Nächste Teuerungswelle So begründet Aldi die massiven Preiserhöhungen

Quelle: dpa

Nachdem Aldi zuletzt für rund 160 Artikel die Preise erhöht hatte, legt er jetzt noch einmal nach: Von Seelachs bis zu Rasierklingen wird vieles teurer. Dem Discounter bleibt nach eigner Darstellung keine andere Wahl.

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Für den Lebensmittelhandel ist Aldi das, was die Opec für den Ölmarkt ist. Senkt der deutsche Discountprimus den Butterpreis, ziehen die Wettbewerber zähneknirschend nach. Erhöht Aldi die Fleischtarife, atmet die Konkurrenz auf und schlägt selbst zu. Wobei die Preise in den vergangenen Wochen nur eine Richtung kannten: aufwärts. 

Nachdem der Discounter vergangene Woche für rund 160 Artikel die Preise erhöht hatte, legte er von Montag bis Mittwoch noch einmal nach, berichtet die „Lebensmittelzeitung“. Demnach seien weitere 20 bis 30 Artikel hinzugekommen, inklusive unterschiedlicher Varianten sind es rund 50. Damit habe Aldi innerhalb weniger Tage mehr als 180 Produkte mit 450 Varianten verteuert, berichtet das Fachblatt. 

Und wiederum zeigt sich, dass Aldi Nord und Süd im Lebenshandel beim Thema Preis noch immer das Maß aller Dinge sind. Nahezu flächendeckend zog die Konkurrenz von Rewe, Lidl, Edeka und Kaufland inzwischen nach – und ging zum Teil noch über die Preissteigerungen von Aldi hinaus.

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Der Discounter selbst geht zwar nicht auf einzelne Produkte ein, begründet in einer Stellungnahme gegenüber der WirtschaftsWoche, warum es sich derzeit nicht vermeiden lasse, Preise auf breiter Front zu erhöhen. Ursache seien demnach mit der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine „zwei Jahrhundert-Ereignisse“, mit denen man konfrontiert sei und „die sich massiv auf die weltweiten Lieferketten auswirken“, wie es ein Unternehmenssprecher von Aldi Nord formuliert.  

Bereits Ende vergangenen Jahres hätte die steigende Nachfrage nach Rohstoffen wie Metallen, Baumwolle, Kunststoffen und Holz für Teuerungen in vielen Bereichen gesorgt. Verschärft worden sei die Lage durch die angespannte weltweite Logistik und die Corona-bedingt unterbrochenen Lieferketten, etwa durch den Mangel an Frachtcontainern und Lkw-Fahrern. Hinzu kamen beziehungsweise klimabedingte Ernteausfälle bei Getreide, Hartweizen sowie Zucker und Kaffee. All dies habe zu erheblichen Preissteigerungen und zur Knappheit von Rohwaren im Lebensmittelbereich geführt. 

Mitnahmeeffekte durch die Industrie

„Mit dem Krieg in der Ukraine und der zunehmenden Isolierung Russlands geraten die Lieferketten weiter unter Druck, fallen doch wichtige Herkunftsländer für Rohstoffe wie Weizen oder Speiseöle bis auf Weiteres weg“, teilt Aldi mit. „Zugleich steigen die Energiepreise weiter massiv an, was die Kosten für Produktion und Logistik bei unseren Lieferanten weiter in die Höhe schnellen lässt.“



Die Folge: „Die Einkaufspreise im Lebensmitteleinzelhandel ziehen seit Monaten in fast allen Warengruppen stark an – zum Teil in deutlich zweistelligen Prozentbereichen“, sagt der Aldi-Nord-Sprecher. Niemand in der gesamten Wertschöpfungskette im Lebensmitteleinzelhandel könne sich dieser Entwicklung entziehen. 

Hinzu komme, dass einige Warengruppen am Markt so knapp werden, dass Aldi gezwungen sei, teurer einzukaufen, „um eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten, Existenzen unserer Lieferanten und die Versorgung zu sichern“. Damit sei man, „wie alle anderen Händler auch, an einem Punkt angelangt, an dem wir unsere Verkaufspreise anpassen müssen.“

In der jüngsten Preisrunde hat der Handelsriese laut „Lebensmittelzeitung“ sowohl Eigenmarken wie auch Markenartikel verteuert. Darunter Oetker-Backmischungen, Fuze-Tea, Alaska-Seelachs und Almare-Räucherlachs. Auch Bio-Linsen und die Eigenmarken für Rasierklingen würden nun mehr kosten.

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Der Aldi-Sprecher betont, dass damit nicht die eigenen Margen erhöht würden. Wichtig sei für das Unternehmen zudem, genau zu unterscheiden, „wo Preisforderungen tatsächlich durch die genannten Faktoren gerechtfertigt sind und wo es Mitnahmeeffekte durch die Industrie gibt“. 

Dass Hersteller die angespannte Situation nutzen, um Aufschläge durchzusetzen, die über ihre eigenen Kostensteigerungen hinausgehen, hatten zuvor schon andere Händler moniert. Edeka-Chef Markus Mosa sprach von ungerechtfertigten Forderungen der Industrie. Rewe-Chef Lionel Souque beklagte sich über „Hersteller, die nur auf der Preiswelle mitreiten wollen.“

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