Ryanair O'Leary legt in Frankfurt nach

Ende März starten die ersten Ryanair-Flüge in Frankfurt. Doch Airline-Chef Michael O'Leary hat am Heimatflughafen des Rivalen Lufthansa noch viel mehr vor. Zum Oktober rüstet der Billigflieger erst richtig auf.

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Der Ryanair-Chef will an Deutschlands größtem Flughafen sieben Maschinen stationieren. Quelle: dpa

Frankfurt Als Ryanair im vergangenen Herbst den Start am größten deutschen Drehkreuz bekannt gab, überließ Unternehmenschef Michael O’Leary den Auftritt noch seinen Vorstandskollegen. Am Dienstag nun reiste er persönlich nach Frankfurt – und legte ordentlich nach. Der irische Anbieter wird ab dem kommenden Winterflugplan – also ab Oktober – mit sieben Flugzeugen in Frankfurt stationiert sein. Geplant sind 20 neue Strecken für 2,3 Millionen Passagiere.

„Einige Verbindungen gibt es hier bereits, andere nicht – die werden dafür sorgen, die Ticketpreise deutlich zu senken“, sagte O’Leary: „Unser Durchschnittspreis für Tickets betrug im vergangenen Jahr 46 Euro und wird in diesem Jahr auf voraussichtlich auf 40 Euro fallen.“

Die nach Passagierzahlen größte europäische Airline wird damit ihr Angebot am Heimatflughafen der Lufthansa deutlich ausbauen. Ab März stationieren die Iren zunächst zwei Flugzeuge in Frankfurt, im Winter kommen fünf dazu. O’Leary spricht von einer Investition von 700 Millionen Dollar. Zu den bereits ab Sommer angeflogenen touristischen Zielen wie etwa Mallorca werden im Herbst Ziele wie Madrid, Toulouse oder Venedig kommen.

„Ich kann mir vorstellen, hier in Frankfurt bis zu 20 Flugzeuge zu stationieren, mehr werden wir hier nicht machen“, sagte O’Leary. Ryanair sei gemessen an der Gesamtkapazität des Frankfurter Flughafens zwar ein kleiner Anbieter und werde das auch bleiben. „Aber es ist wichtig, dass Ryanair hier ist, um das Lowcost-Segment in Frankfurt attraktiv zu machen“, sagte O’Leary.

Ryanair will seine Präsenz in Deutschland massiv ausbauen. Billig-Fluggesellschaften kommen hierzulande auf einen Marktanteil von rund fünf Prozent, in Großbritannien sind es dagegen 20 Prozent. Hinzu kommt: Weil der Ausstieg der Briten aus der EU die Verkehrsrechte der Airlines auf der Insel durcheinander wirbelt, müssen Fluggesellschaften wie Ryanair nach alternativen Wachstumsmöglichkeiten suchen. Immerhin plant die Airline laut O’Leary die Zahl der Passagiere von 106 Millionen im vergangenen Jahr auf 200 Millionen in acht Jahren zu steigern.

So überlegt Ryanair derzeit, die innerbritischen Verbindungen aufzugeben. Stattdessen könnten alleine zehn der 50 neuen Flugzeuge, die die Airline jährlich bekommt, in Deutschland stationiert werden, hatte O’Leary kürzlich der „Wirtschaftswoche“ erklärt.

Auf der anderen Seite wirbt der Flughafenbetreiber Fraport zurzeit massiv um Lowcost-Airlines. Fraport-Chef Stefan Schulte muss seinerseits das Wachstum absichern, nachdem die etablierten Fluggesellschaften wie Lufthansa eher auf der Bremse stehen. „Viele deutsche Airports haben realisiert, dass sie uns brauchen“, sagte O’Leary.


Ryanair sorgt für Bewegung in der Branche

Schulte hat sich deshalb für neue Airlines in Frankfurt ein neues Gebührenkonzept genehmigen lassen und verspricht den Billiganbietern, ein Flugzeug in nur 35 Minuten abzufertigen. Das ist wichtig, denn die Lowcost-Gesellschaften fliegen nur zwischen zwei Punkten hin und her – ohne Umsteigeverkehr. Sie wollen die Maschinen schnell wieder in der Luft haben, wo sie Geld verdienen.

Das neue Konzept hat neben Ryanair auch die ungarische Wizz Air angelockt, die im Sommer eine Verbindung ab Frankfurt nach Sofia aufnehmen will. Lufthansa will die neue Konkurrenz nun mit der eigenen Billig-Plattform Eurowings in Schach halten. Sie soll ab dem Sommerflugplan kommenden Jahres in Frankfurt starten und landen.

Ursprünglich hatte Lufthansa die beiden Hauptdrehkreuze Frankfurt und München für die Kernmarke Lufthansa reservieren wollen, auch um die Premiumpreise zu schützen. Doch nachdem in München etwa mit Transavia bereits ein Billigflieger gestartet war, werden dort noch in diesem Jahr Eurowings-Flugzeuge stationiert. Die Passagiere können sich freuen, denn der Druck auf die Ticketpreise dürfte weiter zunehmen.

O’Leary nutzte seinen Auftritt zudem, um seine Forderungen an die deutsche Politik und wichtige Entscheider zu erneuern. Trotz des Ausbaus in Frankfurt bekenne man sich zu den benachbarten Flughafen in Hahn, wo im Winter zwei neue Strecken von Ryanair aufgenommen werden: „Aber die Luftverkehrssteuer schadet uns dort.“ Zudem sprach sich der Ryanair-Chef für die Offenhaltung des Berliner Flughafens Tegel aus. „Der neue Berliner Flughafen hat eine Kapazität von 27 Millionen Passagieren pro Jahr, die Flughäfen in Berlin hatten aber im vergangenen Jahr schon 33 Millionen Passagiere.“

Und auch Lufthansa bekam ihr Fett ab. Das Anmieten von Air-Berlin-Flugzeugen durch die Lufthansa ist in den Augen des Ryanair-Chefs nichts anderes als eine verdeckte Übernahme. „Nur in Deutschland ist es möglich, dass die größte Airline des Landes die zweitgrößte kauft und sie schließt“, sagte O’Leary, der gegen den sogenannten Wet-Lease-Deal Beschwerde vor dem Bundeskartellamt und den EU-Kartellbehörden einreichen will: „Das ist schlecht für die Konsumenten, weil die Preise steigen werden.“

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