Nomos und Wempe – das galt in der jüngeren Geschichte des deutschen Uhrenbaus als eine der Erfolgsgeschichten. Die Uhren aus der Glashütter Manufaktur wurden mit großem Erfolg in den Filialen des Hamburger Juweliers verkauft. Es gab gemeinsame Sondereditionen und Vertriebsaktivitäten.
Im Oktober vergangenen Jahres endete die bis dato einvernehmliche Partnerschaft aber abrupt. Wempe listet Nomos aus. Der Hintergrund: Roland Schwertner, Gründer von Nomos, hatte zuvor einmal mehr eine Idee, die mit Usancen in der Uhrenindustrie brach. Er verkaufte seine Uhren plötzlich nicht nur online, sondern schloss Kooperationen mit den Portalen chronext und chrono24. Beide Onlineportale handeln mit gebrauchten Uhren.
Auf beiden Seiten, so die Vermutung, konnten dabei aber auch Händler ihre Uhren mit Abschlag vertreiben – ein Graumarkt. Das missfiel nicht nur Juwelier Wempe sehr, sondern auch zahlreichen weiteren Juwelieren in Deutschland. Der Fall beleuchtete erneut die Schwierigkeiten, die die Uhrenbranche mit dem Vertriebskanal Online noch immer hat.
Von gekränkten Eitelkeiten, von misslungener Kommunikation war die Rede. „Schwertner hätte doch nur mal anrufen und mit Wempe reden müssen“, hieß es bei vielen Branchenkennern. Über die Reaktion von Wempe war wohl auch der Nomos-Gründer überrascht. Er versuchte, den Schaden klein zu halten. Für bestehende Kunden hätte die Auslistung schließlich bedeutet, dass sie Nomos-Uhren, die sie bei Wempe gekauft haben, dort nicht mehr zum Service hätten geben können.
Einige Monate später haben die Beteiligten offenbar erkannt, was sie aneinander haben. Seit mehreren Tagen kursierten Gerüchte, dass die vermeintlich zerstrittenen Parteien wieder aufeinander zugegangen seien. Nun folgt die Bestätigung, dass man die 20-jährige Partnerschaft fortführen wolle, stationär wie online. Dies erfolge auch in Anerkennung der Rolle beider Unternehmen für die deutsche Uhrenbranche, heißt es. Die Kooperation mit den Portalen chronext und chrono24 hat Schwertner im Gegenzug wieder aufgekündigt. Ein Rückschlag für die beiden Unternehmen im Kampf um Anerkennung in der Branche.
Der Fall zeigt, dass beide Marken einander mehr brauchen, als sie sich gegenseitig eingestehen wollen. Für Nomos ist der gute Juwelier mit zahlreichen Filialen wichtig, für Wempe die zugkräftige Marke, die auch ein jüngeres Publikum in die Geschäfte lockt.
Die Kunden werden von der Trennung vermutlich ohnehin nicht viel mitbekommen haben. Wempe hatte die noch in den Filialen vorrätigen Modelle nie aus dem Schaufenster geräumt. Nun kann das Unternehmen auch wieder neue Modelle dazustellen.




