Russischer Konzern erwägt weitreichende Zugeständnisse Rusal ringt um Aufhebung von Sanktionen

Es geht um die Existenz: Der russische Alu-Riese Rusal versucht mit einer Umstrukturierung des Managements die US-Behörden zu besänftigen.

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Versandfertiges Aluminium in einer Schmelze der Rusal in Krasnoyarsk, Russland. Massive Strafaktionen der USA drohen einen der größten Produzenten der Welt auszuhungern. Was politischen Hintergrund hat, hilft auch den US-Aluminiumerzeugern erheblich. Quelle: Reuters

Moskau/London Der von US-Sanktionen schwer getroffene russische Aluminiumgigant Rusal versucht händeringend, die Regierung in Washington zum Einlenken zu bewegen. Konzernnahen Kreisen zufolge will das Unternehmen dazu die Führungsspitze komplett umbauen. In Kürze solle ein unabhängiger Verwaltungsrat berufen werden, der ein neues Management installieren werde, sagten zwei Insider am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. „Rusal ist in Kontakt mit den US-Behörden und hofft, dass der Schritt ausreicht, um von der Sanktionsliste genommen zu werden“, erläuterte einer der beiden.

Die US-Regierung hat unlängst Strafmaßnahmen gegen den russischen Milliardär Oleg Deripaska sowie Rusal und andere Unternehmen verhängt, an denen Deripaska große Beteiligungen besitzt. Hintergrund sind unter anderem Vorwürfe, Russland habe sich in die US-Präsidentenwahl 2016 eingemischt.

Deripaskas Firmengruppe En+, die dessen 48-prozentiges Rusal-Paket hält, kündigte am Freitag ein zusätzliches Entgegenkommen an. Demnach ist Deripaska grundsätzlich bereit, seinen En+-Anteil auf unter 50 von derzeit 65 Prozent zu verringern.

Es blieb allerdings zunächst unklar, ob die Schritte die USA dazu bringen werden, ihre Sanktionen gegen Rusal aufzuheben. Ein Sprecher des US-Finanzministeriums sagte, eine Reduzierung der Beteiligung für sich genommen könne dies nicht garantieren. Rusal wollte sich zu dem Thema nicht äußern. Jüngst hatte die Regierung in Washington angedeutet, dass sie den Konzern von der Sanktionsliste nehmen könnte, falls Deripaska die Kontrolle über Rusal abgeben würde.

Sollte das Unternehmen keinen Erfolg in seinen Verhandlungen mit den amerikanischen Behörden haben, müsste es seine Aluminiumausfuhren dauerhaft einstellen und sich auf den heimischen Markt beschränken, sagte einer der Insider. „In dem Fall würde sich Rusal vom Weltmarkt zurückziehen, und das will natürlich niemand“, führte er aus.

Die Anfang April verhängten Strafmaßnahmen haben bereits weitreichende Auswirkungen. So büßten die in Hongkong gelisteten Rusal-Aktien seitdem fast 60 Prozent an Wert ein. Die Aluminiumpreise schossen drastisch nach oben, was Firmen auf der ganzen Welt trifft, auch in den USA. Unter anderem drohen nun Autoteile und Getränkedosen teurer zu werden.

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