket sprechen, berichtete das „Handelsblatt“. Thieles Sorge sei unter anderem, dass die Regierung in ihrer Rolle als Lufthansa-Aktionär einen Stellenabbau und damit die Sanierung erschweren könnte. Eine Bestätigung für eine Unterredung gab es nicht.

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